Schülerprojekt am FWG: Sie trauen sich, Mut zu machen
Autor: Marco Meißner
Kronach, Sonntag, 14. Juli 2019
Am Frankenwald-Gymnasium Kronach gibt es seit Jahren eine Gruppe, die sich mit couragierten Aktionen und Projekten in den Blickpunkt rückt. Die Acht- bis Zwölftklässler greifen dafür schwierige Themen auf.
Am Anfang standen sie für eine "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage", heute machen sie Mut, mit offenen Augen durchs Leben zu gehen und Position zu beziehen. Die Rede ist von den "Mutmachern". Das sind rund 15 Schüler des Frankenwald-Gymnasiums Kronach, die eine Idee weitertragen, deren Ursprung rund zehn Jahre zurückliegt.
Die Gesichter der Schüler sind inzwischen natürlich andere als damals um 2009/2010. Die ersten "Mutmacher" stehen längst im Berufsleben, doch an Nachfolgern fehlte es am Gymnasium nie.
Augen auf für Probleme
In der Gruppe dreht sich's darum, couragiert durch den Alltag zu gehen, andere auf diesen Weg zu bringen und auch schwierige Themen in den Blickpunkt zu rücken. Die Schüler wollen für Zivilcourage stehen und sich gegen Ausgrenzung stark machen. "Es macht auch uns als Lehrern Mut, wenn Engagement über den Unterricht hinaus gezeigt wird", sagt der stellvertretende Schulleiter Matthias Schneider im Kreis der Mutmacher. Diese Einsatzfreude kann sein Kollege Matthias Simon nur bestätigen. Denn ihre Aufgabe fordert die Jugendlichen auch in der Freizeit.
Die Schüler und Lehrer erzählen von Treffen an Nachmittagen, von Schulungswochenenden und von "Hausaufgaben" abseits der Zusammenkünfte. Trotz dieser Zusatzbelastung scheinen sie ihrer Aufgabe nicht müde zu sein. Und der Schritt in die altersmäßig sehr heterogene Gruppe - sie umfasst Acht- bis Zwölftklässler - fiel ihnen offenbar nicht schwer, wie die strahlenden Gesichter rings um den Tisch vermuten lassen. Viele der Jugendlichen wurden von den Lehrern als gut geeignete Kandidaten für eine solche Aufgabe angesprochen, andere hatten auch selbst den Antrieb, sich auf diese Weise in sozialen Fragen zu engagieren.
"Eigentlich gab's da kein Problem", erinnert sich Jonathan, dessen große Schwester schon an Bord war, an seinen Einstieg. "Warum gerade ich? Was kommt da auf uns zu?", hatte sich Mette gedacht, als sie angesprochen wurde, ob sie nicht Mutmacherin werden möchte. Bereut hat sie ihren Schritt am Ende nicht. Wie die anderen fand auch sie es letztlich nicht schwer, sich in die Gruppen einzugliedern - und dort aktiv mitzuwirken. Denn Däumchendrehen zählt für Mutmacher nicht. "Die Impulse, was man machen kann, kommen von den Schülern", betont Simon. Und Schneider ergänzt, dass es bei den jungen Leuten nicht an Initiative mangelt: "Ich habe die Schüler als ,Überzeugungstäter‘ kennengelernt."
Von Anfang an machte es sich die Gruppe bei der Themenwahl nicht leicht. Ein Höhepunkt: Die Ausstellung "Menschen - Flucht, Vertreibung, Heimat" im Jahr 2016. Sie schaffte es bis in den Landtag - gemeinsam mit den Schülern. "Das war für mich das Schönste. Das war schon etwas anderes, als die Ausstellung ,nur‘ in der Schule vorzustellen", erinnert sich Hanna. Ihre Fast-Namensvetterin Hannah denkt besonders gerne daran, dass damals alle Mutmacher mitfahren durften und nicht nur drei oder vier Stellvertreter. So ein Gemeinschaftserlebnis schweiße noch mehr zusammen.
Die Gruppe gibt mit solchen Aktionen allerdings nicht nur ihren Mitmenschen Denkanstöße, sondern sie nimmt auch viel für sich und das spätere Leben mit. Die Lehrkräfte sprechen von Netzwerken, die sich bilden. Von prägenden Gesprächen abseits des bloßen Lernens aus Büchern. Und von einer besonderen Bindung, die zwischen den Beteiligten entsteht.