Schüler helfen dem Karibu Weltladen in Kronach
Autor: Heike Schülein
Kronach, Donnerstag, 21. November 2013
Junge Leute unterstützen die ehrenamtlichen Mitarbeiter am Stand beim Mitwitzer Weihnachtsmarkt. Das geschieht im Rahmen der Berufsvorbereitung bzw. Berufsfindung.
"Das sieht doch gut aus, was meinst Du? Das gefällt den Leuten bestimmt. Ich wusste gar nicht, dass es so viel Auswahl gibt!" - Angelina und Michelle betrachten im Internet verschiedene fair gehandelte Produkte. Von Lebensmitteln bis zu Kunsthandwerk ist alles dabei. Da fällt die Entscheidung schwer. Die beiden Schülerinnen erledigen gerade Bestellungen im kleinen Büro des Kronacher Karibu Weltladens in der Rosenau 20. Gedacht sind ihre Einkäufe für den am ersten Advents-Wochenende stattfindenden Mitwitzer Weihnachtsmarkt.
Einige Meter weiter packen Lisa, Jessica, Jasmin und Sarina-Luisa bereits eingegangene Waren aus. Vorsichtig öffnen sie die Pakete und Päckchen und schauen nach, ob alles unbeschädigt angekommen ist. Schließlich will man den Weihnachtsmarkt-Besuchern einwandfreie Waren allerbester Qualität anbieten - und ein "faires" Geschäft machen.
Den jungen Helferinnen macht ihre Arbeit Spaß. Besonders freuen sie sich darauf, die Waren am ersten Advents-Wochenende selbst verkaufen zu dürfen. Aber nur einfach die Waren aufbauen und sich hinter den Stand stellen - so einfach ist das bei Weitem nicht. "Ich hätte nicht gedacht, wie viel Vorarbeiten und Vorbereitungen dazu nötig sind", gesteht Angelina Lauterbach, die aus Zeyern kommt.
Orientierungshilfe im Beruf
Die 17-Jährige beteiligt sich - zusammen mit weiteren Jugendlichen - an einem Kooperationsmodell der Mittelschulen und der Berufsschule Kronach. Im Rahmen der Berufsvorbereitung beziehungsweise Berufsorientierung werden sie von Lehrern beider Schularten unterrichtet. Die Maßnahme läuft über das Bfz, das die Aufgabe der beruflichen Orientierung übernimmt. Ziel ist die Festigung schulischer Kenntnisse, so dass die jungen Leute - falls noch nicht geschehen - ihren Quali schaffen. Gleichzeitig will man sie auf das Berufsleben vorbereiten und ihnen Orientierungshilfe geben. "Wir sind schon seit einigen Jahren mit der Berufsschule freundschaftlich verbunden. Der Kontakt kam über den jetzigen Bildungsreferenten Andy Fischer zu Stande. Von Zeit zu Zeit machen wir verschiedene Projekte zusammen, wann es sich halt anbietet. Die jungen Leute haben uns beispielsweise auch nach unserem Einzug beim Einräumen unseres neuen Ladens geholfen", sagt Ute Fischer Petersohn dankbar. Da die Festangestellte im Karibu Weltladen für das Sortiment an Kunsthandwerk sowie Bücher und Karten verantwortlich ist, weiß sie am besten, mit wie viel Arbeit der Ein- und Verkaufsprozess der Waren verbunden ist.
"Die Schüler sind noch in der Berufsfindung. Wir Berufsschullehrer geben ihnen den fachlichen Unterricht im Metallbereich und im kaufmännischen Bereich. Der Praxisbezug ist sehr hoch. Um das ,richtige‘ Arbeitsleben kennen zu lernen, sind Praktika wichtig oder Projekte wie jetzt mit dem Karibu Weltladen", erklärt Studiendirektor Albin Reif, der an der Lorenz-Kaim-Berufsschule Wirtschaft und Verwaltung unterrichtet. Bei der jetzigen Aktion lernten sie beispielsweise viel über die Organisation und das Bestellwesen vom Wareneinkauf bis zur Warenannahme, aber auch über den fairen Handel und die Unterschiede zum konventionellen Handel. Dem pflichten Angelina Lauterbach und Michelle Keim bei, die die Produkte gemeinsam mit ihren Mitschülern ausgesucht und anschließend bestellt hatten. "Dann haben wir die eingegangen Waren überprüft, sie ausgezeichnet und gelagert. Natürlich müssen sie auch am Verkaufsstand schön angeordnet werden. Deshalb haben einige von uns eine Zeichnung erstellt, wie der Stand aussehen könnte. Außerdem haben wir einen Dienstplan aufgestellt, wer wann verkauft", verraten die Schülerinnen.
Was das bedeutet
Wichtig war es Ute Fischer Petersohn, dass die jungen Leute nicht nur die einzelnen Arbeitsschritte kennen lernen. "Sie sollten auch erfahren, was fairer Handel überhaupt bedeutet", so die Mitarbeiterin. So habe man bei den verschiedenen Zusammenkünften gemeinsam einen Film über die Lederherstellung beziehungsweise -bearbeitung angeschaut, in dem das Schlachten der Tiere und die Verwendung von Chemikalien gezeigt wurden. "Die Schüler sollen beim Verkaufen auch etwas über die Produkte erzählen können - was dahinter steckt und dass es dabei nicht um Gewinnorientierung, sondern um Nachhaltigkeit geht. Ich denke, dass man diese Produkte dann ganz anders schätzt und anders mit ihnen umgeht. Vielleicht überlegt man sich dann auch zwei Mal, ob man immer alles braucht", hofft sie.
Angelina und die ein Jahr jüngere Michelle, die in Dörfles wohnt, sehen das ähnlich. Beiden hat das Projekt - wie sie ausführen - gleich in mehrerer Hinsicht vielerlei gebracht. "Zum Einen war es interessant, einmal einen Einblick in die Arbeitsabläufe im kaufmännischen Bereich zu erhalten - aber auch über den fairen Handel, von dem ich vorher nicht viel gewusst habe", sagt Angelina und Michelle ergänzt: "Die Aktion hat mich zum Nachdenken gebracht. Gewisse Dinge sehe ich jetzt schon mit anderen Augen."
Die Schüler werden die Waren - unter anderem Schmuck, Deko-Artikel, fair gehandelte Kleidung, Schokolade, Tee, Honig, Lebensmittel, Kunsthandwerk, Karten in allen Variationen, Keramik und Holz - beim Weihnachtsmarkt, jeweils zu zweit, selbst verkaufen. Dabei werden sie von Ehrenamtlichen des Weltladens unterstützt. Vor Ort sind auch die Vorsitzende des Trägervereins, Silke Fischer Petersohn, und ihre Stellvertreterin Nicole Julien-Mann, die Auskunft über den fairen Handel und den Karibu Weltladen geben können. Die Öffnungszeiten des Markts sind am Samstag, 30. November, von 13 Uhr bis 18 Uhr sowie am Sonntag, 1. Dezember, von 13 Uhr bis 20 Uhr.