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Schweinepest: Keine Panik, aber Vorsicht!


Autor: Marco Meißner

Kronach, Freitag, 28. März 2014

Die Afrikanische Schweinepest hat die Grenze zur Europäischen Union überschritten und Polen erreicht. Im Kreis Kronach wird die Kontrolle deshalb groß geschrieben. Veterinär Markus Heckel ruft zur Vorsicht auf, warnt aber vor Hysterie und Panikmache.
In Deutschland ist bisher noch kein Fall der Afrikanischen Schweinepest aufgetreten, in Polen gab es schon Ausbrüche. Foto: Uwe Zucchi/dpa


Bei den Jägern im Landkreis Kronach schrillen die Alarmglocken. Ausbrüche der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bei Wildschweinen sind im Februar in Polen gemeldet worden. Damit ist diese für Wild- und Hausschweine höchst gefährliche Viruserkrankung vor der Haustür Deutschlands angekommen. Markus Heckel, Sachgebietsleiter Veterinärwesen und Verbraucherschutz am Landratsamt Kronach, warnt jedoch vor einer Hysterie.

"Bei uns ist das Thema jetzt akut, weil das Virus zum ersten Mal innerhalb der EU aufgetreten ist", erklärt er. "Fakt ist, es gibt diese Erkrankung jetzt im Bereich der EU, Fakt ist aber auch, dass die Polen sehr gute und rigide Regelungen ergriffen haben", lobt er das Vorgehen der Behörden im Nachbarland. Deshalb sei Panikmache völlig fehl am Platze.

Viel wichtiger sei es, "mit offenen, wachen Augen die Entwicklung bei den empfänglichen Tierpopulationen" zu verfolgen.


Drei Gruppen müssen besondere Vorsicht walten lassen

Damit spielt er auf drei Gruppen an. Zum einen sind das die Jäger, die ohnehin gehalten sind, regelmäßig Blutproben erlegter Wildschweine abzugeben. Heckel fordert sie auf, dies zuverlässig zu tun, um ein flächendeckendes Bild für die heimischen Reviere zu bekommen. Nur so lasse sich ein möglicher Ausbruch frühzeitig erkennen und eindämmen. Heckel, der schon die ersten Proben eingeschickt hat, rechnet mit vier bis zehn Tagen für die Auswertung.

Die Beprobung findet seit 2012 statt und suchte bisher nach Spuren der Klassischen Schweinepest und der Aujeszkyschen Krankheit, die besonders für Jagdhunde eine tödliche Gefahr darstellt. Das im Vergleich dazu Schwierige am Prüfverfahren auf Afrikanische Schweinepest ist laut Heckel der rasante, tödliche Verlauf der Krankheit. So kann das betroffene Tier keine nachweisbaren Antikörper bilden, weshalb das Virus selbst in der Probe gefunden werden muss. Einen Impfstoff gibt es übrigens noch nicht.

Weiter fordert Heckel die Jägerschaft auf, eine Häufung von Todesfällen beim Schwarzwild oder ein ungewöhliches Verhalten der Wildschweine zu melden. Erkennbar ist die fiebrige Erkrankung auch an Blutungen im Organsystem. Im Verdachtsfall werden die Kontrollen ausgeweitet, wie der Veterinär feststellt.


Jäger ziehen mit

"Die Möglichkeit eines Auftretens der Seuche besteht, aber akut ist es noch nicht", teilt Kreisjagdberater Winfried Wachter die Meinung des Veterinärs. Auch er weist darauf hin, dass dem Landratsamt die Schwarzwild-Blutproben zur Verfügung gestellt werden sollen. Im Falle eines Pestzugs könne eine konsequente Bejagung angeordnet werden, erklärt Wachter weiter.

Noch mehr Sorgen als um das Schwarzwild macht er sich für den Ernstfall jedoch um die Besitzer von Hausschweinen. "Das würde die Landwirte hart treffen", ist er überzeugt. Genau deshalb richtet sich Heckel als Zweites an diese Gruppe. Da die Afrikanische Schweinepest von Tier(produkt) zu Tier übertragen wird, ermahnt er die Schweinhalter, sich genau an die gültigen Sicherheitsvorschriften zu halten, um das Risiko einer Ansteckung gering zu halten.

Im Falle eines Auftretens der Krankheit regle eine Verordnung ganz strikt, was im gefährdeten Gebiet zu tun wäre. "Das hätte einen ,Standstill‘ zur Folge. Das heißt, der Viehverkauf käme in einer Schutzzone völlig zum Erliegen, weil man den Seuchenherd natürlich möglichst eng halten möchte. Wirtschaftlich hätte das beträchtliche Folgen", warnt Heckel davor, leichtsinnig mit den Vorschriften umzugehen. Erkrankte Schweine müssten getötet und unschädlich entsorgt werden, nennt er weitere Konsequenzen.


Krankheit nicht einschleppen

Die dritte Gruppe, die er ins Visier nimmt, sind Menschen, die im Ausland unterwegs sind. Beispielsweise durch kontaminierte Lebensmittel und sogar Jagdtrophäen könnte die Krankheit nämlich viel schneller eingeschleppt werden als durch eine natürliche Ausbreitung. Auch hier gilt also Vorsicht.


Wissenswertes über ASP

Ansteckung Die Afrikanische Schweinepest ist hochansteckend und weist eine hohe Sterblichkeit bei Haus- und Wildschweinen auf. Für den Menschen und andere Tierarten ist die Krankheit nicht gefährlich.

Symptome Bis zu 100 Prozent der infizierten Tiere verenden. Erste Symptome treten circa fünf bis 15 Tage nach einer Infektion auf. Es gibt mehrere Verlaufsformen der Krankheit.

Übertragung Die ASP wird durch den direkten Kontakt von Tier zu Tier übertragen. Insbesondere der Kontakt zum Blut infizierter Schweine ist ein Ansteckungsweg. Das Virus wurde allerdings auch im Gewebe erkrankter Wildschweine nachgewiesen. Zudem wird es mit allen Sekreten und Exkreten (Speichel, Urin, Kot etc.) ausgeschieden.

Auftreten Bereits seit 2007 breitet sich die seuchenhaft verlaufende Virus-Erkrankung in den transkaukasischen Gebieten sowie der Russischen Föderation stark aus.

Quelle: Niedersächsisches Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit


Wildschweine werden getestet

Auf die folgenden beiden Krankheiten werden die Wildschwein-Blutproben seit 2012 in Bayern im Zuge eines Monitorings ebenfalls getestet.

Klassische Schweinepest Die klassische Schweinepest (KSP) ist seit 1833 als Infektionskrankheit bekannt. Diese Virusinfektion tritt mit Ausnahme Nordamerikas, Australiens und Neuseelands weltweit auf. Sie zählt zu den gefährlichsten Schweinekrankheiten überhaupt und ist bis heute schwer kontrollierbar und nicht getilgt.

Aujeszkysche Krankheit Die so genannte Pseudowut ist eine durch das Aujeszky-Virus hervorgerufene, anzeigepflichtige Tierseuche. Der Erreger gehört zur Familie der Herpesviren. Sein eigentlicher Wirt sind Schweine. Die Krankheit ist nach dem ungarischen Tierarzt Aladár Aujeszky benannt.

Quelle: Wikipedia