Realschule Pressig ist vom Tisch
Autor: Veronika Schadeck
Kronach, Montag, 18. Februar 2019
Lediglich elf Kreisräte sprachen sich am Montag in der Kreistagssitzung für eine erneute Probeeinschreibung aus.
Viele Jahre hatte der Landkreis keine Möglichkeit, im Norden eine Realschule zu errichten, erklärte Landrat Klaus Löffler (CSU). Er bezeichnete die angedachte Bildungseinrichtung in Pressig als ein Angebot der Staatsregierung. Im Juli 2018 sei man seitens des Staatsministeriums für Unterricht und Kultus angeschrieben worden, eine weitere Einschreibung auf dem Weg zu bringen. Das Angebot des Ministeriums sei eine Chance gewesen, aber "wir können keine Politik gegen die Menschen machen". Die Realschule in Pressig sei weder von den Lehrern, Eltern noch von den Schülern gewünscht gewesen.
"Wir sollten den Tatsachen ins Auge sehen", so SPD-Fraktionsvorsitzender Richard Rauh. Und: "Wir haben aufs falsche Pferd gesetzt." Er wies darauf hin, dass sich im Landkreis Kronach die Geburtenzahlen seit dem Jahre 1993 von damals 819 auf 424 Geburten im Jahr 2018 reduziert haben. Eine Gemeinschaftsschule im Norden, so Rauh, wäre eher angebracht gewesen. "Die Lehrer und Schüler waren pragmatischer als die Kommunalpolitik."
Er sei der Staatsregierung sehr dankbar, so der Fraktionsvorsitzende der CSU, Bernd Liebhardt. Eine Realschule im Norden sei ein einmaliges Angebot gewesen, jedoch habe es qualitative Sorgen bei Schülern und Eltern gegeben. Positiv sei, dass in den vergangenen Monaten die Schülerbeförderung vorangebracht wurde und der Kreis in Kronach ein hochwertiges Bildungsangebot anbieten könne.
Eine Realschule in Pressig wäre kein Gewinn, sondern eher ein Verlust gewesen, so Petra Zenkel-Schirmer von der Frauenliste. Sie sei froh, dass es die Lehrer genau sahen.
Der Standort Pressig sei eine "postfaktische" Entscheidung gewesen, so der Ludwigsstädter Bürgermeister Timo Ehrhardt. Es gab kein konkretes Angebot an Eltern und Schüler. Es fehlten Details. Keiner habe gewusst, was auf ihn in Pressig zukommen könnte. Außerdem: "Pressig gehört nicht zum Norden des Landkreises. Steinbach wäre der bessere Standort gewesen."
Es werde immer geäußert, dass die Schüler in der Kreisstadt gerne ein Eis essen oder durch die Weka bummeln, erklärte der Steinbacher Bürgermeister Thomas Löffler (CSU). Er habe sich mit vielen Schülern unterhalten. Die meisten gehen nach dem Unterricht direkt zum Bahnhof. Er plädierte deshalb dafür, einige Jahre ins Land ziehen zu lassen. Wenn in Kronach die Hochschule und der Campus stüden, dann sollte darüber nachgedacht werden, eine Realschule ganz in den Norden zu verlegen. Dann würde die Kreisstadt auch nicht geschwächt.
Bei dem Thema "Realschule in Pressig" waren zu viele Emotionen im Spiel, so der Pressiger Bürgermeister Hans Pietz (FW). Er könne auch die Diskussionen, "wo fängt der Norden an, wo hört er auf", nicht mehr hören. Die Analyse hatte Pressig nun mal als möglichen Standort hervorgebracht.