Selbstversuch: Hält die Corona-App, was sie verspricht?
Autor: Bastian Sünkel
Kronach, Donnerstag, 25. Juni 2020
Eineinhalb Wochen ist die Corona Warn App alt und mehr als zwölf Millionen Menschen nutzen sie. Doch wie sieht das in der Praxis aus und wem nutzt sie wirklich? Reporter Bastian Sünkel hat sich und anderen aufs Display geschaut.
Gerhard stellt ein Seidla als Wetteinsatz in Aussicht.Wer es schafft, sagt er in die Runde einer Kneipe etwas südlich der Landkreisgrenze, die Corona Warn App auf dem Handy seiner Frau zum Laufen zu bringen, der hat sich ein Bier auf seinen Deckel verdient.
Gerhard und Erika sind Mitte 60. Sie hat ein Handy, er nicht. Seit mehreren Tagen hat sie die App installiert. Das Herunterladen war kein Problem, sagt Erika. Aber sobald sie auf den durchgestrichenen Kreis innerhalb der App klickt, um die Risiko-Ermittlung von "gestoppt" auf "aktiv" umzuschalten, springt der Schalter wieder automatisch zurück. Die App ist da, aber ohne blaues Bluetooth-Signal nichts anderes als verschwendeter Speicherplatz.
Mein Cousin Marius wittert Freibier. Er ist 25 und somit in die Generation Digital hineingeboren. Für ihn ist ein Smartphone das, was für Erika und Gerhard früher ein Faxgerät war, nur noch weniger Neuland. Marius checkt die Berechtigungen der Corona Warn App in den Einstellungen. Passt. Alle notwendigen Berechtigungen sind aktiviert. Hat Erika die App gelöscht und neu installiert? Alles ausprobiert. Bluetooth-Einstellungen? Okay. Aber sobald er den auf das Bluetooth B oder die Warn-Aktivierung klickt passiert: nichts - als hätte sich das Gerät einen Virus eingefangen.
Genau an dem Dienstag, als die erste Nachricht im Morgenradio die Veröffentlichung der Corona-App angekündigt, habe ich mir die Anwendung heruntergeladen.
Etwas länger als eine Woche habe ich die App auf meinem Handy getestet, mein Umfeld im Umgang mit der App beobachten und befragt. Die Fakten sind vielversprechend: Rund 12 Millionen Downloads in Deutschland vermeldet die Presse in dieser Woche. Nur wenn sich genügend Menschen beteiligen, erfüllt die Corona Warn App ihren Sinn.
Die Corona-App im Selbstversuch
Ich habe ein Handy aus China, das etwa eineinhalb Jahre alt ist und kein Problem damit hat, im in diesem Fall fälschlicherweise als Play Store bezeichneten Downloadportal die Corona Warn App zu finden. Das ist alles kein Spiel, das weiß man seit geraumer Zeit. Es erscheinen noch andere Apps, wenn ich "Corona" tippe. Die App "COVID-19", ein Erstversuch der Telekom Ende März, Testergebnisse zu übermitteln, die das Technikmagazin c't in Hinblick auf die Datensicherheit das Zertifikat "katastrophal" ausstellt.
Eine App namens "Corona-Datenspende" des Robert-Koch-Instituts, die Daten aus Fitness- und Gesundheitsapps sammelt und dem Forschungsinstitut zur Verfügung stellt. Eine wichtige, wenn auch auf eine kleine Gruppe beschränkte App, die bei Android etwas mehr als 100000 Downloads verzeichnet. Daneben: "Corona Check Screening", "Coronika - Dein Corona-Tagebuch" usw. Aber nun soll es die eine sein, sagt das Frühstücksradio, die Regierungsapp, von der sich das coronageplagte Deutschland neue Sicherheiten verspricht.