Schlüsseldienst: Warum Matthias Schmidt nicht nur mit verschlossenen Türen zu kämpfen hat
Autor: Marian Hamacher
Kronach, Montag, 30. Dezember 2019
Der Kronacher Matthias Schmidt hat sich mit einem Schlüsseldienst selbstständig gemacht. Zu kämpfen hat er in seinem Job allerdings nicht nur mit verschlossenen Türen.
Inzwischen sieht der Schlüssel aus wie ein halbes "P" - mit dem kleinen Unterschied, dass das Bein des malträtierten Schließgegenstands um einiges gezackter ist als das des Buchstabens. Knapp fünf Minuten sind vergangen, seitdem Matthias Schmidt den silbernen Schlüssel in eine kleine Schraubzwinge gespannt und längs durchgeflext hat.
Jetzt schiebt er ihn langsam ins Türschloss, fest fixiert von Damen und Zeigefinger. Vorsichtig führt der 35-Jährige mit der rechten Hand einen schmalen Draht an der glatt gefeilten Schlüsselkante entlang ins Schloss. "Ich versuche, damit die Falle mitzunehmen", erklärt er. "Das ist diese Schließnase, die die Tür verriegelt." Das sehe zwar einfach aus, erfordere dann aber doch nicht nur Können, sondern auch ein bisschen Fingerspitzengefühl.
Schmidt hat beides. Kaum hörbar gleitet die Falle zurück. Die Tür ist offen. "Sehen Sie, zerstörungsfrei. Außer ein Schlüssel für 4,95 Euro ", sagt er und schaut seine Auftraggeberin zufrieden an. Die hat nun ein ebenso breites Strahlen im Gesicht wie der ganz in blau gekleidete Mann mit den kurzen blonden Haaren.
Was Irmgard Rochholz passiert ist, könnte man wohl als Klassiker bezeichnen: Eine stressige Situation, die Tür fällt zu - doch der Schlüssel steckt noch auf der falschen Seite. "Ich habe zwar zur Sicherheit einen Ersatzschlüssel bei meinen Nachbarn, aber weil der andere ja von innen steckte, ließ sich die Tür trotzdem nicht öffnen", erzählt die 84-Jährige. Also muss der Schlüsseldienst ran.
Sonderlich lange ist Matthias Schmidt noch nicht im Geschäft. Erst im März machte sich der Kronacher mit seinem "Schlüsseldienst Kronach" selbstständig. Der Gedanke dazu sei ihm gekommen als der Zylinder seiner Haustür kaputt ging. "Da habe ich gemerkt, dass es in Kronach kaum jemanden gibt, der das reparieren kann", sagt der gelernte Industriemechaniker. Einige Schulungen sowie Investitionen in Ausrüstung und Homepage später, ist es soweit. Es kann losgehen.
Festpreis am Telefon
Ein Schlüsseldienstunternehmen aus dem Nichts aufzubauen, sei zwar ein hartes Brot, dennoch sind ihm die Hürden nicht hoch genug: "Man muss nur Schulungen nachweisen, ein Gewerbe anmelden und braucht ein polizeiliches Führungszeugnis." Gäbe es eine staatliche Prüfung, würde es möglicherweise auch weniger schwarze Schafe geben, mit der seine Branche oftmals in Verbindung gebracht wird, findet er. "Wenn ich zu einer Türöffnung komme, werde ich oft damit konfrontiert, dass ich doch ein Abzocker bin", erzählt er. "Das ärgert mich schon etwas. Denn nur weil es schwarze Schafe gibt, heißt das ja nicht, dass ich auch eines bin.
Er lasse sich am Telefon zunächst die Situation schildern und vereinbare dann einen Festpreis. "Der kann sich aber natürlich erhöhen, wenn ich am Telefon falsche Angaben bekomme." Etwa, wenn sich vor Ort herausstellt, dass die Tür mit einem Zylinder ausgestattet ist, der es einem deutlich schwerer macht, sie zu öffnen. Oder wenn die Fräse zum Einsatz kommt. "Das kostet dann extra", so Schmidt. "Aber ich sage dann immer vorher, was ich mache und was sich am Preis ändern würde." Der Standardpreis für eine Türöffnung im Kronacher Stadtgebiet koste zwischen 79 und 89 Euro für die Öffnung. Je weiter die Anfahrt ist, desto teuerer werde es.