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Schwere Zeit für die Hospizarbeit in Kronach


Autor: Heike Schülein

Kronach, Montag, 06. April 2020

Die Personen, die der Hospizverein Kronach betreut, zählen zu den gefährdetsten. Die ehrenamtlichen Hospizbegleiter können sie derzeit nicht besuchen.
Die beiden Hospizkoordinatorinnen (von links) Annette Hümmer und Brigitte Raabgrund bei der ökumenischen Gedenkandacht des Hospizvereins Kronach für die Verstorbenen. Archiv(Heike Schülein


"Für die betroffenen Personen und ihre Angehörigen ist dies sehr schwer anzunehmen; aber es wird verstanden", verdeutlicht Hospizkoordinatorin Annette Hümmer die aktuelle Lage der Hospizarbeit in der Corona-Krise. Um die Begleitung todkranker Menschen und deren Angehöriger trotz ausfallender Besuchsmöglichkeiten in den kommenden Wochen aufrechtzuerhalten, bietet der Hospizverein die Möglichkeit der telefonischen Betreuung oder des Online-Kontakts an - egal, ob es sich um Austausch bezüglich der Sterbebegleitung, Trauerarbeit oder Beratung handelt.

"Oft kann ein entlastendes Gespräch oder der Austausch schon sehr hilfreich sein, was ich gerade vermehrt in den letzten Tagen erfahren durfte. Natürlich ist es schwieriger, per Telefon auf Wünsche und Bedürfnisse einzugehen. Aber in erster Linie kommt es darauf an, dass Betroffene gehört und wahrgenommen werden, Ängste, Nöte und Sorgen zum Ausdruck gebracht werden dürfen und auch verstanden und ernst genommen werden", betont Hümmer. Aktuell eine große Rolle spiele die Netzwerkarbeit. Dabei könne man anfragende Personen oft an weitere Einrichtungen/Dienste oder Hilfsangebote verweisen, die zusätzliche Unterstützung anbieten könnten, zum Beispiel den spezialisierten ambulanten Palliativdienst.

Auch für die Hospizbegleiter sei die Situation schwer tragbar - in dem Wissen, dass es durchaus sein könne, ihre zu begleitende Person vielleicht nie mehr sehen und somit nicht persönlich Abschied nehmen zu können. So sei es manchen Betroffenen aufgrund des schlechten Allgemeinzustandes nicht mehr möglich, einen Telefonkontakt aufrecht zu erhalten. In solchen Situationen stehe dann die telefonische Betreuung und Begleitung der Angehörigen im Vordergrund.

In Kontakt mit Angehörigen

"Leider sind unsere Möglichkeiten, Schwerstkranke und Sterbende in dieser herausfordernden Zeit zu unterstützen und zu begleiten, extrem eingeschränkt", bedauert auch Brigitte Raabgrund. Die aktuell hospizlich begleiteten Betroffenen seien überwiegend Bewohner von Seniorenheimen und aufgrund ihrer Erkrankungen sei auch telefonischer Kontakt nur eingeschränkt möglich. Man erkundige sich regelmäßig beim Pflegepersonal und stehe in Kontakt mit den Angehörigen.

Auch gerade begonnene Begleitungen müssten pausieren. Dies sei für die Hospizbegleiter schwer auszuhalten, da ihnen die Begleitung von Menschen in den letzten Lebenstagen sehr am Herzen liege. "Eine unserer Hospizbegleiterinnen hatte nach längerer Pause vor kurzem wieder eine Begleitung eines schwer erkrankten Bewohners in einem Seniorenheim begonnen. Es war schon beim Erstbesuch eine herzliche Begegnung und beide haben sich sehr gut verstanden. Die Hospizbegleiterin hat ihm beim nächsten Besuch selbstgebackenen Kuchen mitgebracht und die Freude war groß", erzählt Raabgrund. Leider sei es dann aufgrund der Corona-Krise nicht mehr zu einer weiteren Begegnung gekommen. Da telefonische Gespräche nur bedingt möglich seien, möchte die Hospizbegleiterin diesem Heimbewohner regelmäßig eine Grußkarte schreiben, um ihn eine Freude zu machen und den Kontakt aufrechtzuerhalten.

Neue Anfragen nehme man gerne an. Man könne Betroffene und Angehörige durch regelmäßige telefonische Gespräche begleiten, um Ängste und Unsicherheiten zu mildern, auf weitere Unterstützungsmöglichkeiten hinweisen und soziale Kontakte aufrechterhalten. Per Mail oder telefonisch sei man auch in Kontakt mit den Netzwerk- und Kooperationspartnern, den Seniorenheimen und den ehrenamtlichen Hospizbegleitern.

Letzte-Hilfe-Kurse

Heuer bietet der Hospizverein auch "Letzte-Hilfe-Kurse" an. Der erste fand bereits Anfang März im evangelischen Gemeindehaus Kronach in Kooperation mit dem evangelischen Bildungswerk statt. Diese Kurse vermitteln das "kleine 1x1 der Sterbebegleitung", das Umsorgen von schwerkranken und sterbenden Menschen am Lebensende. "Letzte Hilfe" richtet sich an alle Menschen, die sich über Themen rund um Sterben, Tod und Palliativversorgung informieren wollen. "Wir möchten dadurch Grundwissen an die Hand geben und ermutigen, sich Sterbenden zuzuwenden - denn Zuwendung ist das, was wir alle am Ende des Lebens am meisten brauchen", zeigt sich Raabgrund sicher. Im Kurs gehe es auch um Themen wie Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht sowie um Beschwerden, die Teil des Sterbeprozesses sein könnten und wie wir zur Linderung beitragen könnten. Zudem überlege man gemeinsam, wie man Abschied nehmen könne und bespreche unsere Möglichkeiten und Grenzen. Der Kurs besteht aus vier Unterrichtseinheiten zu jeweils 45 Min und wird an einem Nachmitttag oder Abend durchgeführt. Der nächste Kurs wird voraussichtlich im Herbst stattfinden.

Aktuell ruhen Aktivitäten des Hospizvereins wie das Trauer-Caféchen, das Frühstück mit der Resi sowie die Beratung zur Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung. Nähere Infos finden sich auf der Homepage www.hospizverein-kronach.de.

Kontakt

Fragen von Betroffenen können nach wie vor per Telefon, E- M ail, Whatsapp beziehungsweise Videoanruf geklärt werden. Hilfesuchende rufen bitte einfach beim Hospizverein unter der Telefon-Nr. 0160-5509952 an (Anrufbeantworter wird abgehört) oder setzen sich direkt mit den Koordinatorinnen in Verbindung.