Retter der Küpser DLRG sind für Notfälle bestens gerüstet
Autor: Heike Schülein
Küps, Freitag, 18. Oktober 2013
Als größte ehrenamtliche Wasserrettungsorganisation der Welt mit über einer Million Mitglieder und Förderer ist die DLRG seit 100 Jahren bundesweit tätig. Seit über 35 Jahren auch in der Marktgemeinde Küps.
Vorsitzender Stefan Büttner sowie Technischer Leiter Matthias Schopf vom DLRG-Ortsverband Küps betonen beim Blick in einen großen Carport: "Darauf sind wir schon mächtig stolz." Sie zeigen dort einen Mannschaftsbus, einen Anhänger sowie das Aluminium-Hochwasserboot der DLRG Küps. Ein Jahr lang haben die Mitglieder am Carport gebaut und dafür circa 1300 Arbeitsstunden aufgewendet - ein, wie die beiden betonen, immenser finanzieller wie auch arbeitsmäßiger Kraftakt.
Breites Aufgabenspektrum
Der Carport befindet sich auf dem hinteren Gelände des Bauhofes Küps. Daneben steht auch ein Materialcontainer, in dem viele Sachen für die DLRG-Jugend gelagert sind. Ebenfalls auf dem Grundstück ist das Wasserrettungs-Einsatzfahrzeug der DLRG Küps untergebracht. Ein Schulungsraum steht den Mitgliedern in der Küpser Schule zur Verfügung.
"Die meisten Leute verbinden mit der DLRG automatisch das Schwimmbad. Viele wissen nicht, was eigentlich hinter der DLRG steckt und wie breit unser Spektrum ist", erzählt Stefan Büttner, der seit 1989 der DLRG Küps vorsteht. Trotz der vielfältigen und immer neu dazugekommenden Einsatz- und Aufgabenbereiche sei es nach wie vor der ureigenste Zweck des Ortsverbandes, Nichtschwimmer zu Schwimmern auszubilden. "Die Schwimmausbildung und das Abhalten von Schwimmkursen bleibt unser Hauptziel", ist sich der Vorstand einig.
Gründung 1977
Gegründet wurde die DLRG Küps im Jahr 1977 - in dem Jahr, als die Küpser Schule mit dem Hallenbad fertig gestellt wurde. Das Hallenbad im Schulzentrum dient dem Ortsverband als Basis der Ausbildung rund um das Thema "Wasserrettung". Ausbildung und Praxis werden durch die Ausübung des Wachdienstes während der öffentlichen Badezeiten miteinander verbunden. Von Anfang an, also seit nunmehr über 35 Jahren, übernimmt die DLRG Küps den Wachdienst im Hallenbad.
Mit drei zentralen Aufgaben kämpft die DLRG auch dort gegen den "nassen Tod". Dazu gehören die Aufklärung über die Gefahren im und am Wasser, die Ausbildung von Schwimmern und Rettungsschwimmern als wichtigstes Element der Vorbeugung sowie die Einrichtung und Durchführung eines flächendeckenden Wasserrettungsdienstes, um im Notfall schnelle Hilfe leisten zu können.
"Zu unseren Kernaufgaben gehört die Förderung aller Maßnahmen, die zur Sicherheit der Menschen im, am und auf dem Wasser beitragen. Von der Wassergewöhnung als Vorbereitung auf das Schwimmen, über die weiterführende Schwimmausbildung für sicheres Schwimmen bis hin zur Ausbildung zum Rettungsschwimmer und Spezialausbildungen in der Wasserrettung bieten wir für jeden etwas an", betont Büttner. Hierzu zählt auch das zweimal wöchentlich stattfindende Schwimmtraining (jeweils am Donnerstag von 20 bis 21.30 Uhr) sowie das Kinderschwimmtraining (am Samstag von 17 bis 19 Uhr).
Vom Kreisverband Kronach getrennt
Im Jahr 2000 hat sich Küps vom Kreisverband Kronach getrennt und ist zum eigenen Ortsverband geworden. "Wir waren mittlerweile zu einer starken Gruppe mit an die 300 Mitglieder herangewachsen und wollten eine eigenständige Vereinigung werden", erläutert Büttner diesen Schritt. Mit derzeit 285 Mitgliedern ist man der größte selbstständige Ortsverband im Landkreis.
Besonders wichtig ist den Verantwortlichen der DLRG Küps die enge Zusammenarbeit mit anderen Hilfsorganisationen, denen man keinesfalls "Konkurrenz" machen möchte. "Wir sind den anderen Hilfsorganisationen in der Gemeinde Küps, aber auch im Landkreis, wie gerade auch dem BRK, sehr verbunden", verdeutlicht Büttner und zeigt dabei auf das Logo, das auf dem SEG-Fahrzeug und dem Anhänger der DLRG Küps prangt. "SEG-Behandlung - Starke Partnerschaft für ihre Sicherheit Bayerisches Rotes Kreuz und DLRG" steht darauf geschrieben. Zu sehen ist eine Landkarte des Landkreises. Das SEG-Fahrzeug mit einer kompletten Ausstattung für Taucher, Strömungsretter und die Eisrettung schaffte sich die DLRG Küps im Jahr 2001 an.
Der Ortsverband verfügt in seinen Reihen über mehr als 15 ausgebildete Sanitäter, die ihre Schulungen beim BRK im Kreisverband Kronach machen dürfen. "Wir brauchen diese Ausbildung für unsere gemeinsame Arbeit mit dem BRK und für die Wasserrettung." Schließlich habe man das gemeinsame Ziel, Menschen in Not zu helfen.
Dabei ist die DLRG Küps auch weit über die Landkreisgrenzen hinaus aktiv, wie beim diesjährigen Hochwasser in verschiedenen Orten in Bayern und Thüringen. Hierbei übernahm man die verschiedensten Aufgaben - beispielsweise die Evakuierung der Hochwasseropfer und den Transport zu den Ärzten, das Zubringen von Medikamenten sowie das nächtliche Absichern der Häuser zum Schutz vor Plünderung.
Engagierter Ortsverband
Innerhalb der DLRG arbeitet Küps bis auf Landesebene mit. So ist Harald Schubert Bezirksvorsitzender der Jugend sowie Bernd Ament stellvertretender Kassier auf Landesebene. Zudem stellt man die Strömungsretter-Komponente im Katas trophenschutz im Wasserrettungszug Oberfranken 1, und man ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV), um Einsatzkräften und Notfall betroffenen Personen im Bereich der psychosozialen Be- und Verarbeitung von Notfällen zu helfen.
"In Reihen der DLRG weiß man vielleicht nicht unbedingt, wo genau Küps liegt. Aber wir haben auf alle Fälle einen guten Namen", sagt Büttner mit dem Blick auf den Landesverband. So helfe man beispielsweise ab dem 31. Oktober bei der Deutschen Meisterschaft der Rettungsschwimmer in Bamberg mit.
Gerade auch der Jugend werde in der DLRG Küps allerhand geboten. Dazu zählen Aktivitäten wie Zeltlager, Ausflüge oder Mini-Wachdienste. Dabei arbeite man auch mit anderen Jugendgruppen zusammen. "Bei uns kann man ganz schön in Freizeitstress verfallen", sagt Schopf schmunzelnd.
Trotzdem bleibe natürlich der Schutz vor dem "nassen Tod" die Kernaufgabe des DLRG. Leider könnten heutzutage viele Kinder nicht schwimmen, was insbesondere mit dem Schließen der öffentlichen Bäder zusammenhänge. "Die Ertrinkungsrate steigt proportional zum Schließen der Schwimmbäder", betont der Vorsitzende. Ohne den Erhalt der öffentlichen Schwimmbäder werde sich dieser Trend weiter fortsetzen.
Die DLRG im Überblick
Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) ist mit über 1.100.000 Mitgliedern und Förderern die größte freiwillige Wasserrettungsorganisation der Welt. Seit ihrer Gründung im Jahr 1913 hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen vor dem Ertrinken zu bewahren. Schirmherr ist Bundespräsident Joachim Gauck.
Die DLRG ist die Nummer eins in der Schwimm- und Rettungsschwimmausbildung in Deutschland. Von 1950 bis zum Jahr 2011 hat die DLRG über 21 Millionen Schwimmprüfungen und über vier Millionen Rettungsschwimmprüfungen abgenommen. In über 2000 örtlichen Gliederungen leisten die ehrenamtlichen Helfer pro Jahr über sechs Millionen Stunden freiwillige Arbeit für die Menschen in Deutschland. Ihre Kernaufgaben sind die Schwimmausbildung, die Aufklärung und der Wasserrettungsdienst. Knapp 40 000 Mitglieder im Wasserrettungsdienst der DLRG wachen jährlich über 1,9 Millionen Stunden über die Sicherheit von Badegästen und Wassersportlern. Im Jahr 2011 retteten die Wachgänger mit ihrem humanitären Einsatz 457 Menschen vor dem "nassen Tod". Dennoch ertranken in Deutschland 410 Menschen im gleichen Zeitraum.
Weltweit sterben etwa eine halbe Million Menschen jährlich im Wasser. Die DLRG setzt sich angesichts dieser erschreckenden Zahl international für bessere Sicherheitsstandards auch außerhalb Deutschlands durch aktive Mitarbeit in den internationalen Dachverbänden ein.
Seit den Anfängen der DLRG im Jahr 1913 haben sich erhebliche technologische und gesellschaftliche Änderungen ergeben. Neben der klassischen Tätigkeit des traditionellen Wasserrettungsdienstes an den Badestellen haben sich auch modernere Organisationsmodelle der Wasserrettung mit höherem Technisierungsgrad und höherer Personalverfügbarkeit herausgebildet. Hier sind in erster Linie die Strukturen des öffentlich-rechtlichen Rettungsdienstes mit entsprechenden Wasserrettungskomponenten, aber auch besondere Einheiten für Zwecke des Katastrophenschutzes und der Abwehr von Großschadensereignissen, insbesondere bei Hochwassereinsätzen zu erwähnen.
Wie alles bei der DLRG begann
In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts war das Ertrinken keine seltene Todesursache. Pro Jahr verloren etwa 5000 Menschen im Wasser ihr Leben, und nur zwei bis drei Prozent der damaligen Bevölkerung konnten schwimmen. Dennoch: Es bedurfte erst eines spektakulären Ereignisses, um den bereits bestehenden Gedanken zur Gründung einer Lebensrettungsgesellschaft in die Tat umzusetzen. Am 28. Juli 1912 brach gegen 19 Uhr die Anlegestelle am Brückenkopf der Seebrücke in Binz auf Rügen. 70 bis 80 Menschen stürzten ins Wasser und 16 Personen, darunter zwei Kinder, ertranken in der Ostsee.
Am 5. Juni 1913 veröffentlichte das amtliche Organ des Deutschen Schwimmverbandes, der "Deutsche Schwimmer", den Aufruf zur Gründung der DLRG. Diese wurde am 19. Oktober im Leipziger Hotel "de prusse" ins Leben gerufen (Quelle: DLRG).