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Schüler lernen, an einem Strang zu ziehen


Autor: Heike Schülein

Windheim, Donnerstag, 12. Dezember 2019

Als Schulsozialpädagogin ist Tina Müller seit Juli für die Mittelschule Windheim tätig. Die Schule hat damit ein Alleinstellungsmerkmal im Landkreis.
Jungen und Mädchen der fünften Jahrgangsstufe der Mittelschule Windheim bauen gemeinsam mit Schulsozialpädagogin Tina Müller einen "Fröbelturm". Heike Schülein


"Etwas höher!", "Vorsicht!", Mehr nach links!" Die Fünftklässler der Mittelschule Windheim halten jeweils ein Seil in der Hand. Sie stehen im Kreis um auf dem Boden liegende Holzklötze, die am oberen Teil eine Einkerbung haben. Hier wird der Metallbügel, an dessen Anhängevorrichtung die Schnüre befestigt sind, eingeführt. Hängt ein Klotz am Haken, wird er vorsichtig auf dem anderen abgesetzt. Wahrlich keine leichte Aufgabe - und doch steht der komplette Turm innerhalb weniger Minuten! Der Stolz darüber steht den Jungen und Mädchen ins Gesicht geschrieben - und auch Tina Müller lobt: "Das habt ihr prima gemacht!"

Der Aufbau eines solchen "Fröbelturms" ist nur durch gemeinschaftliches Handeln möglich. Feinmotorik und Geduld werden damit ebenso gefördert wie soziale Kompetenz und Teamarbeit. Damit passt das Spiel genau in den Aufgaben- und Arbeitsbereich von Tina Müller, die sich seit Juli als Schulsozialpädagogin an der Windheimer Mittelschule den Kernbereichen Prävention, Werteerziehung und Persönlichkeitsbildung widmet.

"Durch Trainingseinheiten, Workshops oder Projekttage werden die Schülerinnen und Schüler an Themen herangeführt und für ein soziales Miteinander und eine positive Persönlichkeitsentwicklung gestärkt", erklärt sie. Oftmals erlebten die Schulklassen dabei ein neues Gefühl von Zusammenhalt und freuten sich darüber, gemeinsam etwas geschafft zu haben - so wie eben auch beim "Fröbelturm".

Durch die Erfahrungen bei solchen gruppenpädagogischen Teamspielen begriffen die Kinder den thematischen Inhalt. Danach folge meist eine Gesprächsrunde, in der sie sich idealerweise öffneten, was gut in der Klasse laufe oder nicht so gut. Der Schwerpunkt dieser Schulsozialpädagogik liegt auf der gruppenbezogenen Präventionsarbeit. "Ich übernehme keine Einzelfälle, sondern widme mich präventiv ganzen Klassen oder Gruppen und mache Angebote, die die Schule in ihrer Erziehungsarbeit unterstützen. Damit grenzt sich diese Stelle klar von der Jugendsozialarbeit an Schulen ab", betont Tina Müller.

Dieser präventive Ansatz, im Idealfall Konflikte erst gar nicht erst entstehen zu lassen, war es auch, was sie an dieser Stelle so gereizt hat. An der Schule sei sie sehr gut aufgenommen worden. "Die Zusammenarbeit mit Lehrkräften und der Schulleitung klappt super. Meine Arbeit wird wertgeschätzt und ich werde stets mit einbezogen", ist sie dankbar. Gebe es Probleme in einer Klasse, könne sie speziell hierzu eine thematische Trainingsarbeit vorbereiten und durchführen, um Konflikte schnellstmöglich zu klären.

"Ich wende mich an alle Schüler und kümmere mich nicht nur um sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche. Mein Büro steht immer offen", betont Tina Müller, die in Vollzeit arbeitet und an Schultagen ab 7 Uhr bis zum Ende des Nachmittagsunterrichts an der Schule ist. Präsent ist sie auch bei Ausflügen, Klassenfahrten und natürlich in den Pausen, um bei eventuellen Konflikten einzugreifen. "Die Kinder wissen manchmal nicht, wohin mit ihrer Energie", so Tina Müller, die daher beispielsweise jüngst ein Tischkicker-Turnier für die fünften Klassen organisiert hat.

Überzeugt von der Wichtigkeit dieser neuen Form der Schulsozialpädagogik zeigt sich die Schulleiterin Andrea Paschold. Die Rektorin sieht Tina Müller als wichtiges Bindeglied zwischen den Lehrern, Schülern, Eltern sowie externen Partnern.

Ein großer Befürworter der neu geschaffenen Stelle ist auch Steinbachs Bürgermeister Thomas Löffler, der seine vollste Unterstützung zugesichert hat. Besonders dankbar zeigt sich die Schulleiterin vor allem auch Schulamtsdirektorin Gisela Rohde gegenüber, die sich sehr für die Zuweisung einer solchen - aktuell in Bayern noch rar gesäten - Schulsozialpädagogin für Windheim eingesetzt habe.

"Zum Schuljahr 2018/19 wurde neben anderen Schularten nur eine Schulsozialpädagogen-Stelle für Mittelschulen in Oberfranken geplant. Dass die Mittelschule Windheim diese Stelle bekommen hat, freut mich natürlich sehr", bekundet Rohde. Der Einsatz von Schulsozialpädagogen an Schulen sollte aber nicht als Konkurrenz zum sekundärpräventiven Jugendhilfeansatz der Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) gesehen werden. Im Gegenteil, seien doch beide Ansätze für Schulen gleichermaßen wertvoll. "Das Programm "Schule öffnet sich - Schulsozialarbeit" ist neu und wird jetzt erprobt; die Jugendsozialarbeit hat sich dagegen seit etlichen Jahren bewährt. Diese Mischung aus Altbewährtem und frischen Wind tut sicher allen Schularten gut", zeigt sie sich sicher.