Sanierung Kreiskulturraum: Mehrkosten von 1,4 Millionen Euro
Autor: Marco Meißner
Kronach, Montag, 07. Sept. 2015
Der Kreiskulturraum soll ein Kleinod in Kronach werden. Momentan hinkt die Sanierung dem Zeitplan jedoch hinterher. Kreiskämmerer Günther Daum hofft dennoch auf einen Kulturring-Auftakt in den "neuen" Räumen.
Die vorgezogene Westfassade des Kreiskulturraums lässt schon erahnen, wie einladend diese Konstruktion aus Stahl und Glas einmal aussehen wird. Doch bis es soweit ist, werden noch einige Wochen vergehen. "Da sind wir etwas in Zeitverzug", erklärt Kreiskämmerer Günther Daum. "Das Glas kommt wahrscheinlich erst im Oktober."
Verschiedene Probleme hätten zu den Verzögerungen geführt, die sich auch auf andere Bereiche auswirken. So kann der Trockenbau im Eingangsbereich nicht fortgesetzt werden, ehe die Glasfassade da und abgedichtet ist. Und dafür braucht es - sobald das Glas da ist - wohl auch noch ein paar regenfreie Tage.
Im Innenbereich hakte es zum Beispiel bei den Wandverkleidungen, für die kurzfristig neue Lösungen gefunden werden mussten, weil das ursprüngliche Konzept nicht umsetzbar war. Und wegen der Baukonjunktur hat es schon bei den Baumeisterarbeiten Verzögerungen gegeben.
Im Zeitplan zwickt es dadurch inzwischen heftig, denn im Januar startet das Kreiskulturring-Programm mit den Hofer Symphonikern. Daum geht trotz der Notfall-Überlegung, in die Weißenbrunner Turnhalle ausweichen zu können, davon aus, dass die Musik dann im Kreiskulturraum spielt. Da will er den Baufirmen gar kein Alibi liefern. "Wir halten am Ziel fest", betont er und meint: "Wir hoffen, dass dann Niveau und Ambiente durch den Vorbau gehoben werden. Dadurch wird es innen großzügiger und heller."
Fortschritte erkennbar
Innen sieht man beim Trockenbau und der Verkabelung schon Fortschritte. Die Entlüftung durch den Boden, statt wie bisher über die Seitenwände, ist soweit vorbereitet, die Hebebühne vor der normalen Bühne ist eingerichtet und die Regiekanzel ist angebracht.
Die Bestuhlung des künftig 500 Zuschauer (bisher 546) fassenden Raumes hingegen braucht noch etwas Zeit, weil die ersten Testmodelle nicht geeignet waren. Ein Theatersaal sei eben kein Schulzimmer, sagt Daum. Solche Säle seien in ihren Abmessungen und Ansprüchen viel individueller. Ein Problempunkt waren zudem zwei Stützen. Oder besser gesagt: Das Problem war, dass sie hätten da sein müssen, es aber nicht waren. Diese Stützen im Saalbereich hätten schon im ursprünglichen Haus eingebaut sein müssen, nun wurde das nachgebessert.
Doch nicht nur die Zeit, sondern auch die Kosten ufern bei der umfangreichen Sanierung aus. Von ursprünglich geplanten 5,6 Millionen Euro spricht Daum. Von diesen Vorstellungen mussten sich die Verantwortlichen längst verabschieden. Bei den Ausschreibungen habe man in einigen Fällen eine zweite Runde eingeläutet, weil teilweise unmögliche Summen gefordert worden seien, so Daum. "Zum Teil haben die Angebote bis zu über 100 Prozent über unseren Vorstellungen gelegen." Doch zwei-, dreimal habe man auch in den sauren Apfel beißen müssen, um die rechtzeitige Bespielbarkeit nicht zu gefährden. Ein Leuchtschild für eine fünfstellige Summe wurde hingegen einstweilen zurückgestellt. Elektronische Seilzüge statt manueller und die nachgerüsteten Stützen schlagen jedoch bei den Mehrausgaben zu Buche.
Ebenso führt der Kämmerer Mehrausgaben durch Preissteigerungen auf. "Sieben Millionen sind eine realistische Größenordnung", erklärt Daum den aktuellen Stand. Eine halbe Million sei für Zusatzleistungen bereits bewilligt worden. Circa 70 bis 80 Prozent der Arbeiten seien inzwischen vergeben, 90 Prozent ausgeschrieben.
Jetzt hofft Daum, dass der Endspurt ohne weitere böse Überraschungen über die Bühne geht und der Kulturraum beim Programmstart im Januar nicht Kronachs "Unvollendete" wird.
Politiker halten an Projekt fest, wollen aber auch Lehren daraus ziehen
Der Kreistag verfolgt die Entwicklung beim Kreiskulturraum mit Argusaugen. Was halten die Parteien und Gruppierungen vom Stand der Dinge?
"Der Kreistag hat in seiner letzten Wahlperiode die Maßnahme auf Basis damaliger Einschätzungen von Verwaltung und Planern beschlossen", erklärt Bernd Liebhardt (CSU). "Wir finden es sehr ärgerlich, dass die Einschätzungen wohl ungenau waren und die Kosten während der Bauphase deutlich aus dem Ruder laufen. Hier muss schon allein wegen künftiger Projekte nach den Ursachen geforscht werden."
Die Kultur sei im Landkreis von großer Bedeutung. Deshalb sei es keine Frage, dass diese wichtige Maßnahme abgeschlossen werden müsse. Eine entsprechende Qualität sei dabei auch mit Blick auf die Nachhaltigkeit nicht zu vernachlässigen. "Schließlich müssen die Investitionen lange vorhalten." Anschließend sei angesichts der Haushaltskonsolidierung nicht mit weiteren Investitionen in diesem Bereich zu rechnen.
Richard Rauh (SPD) gesteht ein: "Im Nachhinein ist man immer schlauer. Aus heutiger Sicht hätte man sich für einen Neubau entscheiden müssen." Doch so müsse man zu Ende bringen, was man angefangen habe. Da es seiner Erfahrung nach bei Projekten der öffentlichen Hand immer wieder zu Kostenüberschreitungen kommt, regt er an, über ein "Frühwarnsystem" nachzudenken. Schließlich sollte es Rauhs Ansicht nach nicht darauf hinauslaufen, dass die Ratsmitglieder am Schluss nur noch abnicken dürfen.
Das sieht auch Björn Cukrowski (FDP) so. "Ein sehr bedenklicher Zustand", sagt er zu den generell häufigen Verzögerungen und Kostenexplosionen bei staatlichen Projekten. In der freien Wirtschaft wären seiner Ansicht nach Geschichten wie der verkorkste Flughafen-Bau in Berlin undenkbar. Aber auch im Kleineren müsse man den Firmen wieder genauer auf die Finger schauen.
Aus Sicht der Freien Wähler ist das Kind nun in den Brunnen gefallen. Man habe im Vorfeld wegen der Kostenberechnungen nachgehakt, erinnert Peter Hänel, aber Nachtarocken habe jetzt keinen Zweck mehr. "Das Projekt muss nun zu Ende gebracht werden." Zeitlich sei man vielleicht zu ehrgeizig gewesen. Und 1,4 Millionen Euro Mehrkosten seien happig.
Petra Zenkel-Schirmer (Frauenliste) zeigt Verständnis dafür, dass Kosten bei einem solchen Bauvorhaben nicht punktgenau berechnet werden können ("Da muss man immer mit Unwägbarkeiten rechnen"). Und sie findet es toll, dass dieses Projekt überhaupt angepackt wurde. Allerdings kritisiert auch sie das "überstürzte" Vorgehen, mahnt "etwas mehr Weitsicht" bei den Planungen an. Und sie würde sich vor allem mehr Transparenz bei den Ausschreibungen wünschen.
Die Vertreter der Grünen waren gestern leider nicht zu erreichen.