Michael Glombig bringt der Stadt Wallenfels Ölbilder, die sein Vater Kurt gemalt hat, als die Familie von 1944 bis 1946 Unterschlupf in Wallenfels gefunden hat.
Reise in die Vergangenheit - so könnte man den Besuch von Michael Glombig und seiner Frau Lilli-Christine in Wallenfels betiteln. Reise in die Zeit zum Ende des zweiten Weltkrieges, in eine Zeit der Angst aber auch der Hoffnung, dass man hier in diesem kleinen Frankenwaldort sicher ist.
Als die Familie Glombig 1944 nach Wallenfels kam, hatte sie schon eine kleine Odyssee hinter sich. Vorher lebte sie in Berlin, der Vater Kurt Glombig war in Frankreich stationiert und sollte sogar befördert werden. Doch dann griff der deutsche Wahnsinn nach der Familie. Unehrenhaft aus der Armee entlassen, weil der Ariernachweis für seine Frau Gertrud fehlte, wollten die Glombigs eigentlich nach Amerika auswandern, aber Gertrud durfte nicht mehr ausreisen. Deshalb und wegen "unarischer Prinzipien", saß man im wahrsten Sinne des Wortes in Berlin auf gepackten Koffern, immer bereit, die Heimat verlassen zu müssen.
Dies geschah und der weitere Weg führte die Familie nach Suhl, wo sie bei Freunden unterkam.
"In Suhl gab es eine Fabrik, die Haarschneidemaschinen herstellte. Diese wurden als ,kriegswichtig‘ eingestuft und beim Herannahen der Roten Armee nach Wallenfels verlagert", erinnert sich Michael Glombig. Zusammen mit dem Betrieb zogen auch die Familie Glombig und ihre Freunde mit in den Frankenwaldort.
"Sprachschwierigkeiten" aufgrund der Unterschiede zwischen dem Berliner und dem Wallenfelser Dialekt sorgten dafür, dass die Glombigs so etwas wie "Exoten" in Wallenfels waren. "Ich kam im Kindergarten unter und lernte diese ,fremde‘ Sprache schnell, sodass ich beim Kaufmann für meine Mutter ,übersetzten‘ musste", erinnert sich der heute 74-jährige Sohn lachend.
An viele Einzelheiten erinnert sich Michael Glombig aber nicht mehr, da war er einfach noch zu jung. Dennoch nennt er so einige Kleinigkeiten.
Als Kind aus einer eigentlich protestantischen Familie faszinierte ihn beispielsweise die Stadtkirche St. Thomas.
Als die Amerikaner in Wallenfels einmarschierten, konnte nur Vater Kurt Glombig die englische Sprache. Er fungierte deshalb sozusagen als "Übersetzer und Unterhändler". Als akademischer Maler und Gebrauchsgraphiker, aber auch als Karikaturist und Witze-Zeichner hatte er vor dem Krieg gearbeitet und dieses Talent kam ihm nun zugute.
"Die Amis hatten ihr Camp außerhalb des Ortes und wollten alle von meinem Vater porträtiert werden. Es war ein ,Malen gegen Waren‘ und da haben wir diese Zeit gut überlebt", erinnert sich Sohn Michael.
Gemalt hat Kurt Glombig auch Skizzen und Aquarelle sowie zwei Ölgemälde der damaligen Dorfansicht mit der Kirche und dem kleinen Bachlauf.
Diese zwei Ölgemälde aus dem Nachlass seines 1994 verstorbenen Vaters hat Michael Glombig nun nach Wallenfels gebracht, um sie der Stadt zu schenken.
Den Ort verließen die Glombigs 1946, daran erinnert sich der 74-Jährige noch genau, weil er bereits 1947 in Frankfurt eingeschult wurde.
Dort arbeitete Kurz Glombig als Maler für die Filmgesellschaft "Motion Picture Association" (MPA) und fertigte Filmplakate und Reklame an. "Es gab in dieser Branche nur drei gute Maler, mein Vater war einer von ihnen. Er hat 42 Porträts bekannter amerikanischer Schauspieler gemalt, damals für 1000 Mark das Stück", sagt Michael Glombig stolz.
Viele der Bilder des Vaters hängen in der Wohnung der Glombigs. Aber für alle ist kein Platz und um im Keller oder Dachboden zu verstauben, sind sie viel zu schade.
Deshalb bringen Michael und seine Frau Lilli-Christine Glombig auch die beiden Ölbilder zurück nach Wallenfels. Nur einmal noch ist Michael Glombig auf der Durchreise an der Stadt vorbei gekommen, doch dies weckte die Erinnerungen und so plante er, die "Stätte des jugendlichen Wirkens" noch einmal aufzusuchen.
Viele Häuser verschwunden Für das Stadtoberhaupt, Bürgermeister Jens Korn, war es ein besonderes Erlebnis, Michael Glombig zu begegnen. Besonders freute er sich über die Bilder, die Ansichten zeigen, wie Wallenfels in der Nachkriegszeit ausgesehen hat. Viele der Häuser sind in den 50er Jahren verschwunden und man kennt sie nur noch vom Erzählen.
Die Ölbilder werden im Sitzungssaal im Rathaus einen würdigen Platz erhalten und sind irgendwie passend zum Thema Stadtsanierung, das derzeit in der Stadt im Fokus steht.