Druckartikel: Schwarzstorch im Anflug auf Infozentrum Nordhalben? - Baumgärtner spricht von "schlechtem Scherz"

Schwarzstorch im Anflug auf Infozentrum Nordhalben? - Baumgärtner spricht von "schlechtem Scherz"


Autor: Andreas Schmitt

Nordhalben, Mittwoch, 21. November 2018

Ein Infozentrum über Schwarzstörche in Nordhalben? Abgeordneter Baumgärtner findet das gut - und hält es dennoch für einen schlechten Scherz.
An heißen Sommertagen kann man manchmal einen Schwarzstorch am Himmel kreisen sehen. LBV-Archiv/Zdenek Tunka


"Eigentlich ist es noch zu früh für einen Zeitungsbericht", meint Michael Pöhnlein (FW). "Wir haben bislang nur eine Ideensammlung", sagt der Nordhalbener Bürgermeister über die noch ziemlich am Anfang stehenden Überlegungen einer Arbeitsgruppe.

Der Wunsch der Beteiligten der Marktgemeinde, des Landesbundes für Vogelschutz (LBV), des Bundes Naturschutz, der bayerischen Forstverwaltung und der bayerischen Staatsforsten jedoch steht fest: Nordhalben soll - auch in der überregionalen Außenwahrnehmung - zu einem Mekka für Menschen werden, die sich für den Schwarzstorch und die unberührte Natur, die er zum Leben braucht, interessieren.

"Wir wollen der Bevölkerung und den Touristen den umweltschonenden Umgang mit der Natur näherzubringen", sagt Pöhnlein. "Wir wollen die Natur erhalten, nicht zerstören."

Viel mehr ist über das Projekt derzeit noch nicht bekannt. Finanzierung, genauer Ort, Zeitpunkt - alles noch unklar. "Es wird in der Marktgemeinde entstehen. Und für eine Infotafel bräuchten wir keine langen Gespräche führen", lässt sich Pöhnlein noch entlocken.

Im bayerischen Umweltministerium sagt eine Sprecherin auf Nachfrage: "Wir sind daran interessiert, die Naturpark-Konzeptionen weiter zu entwickeln. In diesem konkreten Fall wurden unter Führung der bayerischen Staatsforsten vor Ort Naturschutz-Kooperationsprojekte für den Schwarzstorch angestoßen."

"Es gibt ja schon länger Gedanken, wie die tolle naturnahe Bewirtschaftung unserer Wälder bekannter gemacht werden kann", sagt Fritz Maier, Leiter des Forstbetriebs Nordhalben der Staatsforsten. Ein Ansatz: die Geschichte der hohen Population des Schwarzstorchs, für den der Frankenwald eine ideale Landschaft ist, einem breiteren Publikum erzählen. "Wir brauchen ein Gebäude. Und es soll Führungen zu dem Thema geben", sagt Maier, der den Storch aber lediglich als Leitart für ein mögliches "Informationszentrum" - so der Arbeitstitel - sieht. "Das Leben im Wald soll in den Fokus rücken. Es kann auch mal um die Wildkatze gehen."

Als Standort wäre Nordhalben prädestiniert: "Hier gibt es viele Störche und laufen alle Frankenwald-Regionen zusammen. Der Ort liegt im Kreis Kronach, aber auch Thüringen und die Kreise Hof und Kulmbach sind nicht weit."

Abgeordneter: "Idee muss in ein Gesamtkonzept eingebunden werden"

"Ich begrüße das Projekt ausdrücklich", sagt Jürgen Baumgärtner. "Das ist eine gute Idee und nett gemeint. Aber es muss in ein Gesamtkonzept für die Region eingebunden werden", sagt der Landtagsabgeordnete für den Wahlkreis Kronach-Lichtenfels und Vorsitzende der Frankenwald-CSU.

Das waren aber auch schon alle positiven Worte, die Baumgärtner zu diesem Thema im Gespräch mit unserer Redaktion findet. "Das reicht mir nicht", kritisiert der Steinberger vielmehr deutlich. "Ich bin es leid, dass der Frankenwald von den Bayerischen Staatsforsten mit den Krümeln abgespeist wird, die vom Tisch des Herrn fallen."

Der Abgeordnete erinnert bei seiner Generalkritik daran, dass die Staatsforsten seinen 2017 formulierten Vorstoß, den Frankenwald zu einem Nationalpark aufzuwerten, deutlich abgelehnt hatten. "Da ist doch ein Storchenzentrum jetzt ein schlechter Witz. Ich stelle die Frage, ob der Vorstandsvorsitzende der Staatsforsten die Menschen im Frankenwald verarschen will."

Baumgärtner findet es nicht korrekt, dass "die großen Gewinne unseres Waldes nicht in der Region bleiben." Wenn dann "ein Hundertstel durch solche Projekte wieder zurückfließt, ist das viel zu wenig."

Naturlehrpfad und Spielplatz

Seiner Meinung nach hätten die Staatsforsten der Region die Chance geraubt, sich ein Gesamtkonzept zu geben. "Dabei geht es auch gar nicht um pro oder kontra Nationalpark."

Ginge es nach Baumgärtner, wäre ein Storchenzentrum beispielsweise Teil eines groß angelegten Naturlehrpfads, in den ein Waldumbauzentrum eingebettet ist. Außerdem gäbe es eine Gastronomie mit einem Erlebnisspielplatz für Kinder und einen Wanderweg, der die Kernelemente des Landkreises Kronach - Wald und Industrie - miteinander vereinen würde.

"Ich würde es unterstützen, wenn das Thema Wald intensiver aufgearbeitet werden würde", sagt Dietrich Förster, Geschäftsführer des Naturparks Frankenwald. "Es gibt ja bereits Überlegungen für neue Trekking-Plätze. Aber ein Gesamtkonzept wäre sinnvoll."

"Jeder kann seine Wünsche und Vorstellungen sagen. Aber ich bin überzeugt, dass die bayerischen Staatsforsten ihre Aufträge und Ziele vorbildlich umsetzen", sagt Fritz Maier, Leiter des Forstbetriebs Nordhalben.

Er erklärt, dass die Staatsforsten mit auf zehn Jahre angelegten Forstentwicklungsplänen arbeiten, in die Naturschutz- und Erholungskonzepte eingearbeitet seien, die sauber und ordentlich abgearbeitet würden.

"Fritz Maier ist sehr fleißig. Meine Kritik richtet sich an höhere Instanzen" sagt Baumgärtner, der die Staatsforsten auffordert, die Waldbauern als Arbeitnehmer besser zu bezahlen. "Ich bekomme gespiegelt, dass dort um jeden Cent gefeilscht wird."

Frankenwald ideal für Schwarzstörche

Heimat Für den Schwarzstorch ist der Frankenwald die perfekte Heimat. Dietrich Förster, Geschäftsführer des Naturparks Frankenwald: "Er braucht zusammenhängende Waldflächen, um in Ruhe zu brüten. Und zur Nahrungsaufnahme braucht er kleine Bäche, um Fische zu jagen, oder Wiesen für Insekten. Im Frankenwald ist alles da", sagt Förster über den größten Vogel des Naturparks. Früher wurde der Schwarzstorch wegen seiner Vorliebe für Fische als Nahrungskonkurrent des Menschen gejagt. Seit den 1980er Jahren breitet er sich wieder aus und ist heute geschützt. Im Frankenwald hat er die höchste Brutdichte in ganz Deutschland.

Infozentren Der Naturpark Frankenwald betreibt zwei Infozentren. In Steinwiesen geht es um die Kulturlandschaft, also darum, wie der Mensch die Region prägte. In Blechschmidtenhammer bei Lichtenberg (Kreis Hof) um die Naturlandschaft, also wie sich die Region seit der Eiszeit verändert hat.