Sägewerk deckt Strombedarf mit Sonnenenergie
Autor: Alexander Löffler
Wallenfels, Freitag, 15. März 2013
Das Wallenfelser Sägewerk Müller-Gei setzt auf alternative Energie, um die Stromkosten zu reduzieren.
Kai Schnabrich sitzt ruhig in seinem Arbeitsstuhl. Sein Blick ist konzentriert auf drei Bildschirme gerichtet, die ihm unter anderem ein virtuelles Schnittbild anzeigen. Währenddessen steuert er über zwei Joysticks die vollautomatische Bandsäge, mit deren Hilfe Baumstämme mit einem Durchmesser von bis zu einem Meter geschnitten werden können. Und während ein Stamm nach dem anderen durch die Bandsägen rauscht, werden nebenan Bretter automatisch sortiert.
Es ist Hightech pur, wie man sie in einem Sägewerk nicht zwingend erwartet. Noch vor acht Jahren sah die Welt im Sägewerk anders aus. Natürlich ging es auch damals nicht ohne Technik. Diese war jedoch bei weitem nicht so fortgeschritten, wie dies heute der Fall ist. Grund dafür ist ein verheerender Brand im Jahr 2005, als nach einem Funkenflug bei Schweißarbeiten die komplette Fertigungshalle ein Raub der Flammen wurde.
Der große Brand
Reinhard Müller-Gei erinnert sich nur ungern an den Brand: "So etwas lässt Dich nie los. Das bleibt immer im Gedächtnis." Die Zeit danach sei unheimlich schwierig gewesen, musste man doch einerseits den Betrieb aufrecht erhalten und sich anderseits um einen Neubau kümmern. "2006 war dann auch noch ein Boomjahr. Und wir mussten zuschauen, wie woanders die Musik gespielt wird. Das war ärgerlich", erklärt Klaus Müller-Gei und spricht damit nicht zuletzt Umsatzeinbußen an. Nachdem es einige Verzögerungen bei der Genehmigung gab, konnte die neue Halle auf einer Fläche von 2700 Quadratmetern erst 2007 fertig gestellt werden. Dabei wurde nicht nur auf den Lärmschutz großer Wert gelegt, es wurde darüber hinaus auch eine Sprinkleranlage installiert, die im Notfall über einen benachbarten Wassertank gespeist wird.
In der Zwischenzeit ist wieder Ruhe im Sägewerk Müller-Gei eingekehrt, in dem jährlich rund 30 000 Festmeter Holz eingeschnitten werden. Ein Thema, das die Familie Jahr für Jahr und damit immer wieder aufs Neue beschäftigt, sind die hohen Energiekosten, die derzeit bei rund 65 000 Euro liegen. Rund ein Drittel dieses Betrags setzt sich aus EEG-Umlage und Steuern zusammen. Besonders die Umlage ist den Müller-Geis ein Dorn im Auge. Denn während größere Betriebe ihrer Branche mitunter von der Zahlung befreit sind, muss das Wallenfelser Unternehmen dafür aufkommen. "Das ist Wettbewerbsverzerrung. Wenn, dann müsste eine ganze Branche befreit werden. So habe ich kein Verständnis dafür", erklärt Klaus Müller-Gei.
Energiekosten reduzieren
Schon in den vergangenen Jahren gab es im Familienunternehmen immer wieder Überlegungen, wie man die Energiekosten reduzieren könnte. Deshalb hatten die Müller-Geis schon vor zwei Jahren mit dem Gedanken gespielt, eine Photovoltaik-Anlage zu installieren. Aus verschiedenen Gründen wurde diese Idee jedoch wieder verworfen, nun aber wieder aufgegriffen. "Vor zwei Jahren ging es mehr um den Gesichtspunkt, den erzeugten Strom zu verkaufen", erklärt Reinhard Müller-Gei. Nachdem mittlerweile die Möglichkeit besteht, den erzeugten Strom auch für den Eigenverbrauch zu nutzen, wurde das Thema wieder aktuell. In der Zwischenzeit hat das Unternehmen eine Anlage mit einer Modulfläche von 1700 Quadratmetern installieren lassen.
Morgensonne nutzen
Wer jetzt denkt, dass die Module alle Richtung Süden ausgerichtet sind, wie dies allgemein üblich ist, täuscht sich. Rund zwei Drittel der Anlagenfläche zeigen nach Osten. Warum dies so ist, erklärt Mario Münch, dessen Firma die Anlage installiert hat. "Das Unternehmen hat dadurch die Möglichkeit, bereits die Morgensonne zu nutzen und damit auch am Vormittag einen Teil seines Strombedarfs abzudecken. Wären alle Module nach Süden ausgerichtet, könnte weitestgehend nur die Mittagssonne genutzt werden." Münch geht durch die Anordnung der Module davon aus, dass das Sägewerk Müller-Gei rund 60 Prozent seines Strombedarfs in Höhe von rund 360 000 Kilowattstunden künftig durch die Photovoltaikanlage abdecken kann. Damit würde sich die rund 350 000 Euro teure Anlage nach rund zehn Jahren amortisiert haben.
"Das ist etwas, das sich bezahlt macht", ist Stefan Müller-Gei von der Anordnung der Module überzeugt und glaubt, dass dieses Modell weitere Nachahmer finden wird. "Unser Ziel muss es doch sein, von fossilen Energieträgern möglichst unabhängig zu werden." Mit der Photovoltaikanlage habe man nun einen Schritt in diese Richtung gemacht, der den Sägewerksbetreibern zudem ein gewisses Maß an Unabhängigkeit beschert.
Kampf ums Überleben
Diese könnte angesichts steigender Strompreise eine immer größere Rolle spielen, kämpfen doch viele Sägewerke ums Überleben. Wie Reinhard Müller-Gei erklärt, sei das vergangene Jahr keines gewesen, um Euphorie verbreiten zu können. Es habe einige Betriebsschließungen gegeben, von denen auch größere Unternehmen betroffen waren. "Nach den neuesten Umfragen erwartet aber die Branche für dieses Jahr eine regere Bautätigkeit. Wir gehen davon aus, dass das Geschäft und die Preise für das Schnittholz wieder anziehen werden. Sollte nichts Unvorhergesehenes passieren, dürfte es kein schlechtes Jahr werden", verdeutlicht Reinhard Müller-Gei.
Apropos Preise: Dass die Rundholzpreise aktuell auf einem vergleichsweise hohen Niveau liegen, bewertet Reinhard Müller-Gei positiv, obwohl er dadurch beim Einkauf höhere Kosten hat. "Es ist gut, wenn die Waldbesitzer einen Anreiz haben, auch in Zukunft ihre Wälder zu bewirtschaften."
Dies ist natürlich für die Zukunft der heimischen Sägewerke ein wichtiger Aspekt. Dass sich das Unternehmen Müller-Gei bislang gut am Markt behaupten konnte, dafür gibt es laut Klaus Müller-Gei gute Gründe: "Wir haben eine breite Produktpalette, sind flexibel und können eigentlich alles anbieten." Gerade für die Flexibilität ist ein Punkt nicht unwesentlich: die moderne Technik in der Fertigung.
Das Sägewerk
Das Unternehmen wurde 1898 von Johann Müller-Gei gegründet. Damals standen der Floß- und Holzhandel im Mittelpunkt. Erst in den 1930er Jahren wurde das Unternehmen in ein Sägewerk umgewandelt. Mitte der 1970er Jahre haben Reinhard und dessen Bruder Hans das Unternehmen übernommen. Mit deren Söhnen Klaus und Stefan steht nun bereits die nächste Generation in den Startlöchern.
Die Photovoltaik-Anlage der Firma Müller-Gei besteht aus 1044 Modulen und hat eine Gesamtleistung von 250 Kilowattpeak. Die Anlage erzeugt zirka 240 000 Kilowattstunden Strom. Dies entspricht dem jährlichen Energiebedarf von 280 Personen.