Schule Johannisthal bleibt vorerst bestehen
Autor: Friedwald Schedel
Küps, Dienstag, 24. November 2015
Der Marktgemeinderat Küps hat bei seiner Sitzung am Dienstagabend noch keine Änderung beim Schulsprengel beschlossen. Das heißt, die Grundschule in Johannisthal bleibt vorerst bestehen, zumindest so lange, bis die jahrelangen Bauarbeiten an der Küpser Schule abgeschlossen sind.
Bei der Generalsanierung und dem Neubau des Mitteltrakts der Küpser Schule wird das Raumprogramm um zwei Klassenräume erweitert, damit später eventuell die Johannisthaler Schüler mit aufgenommen werden können. Das wollte die SPD-Fraktion so eigentlich nicht, scheiterte aber mit ihrem Antrag, getrennte Abstimmungen zu Schulsprengel Johannisthal und Sanierung in Küps durchzuführen.
So brechend voll war der Sitzungssaal des Küpser Rathauses noch nie. Nicht einmal bei den Abstimmungen über die Windräder. Die Schulorganisation war am Dienstagabend der Anlass für viele Bürger, zur Sitzung zu kommen. Die Elternbeiratsvorsitzenden der beiden Schulen stellten die Vorteile ihrer Einrichtungen heraus.
Bürgermeister Schneider fasste nach einer ausführlichen Diskussion und Redebeiträgen der zahlreichen Sitzungsbesucher zusammen, eine Auflösung des Schulsprengels Johannisthal stehe wegen der langen Bauzeit in Küps derzeit nicht zur Diskussion. Jedoch wolle man den Zuschnitt der Grundschule Küps so gestalten, dass alle Küpser Schüler aufgenommen werden könnten. Es solle abgeklärt werden, dass dies nicht förderschädlich sei. Dies wurde mit zwölf gegen acht Stimmen so angenommen. Eine von Ralf Pohl geforderte getrennte Abstimmung zu beiden Teilen - Schulsprengel und Bau in Küps - wurde mit elf gegen neun Stimmen abgelehnt.
Der Elternbeirat spricht
Elternbeiratsvorsitzende Daniela Schindhelm-Wagner von der Grundschule Johannisthal bat die Marktgemeinderäte, für den Bestand der Schule in Johannisthal zu votieren. Man wolle die Kinder weiterhin in Johannisthal einschulen. Es seien viele Investitionen getätigt worden. Der Bestand der Schule in Johannisthal sei gesichert. Es sei für sie unverständlich, dass die Selbstständigkeit der Schule infrage gestellt werde.Bürgermeister Schneider antwortete auf eine entsprechende Frage der Elternbeiratsvorsitzenden, dass - aufgrund des Alters des Schulgebäudes - eine Generalsanierung notwendig werde. Wenn man nicht Neubaustatus erreiche, erhalte man keine Förderung.
Elternbeiratsvorsitzende Sigrid Böhnlein von der Grund- und Mittelschule Küps hob in einem offenen Brief die Vorteile der Küpser Schule hervor. Johannisthaler Schüler würden jetzt schon zu verschiedenen Angeboten in die Küpser Schule gefahren. Der Durchschnitt der Schülerzahl in den Klassen in Küps und Johannisthal sei unterschiedlich. Die Zusammenlegung könnte langfristig und schrittweise erfolgen. Küps sei die einzige Gemeinde im Kreis Kronach, die sich zwei Schulen leisten. Für Buslinien ergäben sich keine Zusatzkosten. Diese hätte man jedoch durch den Unterhalt zweier Schulgebäude. Gemeinsam sei man stärker und wirtschaftlicher. Unter diesen offenen Brief hätten 300 Bürger ihre Unterschrift gesetzt.
Das Damoklesschwert schwebt über der Schule
Nicole Müller meinte, die Kinderzahl werde steigen. Dann habe man in Küps eine Schule, die nicht alle Kinder aufnehmen könne. "Wir würden unsere kleine Schule gerne halten", sagte sie und forderte, den Schulsprengel so zu lassen wie er jetzt sei. Dass die Kinder rechnen, schreiben, lesen lernten, komme zu kurz.Anja Schwarzmeier, Mutter einer Schülerin, bedauerte, dass man zum zweiten Mal erlebe, dass das Damoklesschwert der Schließung über der Johannisthaler Schule schwebe. Das sei nicht gut für das Schulklima. Sie appellierte an die politische Verantwortung der Marktgemeinderäte. Es gehe um die Bildungschancen der Johannisthaler Kinder.
Heinrich Schneider, ehemaliger Schüler der Johannisthal Schule, meinte, man müsse nicht alles zusammenschließen und zentralisieren. Jedes Kind aus Johannisthal werde täglich eine Menge Zeit durch den längeren Weg zur Schule verlieren. "Der einzige Rohstoff, den wir haben, sind unsere Kinder", meinte er. An den Kindern dürfe man nicht sparen.
Die Qualitäten der beiden Schulen
Silke Lindner aus Au fragte sich, welche Vorteile die Johannisthaler Schüler hätten, wenn die Schule dort bestehen bleibe. In beiden Schulen gebe es die gleichen Angebote. Manche Angebote könnten in Küps nicht aufrecht erhalten werden, weil insgesamt zu wenig Interesse bestehe. Die Interessenten aus beiden Bereichen zusammengenommen könnten ein solches Angebot jedoch nutzen. Die Finanzen der Gemeinde sollten nicht in die Sanierung eines Schulgebäudes fließen. Auch die Auer Kinder hätten eine Anfahrt von 15 bis 20 Minuten zur Küpser Schule. Andrea Bätz hielt kleine Gruppen für effektiver. So sei es auch bei einer kleinen Schule.
Thomas Müller aus Theisenort sagte, es sei nicht zielführend, die Qualitäten der beiden Schulen gegeneinander auszuspielen. Was habe sich seit dem vergangenen Mal so gravierend zum Negativen verändert, dass man jetzt wieder über den Bestand der Schule reden müsse? Am wenigstens bräuchten das die Kinder. Die Schülerzahlen seien steigend.
Anhand des Zustands der Gebäude der Schule Küps habe sich doch Gesprächsbedarf ergeben, sagte Bürgermeister Herbert Schneider (parteilos) zu den Redebeiträgen in der Bürgerfragestunde. Die Schulstrukturen müsse man zukunftsfähig ausrichten und vorhalten. Wenn in Küps neu gebaut werde, müsse man auch schauen, wie das in Johannisthal aussehe. Man habe eine Generalsanierung der Schule in Johannisthal schon seit Jahren im Auge und immer wieder verschoben. Als Gremium habe man die Rahmenbedingungen für die gesamte Gemeinde herzustellen.
Sondierungsgespräch bei der Regierung
Im Zuge der Planungen für den Schulhausneubau in Küps habe ein Sondierungsgespräch bei der Regierung von Oberfranken stattgefunden. Dabei sei den Küpsern mitgeteilt worden, dass der Raumbedarf bei der Förderung ausschlaggebend sei und man den Schulsprengel Johannisthal einbeziehen und ein gesamtschulisches Konzept erstellen müsse. Nach einer Sanierung in Küps würden in Johannisthal nur noch zwei Klassenzimmer und eine Pausenhalle gefördert. Der kommunale Anteil für die Sanierung in Johannisthal würde über eineinhalb Millionen Euro betragen. Bei einer Sprengelzusammenlegung und einem Neubau in Küps würde der fiktive Eigenanteil des Marktes nur 210 000 Euro betragen.
Die Regierung sehe keinen Handlungsbedarf, die Sprengel zu verändern, weil kleine Grundschulen in Bayern eine Bestandsgarantie hätten. Dies sei jedoch nicht zielführend, weil es zwei Grundschulen innerhalb einer politischen Gemeinden gebe. Die Regierung habe angeregt, die Sprengelintegration zu überdenken.
Der Schulamtsdirektor und die Klassenstärken
Uwe Dörfer vom Staatlichen Schulamt Kronach ging auf die unterschiedlichen Klassenstärken von 13 Kindern in Johannisthal sowie 24 bis 26 in Küps ein, wobei der Landkreisdurchschnitt bei 20, der bayerische bei 21 Schülern liege. Nachdem das Schulamt den Auftrag habe, für gleichmäßige Schulverhältnisse zu sorgen, werde es nicht ausbleiben, in Johannisthal Kombiklassen mit bis zu 28 Schülern zu bilden. Das Schulamt stehe hinter der Entscheidung der Regierung. Wenn jemand etwas ändern möchte, sei dies der Sachaufwandsträger, die Gemeinde. Uwe Dörfer erinnerte an das Beispiel Kronach, wo die Schulen in Neuses und Gehülz geschlossen worden seien, um den Grundschulbereich an der Lucas-Cranach-Schule zu konzentrieren und dort eine supermoderne Schule einzurichten. Die Klassenstärke dort sei allerdings hoch. Ein Schulamt könne auch "im Benehmen mit der Gemeinde" Schüler aus einem Sprengel einem anderen zuweisen. Herbert Schneider hob hervor, Ziel müsse es sein, allen Kindern bestmögliche Bildungsmöglichkeiten zu bieten. Zwei Schulsprengel böten den Charme, allen Kindern die Beschulung am angestammten Platz zu bieten.
Bernd Rebhan (CSU) freute sich, dass sich die Bürger so stark für die Schulen einsetzten. Wegen der konträren Positionen seien nach der Entscheidung sicher nicht alle zufrieden, blickte er voraus. Die jetzige Sprengelbildung sei vor der Eingemeindung erfolgt. Damals habe Schmölz eine eigene Schule gehabt und es sei keine leichte Entscheidung gewesen, diese Schule aufzugeben. Man stehe vor neuen Herausforderungen und müsse gute Rahmen- und Lernbedingungen für alle Schüler schaffen. "Wir wollen mit dem Neubau in Küps die modernste Schule im Landkreis haben", sagte Rebhan. Eine Schule für die Gemeinde sei das Ziel. Es bestehe aber nicht so starker Handlungsdruck, dass man bereits jetzt über eine Sprengelzusammenlegung entscheiden müsse. Die Planungs- und Bauzeit erstrecke sich über mehrere Jahre. Man solle erst den weiteren Baufortschritt abwarten.
In einer schwierigen Situation
Dieter Lau (SPD) meinte, man sei in einer schwierigen Situation. Er sprach sich für die Fortführung des Schulsprengels Johannisthal aus. Man habe sich vor über eineinhalb Jahren für die Rektorenstelle in Johannisthal ausgesprochen und festgestellt, dass man an der Schule Johannisthal festhalten wolle, solange die Schülerzahlen ausreichten. Der Trend zur kleinen Schule halte an. Der Mittelschulverbund mit Kronach stehe vor dem Ende, denn bei einem solchen Verbund habe stets der Stärkere, also Kronach, den Vorteil. In Küps habe man Raumreserven. Helga Mück (FW) erinnerte daran, dass vor zwei Jahren der Antrag auf Sanierung der Küpser Schule vom Elternbeirat gestellt worden sei. Vergangenes Jahr habe man den Neubau einstimmig beschlossen, auch wenn dies die Marktgemeinde bis an die Grenze des Machbaren belaste. Die Entscheidung, in Küps neu zu bauen, sei auch der Auslöser, dass man über den Schulstandort Johannisthal reden müsse. An der Grundschule Johannisthal gebe es ein ausgezeichnetes Team und kleine Klassen. Im kommenden Schuljahr werde es in Johannisthal eine Kombiklasse mit 28 Schülern für die 3. und 4. Jahrgangsstufe geben. Das sei ungünstig für die übertrittswilligen Schüler. Es werde nicht möglich sei, eine neue Schule zu bauen und Modernisierungen an einer weiteren Schule durchzuführen. Sie sehe keinen Grund, den Schulsprengel in Johannisthal aufzulösen, vor allem nicht so lange, wie die Bauarbeiten in Küps laufen.
Thorsten Stahl (CSU) bezeichnete es als richtig, die Grundschule in Küps neu zu bauen und elf Klassenräume einzuplanen. Es stelle sich die Frage, ob man zusätzliche Räume einplanen solle, wenn man darauf Förderung erhalte. Solange man nicht horrende Beträge in eine Generalsanierung stecken müsse, solle man den Standort Johannisthal belassen.
Was wird mit der Mittelschule Küps?
Kerstin Schmidt-Müller (SPD) ging auf die Schülerzahlen ein. Das Argumentieren damit sei müßig. Die Entwicklung für Johannisthal sei positiv und stelle kein Risiko dar. Die Entwicklung in der Mittelschule könne man nicht voraussehen. Auf lange Sicht könnten sich wegen des demografischen Wandels im Landkreis nur noch zwei Mittelschulen halten. Was mache man dann mit der Mittelschule Küps? Bei der Schaffung von mehr Räumen in Küps lasse man sich das Heft aus der Hand nehmen, was den Fortbestand der Schule in Johannisthal angehe, weil dann die Regierung entscheide. Es sei nicht erforderlich, sich die Last zweier zusätzlicher Räume in Küps anzutun. Ralf Pohl (SPD) sah keinen ökonomischen Grund, zwei zusätzliche Räume in Küps zu bauen. Man solle die bisherigen Schulsprengel erhalten und das bisherige Raumprogramm für Küps beibehalten. Wenn man zusätzliche Räume schaffe, stelle das das Ende der Johannisthaler Schule dar.
Aus dem Marktgemeinderat
Plouayweg Bürgermeister Schneider berichtete, wegen des Plouaywegs habe ein Bauwerber Kritik geübt. Mit großer Wahrscheinlichkeit werde man diesen Namen immer buchstabieren müssen, habe der Bauwerber befürchtet und darum gebeten, einen einfacheren Namen zu nennen.Wassertrübungen Bürgermeister Schneider ging auf die Wassertrübungen im Wasserleitungsnetz im Bereich Tannleitenweg, Am Weiher und Löwenbrunnen ein. Dies sei seit März der Fall gewesen. Die Ursachen - unterschiedlicher ph-Wert - seien behoben worden. Durch das Lösen von Rostpartikeln sei es zu den Trübungen gekommen. Die Hausanschlüsse habe man gespült. Der Schutzfilm, der wegen des gesunkenen ph-Werts gelöst worden sei, werde sich wieder bilden. Bakteriologisch sei das Wasser immer einwandfrei gewesen. Es komme nur ein Austausch der Gussleitungen in Betracht. Der koste 189 500 Euro.
Solarpark Die Aufstellung eines Bebauungsplans "Solarpark Küps" für die Errichtung einer Freiflächen-Photovoltaikanlage wurde mit zehn gegen zehn Stimmen abgelehnt. Dieter Lau (SPD) hatte Bedenken und meinte, dass das Gebiet erweitert werde. Die Industriebetriebe nebenan werde die Photovoltaikanlage nachts nicht versorgen können. Bürgermeister Schneider, Helga Mück (FW) und Hubertus von Künsberg (CSU) hatten keine Bedenken gegen den Solarpark, weil der zur dezentralen Energieversorgung beitrage. Wenn der Betreiber nicht genügend Abnehmer habe, werde er die Anlage nicht bauen.
Spitzenförderung Der Kostenvereinbarung mit der Teilnehmergemeinschaft Theisenort zum Ausbau der "Unteren Dorfstraße" wurde zugestimmt. Das Amt für ländliche Entwicklung hatte mitgeteilt, dass der Markt Küps nur rund zehn Prozent (37 848 Euro) der Gesamtkosten von 378 480 Euro tragen müsse.