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Rendezvous "à la française" in Kronach


Autor: Heike Schülein

Kronach, Mittwoch, 02. Oktober 2013

Das Musikprojekt Kronacher Klassik Akademie geht in die zehnte Runde. Zum Jubiläum erklingt französische Musik. Am Sonntag präsentiert das Orchester die Früchte der Probe-Wochenenden.
Die Vorbereitungen für das Konzert der Kronacher Klassik Akademie sind fast abgeschlossen. Am Sonntag wird musiziert. Foto: Heike Schülein


von unserer Mitarbeiterin Heike Schülein

Kronach — "Majestätisch" öffnet das Schneeglöckchen seine Kelche um 3 Uhr in der Nacht. Es folgen die Cupidone und die Wachsblume, bevor sich zur Mittagsstunde die Jalape von Malabar zu Wort meldet. Auf's Zarteste "erklingt” um 17 Uhr die Wunderblume. Die Trauergeranie kündigt um 19 Uhr die Neige des Tages an, der um 21 Uhr von der Nachtblume beendet wird. Das Werk "L'Horloge de Flore” (Die Uhr der Flora) von Jean Françaix für Oboe und Orchester ist eine siebensätzige Suite voll Poesie und anrührender Klangvielfalt.

Entstanden im Jahr 1959 ist sie den Blumen nach der Tages- oder Nachtstunde ihres Erblühens gewidmet.

Jeder Satz des bunten Reigens hat seinen eigenen musikalischen Charakter - und der ist unverkennbar französisch, wie das gesamte diesjährige Programm der Kronacher Klassik Akademie (KKA).


Die "Blumenuhr"

Ausgesucht hat die Musikliteratur der "Blumenuhr" Ines Hauer, die den Solopart an der Oboe inne hat. "Burkhart Schürmann wollte heuer ein Konzert für Oboe und Orchester einüben. Er hat mich gefragt, ob ich den Solopart übernehmen möchte und welches Stück ich gerne spielen würde. Das ist natürlich toll, wenn man sich selbst sein Konzert aussuchen darf", strahlt die Schwabacherin, die heuer zum siebten Mal bei der Kronacher Klassik Akademie dabei ist.

Für "L'Horloge de Flore” hat sie sich entschieden, weil es eben nicht so bekannt ist und eine Abwechslung zu den sonst von ihr dargebotenen Werken - oft aus der Barockzeit - darstellt. Burkhart Schürmann habe daraufhin das diesjährige Programm auf das Stück abgestimmt. Sie sei also "nicht ganz unschuldig" am diesjährigen Motto "à la française", berichtet die Musikerin.


Oboe statt Querflöte

Ines Hauer spielt Oboe, seitdem sie 13 Jahre alt ist. Zu dem Instrument kam sie über ihre Eltern, die ebenfalls Musiker sind. "Als kleines Mädchen wollte ich - wie wohl so viele in diesem Alter - Querflöte lernen. Meine Eltern aber meinten, dass die Chancen, in einem Orchester zu spielen, mit der Oboe größer seien. Ich war damals gar nicht so erfreut darüber. Mittlerweile bin ich aber meinen Eltern sehr dankbar. Und die Oboe ist ja ein wunderschönes Instrument", meint Ines Hauer, die sich sehr auf ihr Solokonzert in Kronach freut.

Zur KKA kommt sie seit 2008 immer wieder gerne. "Es gibt hier sehr viele engagierte, junge Menschen. Sie erarbeiten an den Wochenenden, neben ihrer Schulzeit oder Berufsausbildung, ein Programm. Davor habe ich großen Respekt", lobt sie ihre Kollegen. An der KKA gefällt ihr besonders die freundschaftliche Atmosphäre. Es sei ein schönes Miteinander von Jung und Alt. Einen großen Anteil daran habe Burkhart Schürmann. "Ohne ihn würden sicherlich nicht so viele Jahr für Jahr hierher kommen", ist sie sicher.


Der jüngste Teilnehmer

So sieht es auch einer der jüngsten Teilnehmer. Erik Konietzko ist 15 Jahre alt und zum zweiten Mal dabei. Der Bad Staffelsteiner kam über Walter Gossel dazu, den er vom Jugendsinfonieorchester Oberfranken kennt, wo Erik ebenfalls spielt. Ihm hat es so gut gefallen, das er heuer wieder mit dabei ist. Auch das Programm gefällt ihm sehr gut.

"Es ist abwechslungsreich. Wann hat man schon einmal die Möglichkeit, im Orchester ein Oboe- oder Harfenkonzert einzustudieren - oder auch das Orgelstück? Das ist einfach genial", freut sich Erik, der seit sechs Jahren Geige spielt.

Als er das Instrument zum ersten Mal gehört habe, sei er gleich begeistert gewesen. Seine Eltern, die beide ebenfalls musikalisch seien hätten ihm dann eine Geige zum Geburtstag geschenkt. Gut gefällt ihm auch die Unterkunft auf der Festung.

Begeistert vom Programm ist Mitorganisator Stephan Gesell. Zum Jubiläum lege man sich richtig ins Zeug - mit dem Harfen- und Oboe-Konzert, der großen Besetzung, der Orgel und dem Flügel. "Es gibt Teilnehmer, die von Anfang an dabei sind. Sie haben alte Fotos mitgebracht. Sie kommen Jahr für Jahr wieder. Und es sind auch wieder Neue dabei. So haben wir heuer Teilnehmer von 13 bis über 70 Jahre. "Es ist schön, zu sehen, wie sie sich zusammenraufen und jeder seinen Part übernimmt", meint er. Gerade das erste Proben-Wochenende sei sehr aufregend. Man frage sich, ob auch wirklich alles funktioniere, was bislang, so erzählt er lachend, immer der Fall gewesen sei.


Infos zur Kronacher Klassik Akademie

Ursprung Das Orchesterprojekt ging aus den Gedenkkonzerten für den 1999 verstorbenen Musikpädagogen am Frankenwald-Gymnasium, Burghard Fussek, hervor. Nach seinem Tod schlossen sich einige seiner ehemaligen Schüler sowie Kollegen zusammen, um zu seinem Gedenken ein Konzert zu geben. Daraus entwickelte sich eine jährlich wiederkehrende Veranstaltung.

Leitung Mehrfach übernahm Axel Kober die Leitung, heute Generalmusikdirektor an der Deutschen Oper am Rhein. Rainer Kober konnte schließlich Burkhart Schürmann, stellvertretender Leiter der Berufsfachschule für Musik Oberfranken, als künstlerischen Leiter gewinnen. Mit Stephanie Simon, Christiane Stömer-Rauh und Walter Gossel erweiterte man das Konzept und gründete 2004 die Klassik Akademie.

Ziel Ein besonderes Anliegen der KKA ist die Förderung des musikalischen Nachwuchses. Aber auch Erwachsene sind als Teilnehmer willkommen.

Konzerttermin Am 6. Oktober findet im Atrium der Realschule I um 11 Uhr der sinfonische Frühschoppen statt, bei dem ein lockeres "Kommen und Gehen" möglich ist. Um 16 Uhr gibt es an gleicher Stelle das Abschlusskonzert.

Programm Das Konzert bietet; Charles-Marie Widor: Toccata F-Dur aus der 5. Orgelsinfonie op. 42 Nr. 1 für Orgel solo; Gabriel Pierné: Konzertstück Ges-Dur op. 39 für Harfe und Orchester; Jean Françaix: "L'Horloge de Flore" für Oboe und Orchester; Camille Saint-Saëns: Sinfonie Nr. 3 c-Moll op. 78 "Orgelsinfonie".