Rennsteig wird für syrische Familie zur neuen Heimat
Autor: Veronika Schadeck
Ludwigsstadt, Sonntag, 15. Dezember 2019
Jamil Alsalim kam Ende 2014 als Flüchtling nach Tettau. Mittlerweile wohnt der Syrer mit seiner Familie in Ludwigsstadt und hat bei der Heinz-Gruppe einen Job gefunden. Langsam fühlt er sich am Rennsteig heimisch.
Es duftet nach Tee und orientalischem Gebäck, als unsere Reporterin bei Jamil Alsalim und seiner Frau zu Gast ist. Als Flüchtlinge an den Rennsteig gekommen, hat sich die syrische Familie dort schnell integriert und zeigt sich ihrerseits sehr gastfreundlich. Während die beiden Erwachsenen in den ersten Minuten des Gesprächs noch etwas zurückhaltend, aber zugleich auch neugierig sind, beginnen die Kinder gleich zu erzählen.
Sie möchte später mal einen Pflegeberuf ergreifen, meint die älteste Tochter Roaa. Da könne sie anderen Menschen helfen, für sie da sein, zusammen mit ihnen lachen und weinen. Sie möchte anderen Leuten helfen, so wie ihrer Familie geholfen wurde.
14-Jährige beherrscht die Sprache fließend
Roaa besucht die achte Klasse der Mittelschule Pressig. Die 14-Jährige ist Klassensprecherin und spricht fließend Deutsch. "Ich verstehe alles", meint sie. Dabei ist auch etwas Stolz auf diese Leistung aus ihrer Stimme zu hören.
Ihre Schwester Manahel besucht die vierte Klasse der Grundschule Ludwigsstadt. Sie möchte den Sprung an die Realschule schaffen. Ihr erstes Schuljahr habe sie wegen der Sprachbarriere wiederholen müssen, aber es habe sich geloht, erzählt sie.
Dann meldet sich auch Zain zu Wort. Der Siebenjährige war ein Kleinkind, als er mit seiner Familie aus Syrien flüchtete. Er besucht die zweite Klasse und ist aktiver Fußballer in der JfG Rennsteig. An ihre Heimatstadt Alquneterat, nahe den Golanhöhen gelegen, können sich die Kinder kaum erinnern.
Jamil Alsalim hört gespannt zu. Nicht alles kann er sofort verstehen, was seine Kinder erzählen. "Sie sprechen zu schnell Deutsch!" Ein Jahre dauerte der Krieg in seinem Heimatland an, als er die Entscheidung traf, zusammen mit seiner Familie in ein neues und besseres Leben zu fliehen. Er hatte genug von den Kämpfen, der Angst und dem Krieg.
Zwischenstation in Libyen
Die erste Station war Libyen. Dort verbrachte er zwei Jahre zusammen mit seiner ersten Frau und den Kindern. Danach zog er alleine weiter übers Mittelmeer nach Italien und von dort aus mit dem Zug nach Deutschland. Zwei Tage lang wurde er in Hamburg untergebracht, bevor er ins Auffanglager nach Zirndorf kam. Von dort aus ging es nach Reichenbach und anschließend nach Tettau.