Druckartikel: Schneckenloher Drucker stehen unter Druck

Schneckenloher Drucker stehen unter Druck


Autor: Marco Meißner

Schneckenlohe, Donnerstag, 06. Februar 2014

Der 16. März sorgt für Hochbetrieb bei Appel & Klinger in Schneckenlohe. Die Firma liefert Hunderttausende Wahlunterlagen für zahlreiche Kreise und Gemeinden in Bayern aus. Bei der Herstellung der Broschüren und Stimmzettel ist höchste Präzision gefragt.
Die Wahlunterlagen müssen absolut fehlerfrei sein. Gerhard Appel und Andy Kreul kontrollieren hier den Wegweiser für die Briefwahl. Fotos: Ronald Rinklef


Auf den Paletten stapeln sich Broschüren und Papiere. "Wahl-Lager" prangt von einem provisorischen Schild, das an der Tür hängt. In dem Lagerraum sind Günter Schnappauf und Patrick Baumann damit beschäftigt, Unterlagen zu verpacken und sie für den Abtransport vorzubereiten. Auch wenn es schon geschäftig zugeht, rechnet ihr Chef, Gerhard Appel, fest damit, dass der Stresspegel bis zum 16. März noch deutlich steigen wird.

"Für die Wahl ist noch eine Lagerhaltung nötig", zerstreut Geschäftsführer Appel alle Illusionen von Wahlbroschüren und Stimmzetteln, die just in time gedruckt werden. Zu präzise müssen diese Unterlagen hergestellt werden, zu heiß geht es auf dem Papiermarkt in den Wochen und Monaten vor der Wahl zu, als dass auf den letzten Drücker gearbeitet werden könnte.

Seit über einem Jahr kümmern sich Appel, sein Geschäftsführerkollege Michael

Klinger und ihre Mitarbeiter von der Appel & Klinger Druck und Medien GmbH in Schneckenlohe daher schon darum, dass bei dieser Kommunalwahl zumindest vom Papier her alles mit rechten Dingen zugeht. "Die Unterlagen für etwa zwei Drittel des Landkreises werden bei uns produziert", erklärt er. Gemeinden wie Steinwiesen, Küps oder Wilhelmsthal haben bei Appel & Klinger die Stimmzettel für die Gemeinderats- sowie - wo nötig - für die Bürgermeisterwahlen bestellt. Auch den Zuschlag für die Kreistagswahl im Landkreis Kronach hat die Schneckenloher Firma bekommen. Doch ihre Tätigkeit beschränkt sich nicht auf den heimischen Kreis; die Lieferungen gehen nach ganz Bayern raus. "Wir haben uns als Spezialist für Wahlunterlagen aus der Historie Carl Link heraus entwickelt", erklärt Appel.

Wie Günter Holzmann vom Landratsamt feststellt, ist die Zahl der Druckereien, die sich um die Produktion der Stimmzettel und Wahlunterlagen bewirbt überschaubar. Dies liegt seiner Ansicht nach auch daran, dass einfach nicht jeder Betrieb dazu in der Lage ist, sich auf die ungewöhnlichen Anforderungen einzustellen. "Nehmen wir zum Beispiel die Zettel für die Kreistagswahl. Die entsprechen keinerlei Din-Norm", so Holzmann. Dem pflichtet Appel bei: "Wir haben das Know-how. Das und Erfahrungsnachweise für das Erstellen und Ausliefern der Wahlunterlagen werden vorausgesetzt, um solche Aufträge übernehmen zu können."


Lange Vorlaufzeit

Der Startschuss für die Kommunalwahl wurde bei Appel und Klinger mit der Bewerbung um die diversen Aufträge bereits im Januar 2013 gegeben. "Über ein Jahr Vorlaufzeit ist erforderlich", weiß Gerhard Appel. Unter anderem muss frühzeitig die Personaldecke an das Sonderereignis Wahl angepasst werden. "Wir haben dafür vier zusätzliche Personen eingestellt."

Im Lauf des vergangenen Jahres sind dann auch schon die Wahlunterlagen für Vordrucke und Formulare eingetroffen. "Sie werden von uns gesetzt, dann erfolgen die verschiedenen Korrekturläufe, und nach der Freigabe geht es in den Druck", erklärt Appel die nächsten Schritte. Auch hierfür muss genau geplant werden, denn die Materialbeschaffenheit sei von großer Bedeutung. "Bestimmte Papiersorten und Farben werden vorgegeben. Manche Sorten werden zur Wahl hin dann schon knapp", berichtet Appel. Das liege daran, dass sich die Papierfirmen - teilweise sind es auch ausländische - nicht sonderlich auf die Wahltermine bei uns einstellen. "Vor sechs Jahren hat es kein rosa Papier mehr gegeben", erinnert sich der Geschäftsführer an einen Engpass in der Produktion. Zudem muss das Papier auch gewisse Qualitätsstandards erfüllen. "Zum Beispiel darf der Name nach dem Falten nicht auf der Rückseite lesbar sein. Und das Papier braucht eine einheitliche Färbung."

Aber nicht nur die Beschaffenheit, sondern auch die Form der Stimmzettel stellt die Firma oft vor Herausforderungen. So habe man vor einer Woche noch nicht ahnen können, dass für eine große Stadt nun plötzlich ein völlig anderes Format erforderlich wird. Die Unterlagen mussten daraufhin kurzfristig zurechtgeschnitten werden. "Die Beschaffungszeit für Sonderformate hat man einfach nicht. So eine Bestellung kann sechs bis acht Wochen dauern.", erklärt Appel die Improvisation.


Genaue Vorgaben

Nicht zuletzt ist beim Druck äußerste Vorsicht geboten. Die Vorgaben, was wo auf den Unterlagen erscheinen darf und was nicht müssen genau eingehalten werden. Appel sagt hierzu: "Das ist diffizil. Ein Stimmzettel ist wie eine Urkunde - er muss zu 100 Prozent perfekt sein."

Diese hohen Anforderungen sind auch der Grund dafür, dass sich Appel & Klinger nicht auf jeden Auftrag stürzen. "Wir erlegen uns nur auf, was wir auch schaffen können." Und momentan bedeutet das alleine für die Stimmzettel zu den Gemeinderats-, Bürgermeister-, Kreistags- und Landratswahlen im Freistaat eine Stückzahl, die sich in Richtung einer dreiviertel Million bewegt. Und für alle Fälle steht das Unternehmen bis zum Tag vor der Wahl auch noch für eventuelle Nachlieferungen bereit.

Und wenn der Spuk am 16. März vorbei ist, treten in der Produktion bei Appel & Klinger wieder Zeitschriften, Bücher, Geschäftsausstattungen, Formulare und Schulzeignisse in den Vordergrund? Gerhard Appel schmunzelt bei diesem Gedanken und blickt vielsagend zu seinen beiden Mitarbeitern Günter Schnappauf und Patrick Baumann. Die wissen schon, was ihnen dann blüht. Und der Geschäftsführer erklärt: "Im Anschluss an die Kommunalwahl geht es nahtlos zur Europawahl über."