Druckartikel: Schwenken für den Frieden

Schwenken für den Frieden


Autor: Michael Wunder

Wallenfels, Freitag, 27. Mai 2016

Hätte sich bei Fähnrich Sven Hofmann die Schwedenfahne verheddert, dann wäre laut Legende der Frieden in Gefahr gewesen.
Der jüngste Stadtrat Sven Hofmann beim traditionellen Fahnenschwenken auf der Schwedenbrücke.  Foto: Michael Wunder


In Wallenfels ist Fronleichnam mit dem Schwenken der Schwedenfahne der höchste Feiertag im Jahr. Wie in den anderen Gemeinden auch, wurden bereits in den Tagen zuvor die Gehsteige gereinigt und die Gebäude in "Hochglanz" versetzt. Besonders geforderte sind dann die Familien, welche die Altäre schmücken. Bereits Tage zuvor werden hierfür die Vorbereitungen getroffen. So auch bei Hermann Zeuß, der in zweijährigen Turnus einen Altar vor seinem Anwesen gestaltet. "Zum Aufbauen beginnen wir bereits um 4 Uhr in der Frühe. Das Bild in der Mitte vor dem Altar habe ich in den letzten Wochen bereits vorgearbeitet", meinte Zeuß kurz bevor sich die Prozession dem Altar am Höhenweg nähert.
Kurze Zeit später sind dann auch Dominik Weiß und Karl-Heinz Müller bereits unterwegs. Die Böllerschützen bereiten am Leutenberg ihre ersten Schüsse vor, denn bereits um 5 Uhr zum Weckruf fliegt das erste Schwarzpulver in die Luft. "Es gibt für den gesamten Vormittag einen festen Schießplan", erklären die beiden Männer, die im Hintergrund tätig sind. Aufgebaut sind neben dem kleinen Schießhaus drei dreiröhrige Standböller. Die mit Schwarzpulver gefüllten Sicherungsbolzen werden über ein Seil aus einigen Metern Entfernung nach und nach gelöst. Während des Marschierens können die beiden geprüften Böllerschützen die Trommler hören und danach ihren zeitlichen Ablauf steuern.


Drei Schüsse in Folge

An den Altären angekommen, bekommen sie von einem Kollegen über Funk einen Befehl, wenn die vier Einzelschüsse und beim Segen die drei Schüsse in Folge gezündet werden müssen. Dann geht am Leutenberg richtig was ab, die beiden Männer müssen sich nicht nur gegen die Lautstärke mit Kopfhörer-artigem Hörschutz schützen, sondern bekommen auch kurzfristig den Qualm und einen schwefeligen Geruch ab. Aber bereits nachdem sich der Qualm wieder etwas verzogen hat, sind sie schon wieder am Laden, wobei über einen kleinen Trichter das Schwarzpulver Maß genau eingefüllt wird.
Ihre Soldatenkameraden sind vor Beginn der Kirchenparade bereits mit den Gewehren ausgerüstet und haben den Bürgermeister, den Schwedenfähnrich sowie den Schwedenleutnant zu Hause abgeholt. Nach dem "Antreten" zeichnet Hauptmann Christopher Zeuß langjährige aktive Mitglieder aus.
Anschließend lässt der Hauptmann auch schon lautstark das erste Kommando erschallen und die Kirchenparade setzt sich in Bewegung.
Im Gleichschritt begibt man sich unter den Klängen des Musikvereins bei der Kirchenparade zum Gotteshaus St. Thomas. Dort wird Christus, in der Brotgestalt des heiligen Altarsakraments in der Monstranz abgeholt. Pater Jan Poja trägt Christus in der Gestalt des Brotes bei der Prozession durch die Straßen der Flößerstadt. Mit dabei sind auch wieder die Statue des Heiligen Sebastian und die Muttergottesstatue, welche von sechs jungen Mädchen in weißen Kleidern getragen wird. Nach zwei Altären begibt man sich zur Schwedenbrücke, wo als Höhepunkt die Schwedenparade stattfindet.
Das jüngste Stadtratsmitglied Sven Hofmann begrüßte die "in Reih und Glied aufgestellte Fahnenabordnung nach alten Brauch. Dabei werden die Fahnen gekreuzt - sie berühren sich gegenseitig. Anschließend begann Fähnrich Sven Hofmann die Schwedenfahne zu schwingen. Eine Legende besagt, dass sich die Fahne nicht verheddern darf, ansonsten besteht Gefahr für den Frieden. Der junge Stadtrat zeige sich jedoch auch bei seinem dritten Einsatz von den vielen Hundert Zuschauern unbeeindruckt und schwenkt die Fahne souverän. Es geht alles glatt über die Bühne, so dass man das Vermächtnis auch in diesem Jahr wieder erfüllte.
Anschließend wird Pater Jan Poja mit der Monstranz durch den Hauptmann auf die Schwedenbrücke geleitet und erteilt dort den Segen in alle vier Himmelsrichtungen. Mit dem Wallenfelser Heimatlied, welches 1949 von Johannes Baptist Eichhorn verfasst wurde, endet die Zeremonie auf der Brücke. Am wenigen Meter entfernten Platz unterhalb des Rathauses feiert man bei idealen Wetterbedingungen einen Gottesdienst unter freien Himmel. Vor der Rückkehr zum Gotteshaus, wo die beeindruckende Prozession endet, gibt es noch einen weiteren Altar bei Hermann Zeuß am Höhenweg. Die mitwirkende Marine- und Soldatenkameradschaft sowie der Trommlerzug, der Musikverein und der örtlichen Gesangverein werden auch dem Flurumgang am morgigen Sonntag mitgestalten. Traditionell wird dabei die Monstranz durch die Flur getragen.


Ehrungen

Hauptmann Christopher Zeuß zeichnete vor der Kirchenparade langjährige aktive Soldaten aus. Geehrt wurden: Chris Hofmann (Marine), Thomas Sünkel (Infanterie), Dominik Förner (Pionier) (alle zehn Jahre), Stefan Mähringer, Stefan Müller (beide 20 Jahre), Thorsten Flake (25 Jahre), Michael Mähringer, Jörg Weiß (beide 30 Jahre) Helmut Müller, Paul Wilde (beide 40 Jahre) sowie Bruno Hahn (50 Jahre). mw