Schnitt für Schnitt zum Dirndl
Autor: Mariell Dörrschmidt
Kronach, Dienstag, 28. Juli 2015
Wie schwer ist es eigentlich, sich selbst ein Dirndl zu nähen? Wir haben drei jungen Damen über die Schultern geschaut, die einen Dirndl-Nähkurs in Kronach besucht haben.
Ob an Schützenfesten, Geburtstagen, Hochzeiten oder Jubiläen - mit einem feschen Dirndl ist Frau immer gut gekleidet. Je nach Stoffauswahl, Schnitt und Zierde gibt es die unterschiedlichsten Varianten der traditionellen Kleider. Die Geschmäcker sind verschieden: Kurz oder lang, knallig oder dezent, aufreizend oder brav.
Welche Frau hat nicht schon selbst einmal von einem prachtvollen Einzelstück geträumt. Einem echten Unikat, das mit Sicherheit nicht noch einmal auf der Straße entgegen kommt. Genau das haben sich Melanie Fröhlich, Julia Engelhardt und Lisa Thierauf aus Kronach auch gedacht, als sie zusammen mit Schneiderin Elke Heinisch einen Dirndl-Nähkurs starteten: "Wir haben schon einen Anfängerkurs mit allen möglichen Grundlagen zusammen gemacht und wollten es danach mit einem Dirndl probieren", erklärt Julia Engelhardt die Entstehung des Kurses im Nähzentrum in der Kulmbacher Straße.
Teilnehmerin Lisa Thierauf, ist Nadel und Faden längst gewachsen. Sie nutzt den Kurs, um einmal nicht für ihre Kinder, sondern für sich selbst etwas zu nähen: "Ich nähe das Dirndl nur für mich", freut sich die erfahrene Näherin, über die tolle Gelegenheit in der munteren Gruppe. War der Kurs für sie eine Erholung, standen hingegen die anderen Frauen immer wieder vor neuen Herausforderungen.
"Oh Gott, das schaffe ich ja nie", erinnerte sich Melanie Fröhlich aus Kronach an die erste Dirndl-Nähstunde zurück, als sie zusammen mit Elke Heinisch das Schnittmuster aussuchte. "Ich habe jetzt ein Dirndl, das ich genau nach meinen Vorstellungen gemacht habe und weiß welche Arbeit dahinter steckt", freut sich die Kursteilnehmerin nun über ihr gelungenes Kleid und berichtet auch darüber, wie schwer ihr so mancher Schritt gefallen ist: "Man muss schauen, dass beim Zuschnitt die Teile zusammenpassen und dass man sich nicht verschneidet". Besonders Nahtzugabe und Rüschen, seien der Linkshänderin nicht leicht von der Hand gegangen.
Ihre Freundin Julia Engelhardt, die sich für ihr Dirndl extra eine neue Nähmaschine gekauft habe, ist ebenfalls glücklich mit ihrer Eigenkreation. Aber auch sie musste mit manch tückischer Arbeit kämpfen: "Die Ärmel der Bluse sind mir schwer gefallen. Auch die Borde musste ich öfter auftrennen."
Doch zusammen mit Elke Heinisch meisterten die drei jede Schwierigkeit: "Sie stand uns immer mit Rat und Tat zur Seite", freuen sich die drei Frauen. Und so wurden schließlich aus 20 Stunden Handarbeit drei wunderschöne Dirndl, die nun wie angegossen sitzen: " Man muss immer nach Maß arbeiten. Aber wir hatten Glück und es hat auf Anhieb gepasst", ist Elke Heinisch über den Erfolg ihrer Nachwuchsschneiderinnen begeistert. "Es hat sich wirklich gelohnt", lobt Julia Engelhardt im Namen der Gruppe, die gelungenen Ergebnisse.
Und so sind aus drei Anfängerinnen kreative Schneiderinnen geworden, die bereits jetzt schon Ideen für ihr nächstes Einzelstück haben. Denn eines steht nach einem so erfolgreichen Projekt fest: Den roten Faden verlieren sie nicht mehr.
So wird's gemacht
Auswahl eines Schnittmusters: Schnittmuster auf Stoff auflegen und mit Kreide abzeichnen, Nahtzugabe anfügen, Fadenlauf und Stoffbruch beachten
Stoffzuschnitt auf eigene Größe
Bügeln der zugeschnittenen Stoffe
Mieder: Oberstoff, Vlieseline und Baumwollfutter vernähen
Rock: Länge und Breite abmessen, Falten und Rocksaum beachten
Schürze
Verzierung durch Borden, Zierknöpfen, Charivari etc.
Tipps der Expertin Schnittmuster für Anfänger, Verwendung von speziellen Stoffen (Baumwoll- , Leinen- oder Trachtenstoffe), Nähmaschine notwendig, viel Bügeln, Stoffleiber immer etwas größer machen