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Rösler gelingt der Neustart


Autor: Alexander Müller

Schauberg, Samstag, 21. April 2012

Die Firma Rösler Ceramtec ist 2009 aus der Insolvenz entstanden. Sie ist mit Geschirrporzellan, Pharmazieprodukten und Porzellanknöpfen erfolgreich. Noch stärker will sie sich aber in Zukunft auf technische Keramik konzentrieren.
Die Porzellanfabrik ist für den Ort von zentraler Bedeutung.


Nach einer Insolvenz wieder ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen, ist schwer. Katharina und Johannes Rösler haben das geschafft.

Die Geschwister, die heute die Geschäfte der Firma Rösler Ceramtec führen, hatten seit Mitte der 90er Jahre miterlebt, wie sich ihre Eltern Guido und Marietta gegen die wirtschaftlichen Probleme gestemmt hatten. Als 2009, während der Wirtschaftskrise, die Auftragslage aber in allen Bereichen eingebrochen war, blieb nur noch der Gang zum Insolvenzgericht. "Das war für unsere Familie sehr schwer, ist die Firma doch Bestandteil unseres Lebens", erinnert sich Katharina Rösler (32). Und klar: Da war die Verantwortung für die Beschäftigten, die dem Unternehmen teilweise jahrzehntelang verbunden waren. 50 von 110 blieben übrig - heute sind es wieder rund zehn mehr.

Der Insolvenzverwalter habe vom ersten Tag an das Ziel verfolgt, die Firma fortzuführen, betont Johannes Rösler (30). Doch auch die Vorzeichen waren gut: Wichtige Mitarbeiter sind Rösler treu geblieben - und Kundenkontakte konnten, unter anderem auf Grund der langjährigen Geschäftsbeziehung von Marietta Rösler, gehalten werden. Hinzu kam, dass das Unternehmen plötzlich viele Aufträge hatte. "Zwei Investoren haben dann ein mittel- bis langfristiges Interesse am Standort signalisiert und sind am Bestand der Firma sehr interessiert. Andernfalls stünde hier jetzt eine Fabrikruine."

Substanz war gut
"Die Substanz war sehr gut, die maschinelle Ausstattung, maßgeblich durch Guido Rösler aufgebaut, ebenfalls - auch wenn sich in den Jahren zuvor ein gewisser Reparaturbedarf angestaut hatte", betont Johannes Rösler, der von den neuen Eigentümern gemeinsam mit seiner Schwester Katharina als Geschäftsführer eingesetzt wurde. Während er die technische Leitung inne hat, ist sie für Personal, Produkte, Planung und Kundenbetreuung zuständig. Die Firma hat auch investiert - ein neuer Brennofen wurde angeschafft, ebenso eine Roboter glasieranlage.

Beide Geschäftsführer haben aus der Insolvenz gelernt, sind vorsichtiger geworden. Katharina Rösler weiß, dass das Service mit den zwölf Teilen für die Hochzeit heute out ist. Dafür setzt sie auf das Pizzateller- oder Tassenset fürs Büro als Geschenkidee. Das steht dann zum Beispiel bei "Metro Cash and Carry", einem Selbstbedienungsmarkt für Großkunden.

Die Qualität bei Porzellan ist heute überall sehr hoch, sagt Johannes Rösler. Daher sind Lieferanten austauschbar. "Wenn ausländische Betriebe Großmengen nicht liefern können - dann müssen wir da sein", betont Johannes Rösler. Und seine Schwester Katharina ergänzt, dass Bestellmengen kleiner werden - und sich daher der Weg nach China für manche Kunden gar nicht mehr lohnt.

Dass der Flaschenverschluss aus Porzellan wieder an Bedeutung gewinnt, freut Rösler. Für den sogenannten Drei-Komponenten-Knopf - er besteht aus Porzellan und zwei Kunststoffteilen - hat das Unternehmen ein europäisches Patent. Rösler Ceramtec - neben dem Bezug zur Geschichte weist der Name darauf hin, dass sich der Betrieb künftig in die technische Richtung entwickeln soll. "Wir haben alle Verfahren dafür im Haus", erklärt Rösler. In den Bereichen Umwelttechnik oder Biogaserzeugung wird der Markt stark wachsen, ist er überzeugt. "Wir müssen uns möglichst breit aufstellen" - eine Erkenntnis aus der Insolvenz.
Eine weitere: Die Firma muss mit allen Aktivitäten Geld verdienen. Rösler selbst möchte daher auch so energieeffizient wie möglich arbeiten. Die Masse für das Porzellan, die das Unternehmen komplett selbst herstellen kann, wird auch im Haus wieder recycelt. In Kürze findet ein Brennversuch bei einer Biogasanlage statt. Eine Alternative für Erdgas könnte auch Holz sein. Rösler hat hier die Zusammenarbeit mit den Universitäten in Erlangen und Nürnberg sowie dem Fraunhofer-Institut gesucht. Gefördert wird das Forschungsprojekt vom Bund.

Suche nach Fachkräften
Sorgen bereitet den Geschäftsführern weniger der Standort, dessen Anbindung sich durch die Autobahn in Rödental verbessert hat. Zu fast 95 Prozent liefert man in den deutschsprachigen Raum. Sie sehen sogar eher den Vorteil der treuen Mitarbeiter, die hier vielleicht sogar ein Haus gebaut haben. Rösler fällt es aber - dennoch - schwer, Fachkräfte zu finden. Die Firma biete auch jungen Leuten eine Chance, zum Teil sogar ungelernten. "Wir müssen unsere Leute qualifizieren, um sie in anderen Bereichen einsetzen zu können, wenn wir Auftragsspitzen abzufangen haben", betont Katharina Rösler.

Die Firma will flexibel und handlungsfähig bleiben - das ist ihr Erfolgsrezept. Die Geschäftsführer selbst möchten bescheiden sein, zurückhaltend. Und wer einmal nach einer Insolvenz "Existenzangst" verspürt hat, sagt Johannes Rösler, "ist immer getrieben, etwas Neues zu machen".