Salzgrotte in altem Metzgerhaus in Mitwitz: In der Metzgerstube gibt's heute Salziges
Autor: Sarah Seewald
Mitwitz, Mittwoch, 05. August 2015
Seit Evelyn Heil mit ihrer Patchwork-Familie in Mitwitz lebt, erfreut sie sich an den Vorzügen des "Stadtlebens". Hier hat sie nicht nur Platz für fünf Kinder, sondern auch für einen eigenen Laden und eine Salzgrotte.
Wären sie in das Haus ein paar Meter weiter vorne an der Straßenecke gezogen, hätte die Familie mit bis zu 60 Prozent Fördergelder aus dem Modellvorhaben "Ort schafft Mitte" rechnen können. Aber Evelyn Heil hat sich nun mal in dieses eine Haus aus dem frühen 19. Jahrhundert im Breitenseeweg in Mitwitz verliebt.
Mit der Pferdekoppel, der Scheune, dem Gewölbekeller, der alten Metzgerei-Kühlkammer, die jetzt zum begehbaren Flurschrank umfunktioniert wurde, dem Laden im Untergeschoss ... Seit Dezember haben Evelyn Heil und ihr Ehemann mit Hilfe ihrer Kinder - an den Wochenenden sind teilweise bis zu fünf im Haus - das ehemalige Metzgershaus wieder hergerichtet. Sie sind zwar nicht offiziell Teil des Infrastruktur-Projektes im Markt Mitwitz, mit ihrer Geschichte aber ein Beispiel dafür, wie sich altes Gemäuer mit Leben füllen lässt.
Viel Altes bleibt
Seit zwei Wochen ist das Haus nicht nur für die Familie privat geöffnet. Im Untergeschoss finden Mitwitzer und andere Besucher sowohl einen kleinen Natur-Gesundheits-Laden als auch eine Salzgrotte. Mehrere Tonnen Salz wurden in einem schätzungsweise 25 Quadratmeter großen Raum verbaut. Mit Sole-Vernebler, Liegestühlen, Decken und einer Kinder-Spielecke ausgestattet, verfolgt Evelyn Heil ein Ziel: Den Menschen 50 Minuten Ruhe und Entspannung im Hier und Jetzt bieten.
Im Gesundheitsbereich verdient sie mittlerweile ihr Geld. Gelernt hat sie aber etwas anderes: Schon als Steuergehilfin aus Leidenschaft wollte sie eigentlich Karriere machen. Dann sagte ihr aber das Muttersein genauso zu und sie machte eine Ausbildung zur Hauswirtschafterin mit Schwerpunkt Ernährung.
"Ich habe mich immer mehr in der Thematik wohlgefühlt", sagt Evelyn Heil, die selbst in der Familie einige Fälle von Asthma oder Neurodermitis beklagen muss. Heute ist sie Ernährungsfachfrau, Kneipp-Gesundheitstrainerin, Salzgrotten-Betreiberin - die erste und einzige im Landkreis Kronach -, Laden-Besitzerin.
Sie hält Vorträge oder gibt Seminare für den Bauernverband, fürs Ministerium ... engagiert sich bei "Landfrauen machen Schule". Nach ihrer zweiten Heirat - heimlich im Dezember letzten Jahres - hat sie nicht nur drei eigene Mädchen, sondern noch zwei Patchwork-Wochenend-Kinder, um die sie sich kümmert.
Eine Wohnung in einer Stadt - wobei für sie Mitwitz schon "fast wie eine Stadt" ist, da sie mit dem Fahrrad einkaufen fahren kann - kam für sie aus mehreren Gründen nicht in Frage: Zu eng, schließlich brauchen die fünf Kinder alle ihren eigenen (Frei)Raum, damit sich jeder im Familienalltag auch mal zurückziehen könne. Außerdem braucht Evelyn Heil immer ein wenig Grün um sich herum - auch für die beiden Hunde und die drei Meerschweinchen, die mittlerweile im Vorgarten ihr eigenes "Paradies" gefunden haben.
Zum Kontakte mit den Mitwitzern knüpfen hat es zwar im Trubel um die Eröffnung der Salzgrotte bisher noch nicht gereicht, mit den Nachbarn komme die Familie aber schon gut aus. Die Aussage einer Nachbarin ehrt sie besonders: "Wenn der alte Fritz das sehen würde, dass sein Geschäft wieder lebt, das würde ihm gefallen."
Dass das Haus eigentlich aus zwei Teilen besteht, hat die Patchwork-Familie erst bei den Renovierungsarbeiten entdeckt. Das Gemäuer im Flur zwischen Wohnhaus und Geschäft haben sie wieder freigelegt. Auch der alte Kachelofen in der Salzgrotte läuft wieder.
Hier und dort leuchtet eine Salzlampe, immer wieder fällt einem eine Lebensweisheit in den Blick und fast überall hängt, steht oder liegt in irgendeiner Art und Weise ein Herz. Ein Farbenspiel aus rot, grün, und gelb zieht sich konstant zwischen den alten Holzmöbeln durch. Nur in der Salzgrotte - dem ehemaligen Wohnzimmer -, da trumpft die Farbe orange: Die Farbe des Himalaya Salzes, wie die Expertin erklärt.
Viel selbstgemacht
Immer wieder klingelt das Telefon. Leute vereinbaren oder verschieben Termine in der Salzgrotte. Dafür, dass sie erst seit zwei Wochen geöffnet hat, ist Evelyn Heil zufrieden, wie das Geschäft in Mitwitz anläuft. Das "Publikum ist schon sehr gesundheitsbewusst", weiß sie über ihre Besucher. Deshalb können sie nach dem Durchschnaufen in der Grotte auch noch einen veganen Vollwert-Keks oder ein frisch geschrotetes Haferflocken-Müsli probieren, wenn sie möchten. Auch Brot backt die gebürtige Marktrodacherin selbst.
Wie sie das alles zeitlich hinbekommen würde, das wird sie wohl immer wieder gefragt. Sie steht "erst um halb sieben" auf, ihr Rezept ist ein anderes: "Wenn ich etwas total gerne mache, dann hat man auch Energie." Nach dem Renovierungsmarathon wird sich die 45-Jährige jetzt aber demnächst wohl auch einmal Ruhe gönnen.