Der 26-jährige Matthias Seidl aus Schmölz hat die elektrischen Schließsysteme für Heckklappen von Autos optimiert. Im Rahmen seiner Diplomarbeit forschte er bei der Firma Brose. Jetzt erhielt der den Kulturpreis des Bayernwerks.
Wenn die Heckklappe eines Autos der gehobenen Preiskategorie ganz elegant und leise ins Schloss fällt, dann könnte ein 26-jähriger Schmölzer seine Finger im Spiel gehabt haben: Matthias Seidl entwickelt und optimiert die elektrischen Spindelantriebe von Heckklappen. Darüber hat er eine so gute Diplomarbeit geschrieben, dass er dafür in Fürstenfeldbruck den Kulturpreis des Bayernwerks erhielt.
Zusammen mit 16 weiteren Absolventen gehört Matthias Seidl zu den Preisträgern in der Kategorie "Hochschule". Der studierte Maschinenbauer beschäftigte sich in seiner Diplomarbeit mit dem akustischen Verhalten von Auto-Heckklappen antrieben und zeigte Verbesserungsmöglichkeiten auf. Davon profitieren nicht nur die Autofahrer, sondern auch die Firma Brose aus Coburg, bei der er für seine Diplomarbeit forschen konnte und die ihn danach mit offenen Armen aufnahm.
Spezielle Kundenwünsche Seit einem Jahr ist Matthias Seidl inzwischen bei Brose fest angestellt. Er arbeitet in der gleichen Abteilung wie vorher als Student, sein Tätigkeitsfeld nennt sich Applikationskonstrukteur. "Ich entwickle Antriebe für spezielle Kundenwünsche. Daraus ergeben sich dann Serienaufträge", berichtet Seidl. "Der Spindelantrieb ist die meistverbreitete Heckklappenschließung", sagt Seidl. Die gesamte Baugruppe hat 30 Teile. Der Elektromotor darf nicht zu laut, muss aber hörbar sein. Die Druckfeder darf nicht knacken, das Getriebe muss leise sein. Da die Heckklappe grundsätzlich geöffnet wird, wenn das Auto aus ist, werden Geräusche umso sensibler wahrgenommen. "Wenn der Motor aus ist, hört man das mehr", sagt Matthias Seidl. Er hat deshalb Akustikmessungen vorgenommen: auf dem Fahrersitz, auf der Rückbank und außen. Der Heckklappenantrieb darf keine Störgeräusche machen. Die Anforderungen sind von Kunde zu Kunde unterschiedlich. Der 26-Jährige reist deshalb zu den Autoherstellern in ganz Europa, um deren Wünsche in seine Forschungen einbinden zu können.
"Jedes laute Geräusch lässt auf schlechte Qualität schließen", weiß er. "Je leiser das ist, umso höherwertiger wird das wahrgenommen." Rasseln und Knacken des Getriebes sind verpönt. "Ich habe herausgefunden, bei welcher Drehzahl die Klappe am leisesten schließt und öffnet", berichtet Matthias Seidl.
Besondere Auszeichnung Der junge Mann hat nach der Mittleren Reife dreieinhalb Jahre technischer Zeichner bei der Firma Zitzmann in Stockheim gelernt. An der Berufsoberschule hat er das Abi nachgeholt und dann acht Semester Maschinenbau an der Hochschule Coburg studiert. Im fünften Semester, dem Praxissemester, war er wieder bei der Firma Zitzmann und widmete sich der "Füllsimulation von Druckgusswerkzeugen". Im achten Semester erarbeitete er bei der Firma Brose in Coburg seine Diplomarbeit. Als besondere Auszeichnung sieht es Matthias Seidl, dass der Präsident der Hochschule Coburg seine Diplomarbeit aus drei Semestern für den Kulturpreis vorgeschlagen hat.