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Schönheit vergessener Orte im Fokus


Autor: Heike Schülein

Steinberg, Montag, 26. Oktober 2015

Auch die 16. Steinberger Fotobörse war ein voller Erfolg. Der Dauerbrenner bot erneut ein umfangreiches Angebot rund um die Fotografie mit all ihren Aspekten. Mit dabei waren heuer auch zwei Nachwuchs-Fotografen, die einem besonderen Hobby nachgehen.
Christian Jakob (links) und Jan Böhm fotografieren "Lost Places". Foto: Heike Schülein


Ihre Titel lauten "Hotel Schimmel", "Gestrandet", "Ehemaliges Luxushotel Meerblick", "Sanatorium der Stille" oder "Geradeaus" und sie zeigen "Lost Places". Die Rede ist von außergewöhnlichen Fotografien, mit denen Christian Jakob und Jan Böhm die Schönheit "vergessener Orte" festhalten. Einige ihrer faszinierenden Bilder waren am Sonntag bei der Steinberger Fotobörse in der Kronachtalhalle ausgestellt.


Wenn der Zahn der Zeit nagt

"Lost Places" sind Gebäude, die seit mehreren Jahren leerstehen und für die keine neue Nutzung gefunden wird. "Dies können alte Hotels, Industrieanlagen, Krankenhäuser oder auch Gefängnisse sein", erklärt Christian Jakob. Der 19-Jährige und der acht Jahre ältere Jan Böhm sind die - gleich in doppelter Bedeutung - "jüngsten" Neuzugänge der "Fotofreunde Steinberg". Beide sind seit einem Jahr dabei.
Sie traten bei der Steinberger Fotobörse 2014 bei. Christian hatte damals - wie auch heuer wieder - als Feuerwehrkamerad für die Absperrung gesorgt und dabei auch einmal "reingeschaut". Da ihnen die Fotobörse und auch das Vereinsleben sehr gefielen, wurden sie Mitglied. Die Motive beziehungsweise Kulisse für ihre "Reise in die Vergangenheit" finden sie überwiegend in Franken, während das abgelichtete ehemalige Luxushotel an der kroatischen Küste mit Blick auf die Adria steht.
Da der Zahn der Zeit an diesen Gebäuden nagt, die Zukunft solcher Orte ungewiss ist und die Natur sich solche Orte wieder zurückholt, befasst sich das Hobby "Urban Exploring" - auch "Urbex" genannt - mit der Erkundung und fotografischen Dokumentation dieser Locations. "Oft ist es üblich, dass an diesen Plätzen alles stehen und liegen gelassen wurde und die Zeit still zu stehen scheint. Häufig sind die Betten der ehemaligen Hotelanlagen noch bezogen oder der Operationssaal, in einem alten Sanatorium, ist noch vollständig erhalten", so Christian.
Die Adressen dieser Gebäude werden nicht veröffentlicht, um sie vor Vandalen, Dieben oder Sprayern zu schützen. "Lost Places" können aber auch defekte Fahrzeuge sein - wie in "Gestrandet" zwei alte Boote. Für die jungen Hobby-Fotographen geht es vor allem um die Dokumentation des Verfalls. Bei den Fotofreunden gefällt es den beiden Steinbergern sehr gut. Besonders mögen sie den freundschaftlichen, kollegialen Umgang untereinander. Bei regelmäßigen Treffen tausche man Tipps und Tricks aus und zeige sich gegenseitig seine neuesten Bilder.


Dias mit "gewissem Charme"

An der Fotobörse schätzen sie die Vielfalt des Angebots an Kameras, Zubehör und Fachliteratur und nicht zuletzt auch die Bilder-Ausstellungen, wie heuer wieder von den Fotofreunden Steinberg und vom "fotoclub 70" Sonneberg. Auch der Dia-Vortrag von Lars Hofmann gefällt ihnen sehr gut. Der Weltenbummler, der in den letzten 14 Jahren stolze 13 Mal auf der Fotobörse mit einem Vortrag vertreten war, entführte dieses Mal auf die Galapagos-Inseln. Diese besuchte er zwei Mal, 2001 und 2007. 2002 war er erstmals auf der Fotobörse zu Besuch, damals mit seinem ersten fotografischen "Reisebericht" über die Galapagos-Inseln. Seit 2009 fotografiert Hofmann nur noch digital. Bei dem diesjährigen Vortrag handelte es sich aber noch um eine Diaschau, was - so Hofmann - trotz aller Vorteile der digitalen Fotografie auch einen gewissen Charme habe. Auch heuer machte die Fotobörse ihrem Ruf als "kleine Photokina" des Frankenwaldes alle Ehre. Längst hat das - traditionell immer am letzen Wochenende im Oktober abgehaltene - Top-Event einen festen Platz in Terminkalender vieler Amateur- als auch Profi-Fotografen aus vielen Bundesländern. Die Tische waren reich gefüllt. Dabei konnte man die Objekte in die Hand nehmen, ausprobieren, Fachleute um Rat fragen und gleich kaufen. Mit Foto Dölling sowie Foto Thron aus Kronach waren erneut zwei kompetente regionale Fachhändler vertreten, die individuell abgestimmte Beratung sowie gezielte Hilfestellung anboten.
Der Erfolg der Steinberger Fotobörse liegt - neben dem umfangreichen Spektrum - sicherlich auch an der hervorragenden Organisation und dem in dieser Form einmaligen Rahmenprogramm, zu dem wieder eine Verlosung zählte. Nicht zuletzt ist es aber auch die nahezu familiäre Atmosphäre, die die Ausstellung umgibt und von allen Gästen geschätzt wird. So konnten die Fotofreunde mit ihrem langjährigen Vorsitzenden Herbert Agel wieder eine durchwegs positive Bilanz ziehen. Die nächste Fotobörse ist am 30. Oktober 2016.