Rathauschefin in den Urlaub geschickt
Autor: Heike Schülein
Steinberg, Donnerstag, 12. November 2015
Beim Rathaussturm wurde das neue Prinzenpaar Anna I. und Prinz Sebastian II. ins Amt eingeführt. In Staaberch regieren nun die Narren.
Eine große Schar wackerer Narren, die nach einem beherzten Rathaussturm die Schlüsselgewalt an sich riss, ein Prinzenpaar wie aus dem Bilderbuch, das im Nu die Herzen seiner Untertanen gewann und eine Bürgermeisterin, die ihre Entmachtung bis zum Aschermittwoch auch mit einem "lachenden" Auge begleitet; hat sie nun doch drei Monate Urlaub? Pünktlich zum Faschingsauftakt ging es am 11.11. in der Faschings-Hochburg Staaberch rund. Mit dem Rathaussturm und der Übernahme des Rathausschlüssels hat das lange Warten im Schrubberdorf ein Ende und die Staaberche Fousanocht wurde offiziell eröffnet.
Um 18.45 Uhr fiel das Rathaus
Dem revolutionären Umsturz voraus ging ein Faschingszug - bestehend aus Fousanochtern, der großen und kleinen Prinzengarde und natürlich dem scheidenden Prinzenpaar, Prinz Christian II. und Stefanie I.
Gemeinsam setzte sich die holde Narrenschaft von der Ortsbrücke aus Richtung Rathaus in Bewegung. Angeführt wurden die "Revoluzzer" vom örtlichen Musikverein, der für die stimmungsvolle Umrahmung des Spektakels sorgte. Alle Versuche von Bürgermeisterin Susanne Grebner, sich dem Angriff der Staaberche Fousanochter zu erwehren, waren am Ende doch vergebens. Um 18.45 Uhr war es so weit: Das Steinberger Rathaus war gefallen und die entmachtete Bürgermeisterin übergab die Schlüsselgewalt an Prinzessin Anna I. und Prinz Sebastian II.
Bis zuletzt herrschte über das neue - nunmehr zehnte und damit - "Jubiläums"-Prinzenpaar größte Geheimhaltung. Verschiedene Theorien und Spekulationen wurden aufgestellt. Als sich schließlich das schicke Cabrio seinen Weg durch die Baustelle bis zum Rathaus bahnte, war die Überraschung keine mehr. Ab sofort wird Staaberch durch seine Tollität - in der Feuerwehr Flaschen schnüffelnder, Musikanlagen aufbauender, Kunststoff verformender, "Obstler" bringenden Hüttenwirt und im "Frack" schon oft versumpften Clubberer, Prinz Sebastian II. aus dem in der Prinzenhochburg "Kolchhüttn" residierenden Geschlecht der Töpfern vertreten. Ihm zur Seite steht ihre liebreizende Volleyball spielende, an der grünen Platte schmetternde, auf Pferden tanzende, in der Kirche dienende und Schulbank drückende, Prinzessin Anna I. aus dem auf dem Schuldenhügel residierenden Geschlecht der Reuthern. Die neuen Hoheiten wurden sogleich unter lautstarkem Jubel ihrer Untertanen und dem dreifach donnernden Schlachtruf "Staaberch Schrubb Schrubb" in ihre ruhmreichen Ämter eingeführt.
"Schrubb, schrubb, ihr Staaberche Narrenleut, wie hom me uns auf den Douch heut gfreut. Es 10. Prinzenpoo deff me des Joh sei, su a Ehre is uns fei ah nie allerlei. Mir freua uns auf die närrische Zeit und sen ah ze jedn Unsinn bereit", versicherten die neuen Regenten. Kaum an der Macht, hatten sie auch schon die ersten Befehle an ihre Untertanen: "Schluss mit der langa Riednerei, kehrt aweng mit uns ei, jetzt lou mers krach, wall die Fousanocht is hal a super Sach."
Das neue Prinzenpaar trat in die Fußstapfen von Prinz Christian II. und Prinzessin Stefanie I., die "tränenreich" auf Wiedersehen sagten. "A Joahr Regentschaft is jetzt vorbei, mit Leib und Sejl, woan wir imme debei. Des Prinzenpaartreffen in Stadtstanich woo die öschte Narretei, dann fings richtig oh, die Faschingsrommlerei", erinnerten sie sich an viele närrische Stunden. Die Rathauschefin konnte ihrer Entmachtung durchaus positive Seiten abgewinnen. So gehöre es zu den frohen Pflichten der Bürgermeisterin, alljährlich für eine Weile die Bürde ihres Amtes als erste Frau der Gemeinde auf die Schultern eines Prinzenpaares mit ihrer Narrenschar zu legen. Damit solle zum Ausdruck gebracht werden, dass nun wirklich für die nächsten Tage bis zum Aschermittwoch der tierische Ernst des Alltags bei Seite trete und Freude und Narretei zu ihrem Recht kämen. "Fast drei Monate Urlaub kann ich jetzt wirklich gut gebrauchen. Ich gehe mit besonderer Freude in meine freien Tage", kündigte sie an. Sehr erfreut über die "Regierungsübernahme" zeigte sich auch "Faschings-Übergangspräsident" Alexander Jakob. "Ihr wätt euch wieder wunnen, warum ich heute wieder hier oben steh und des als euer Faschingsconferencier", meinte er. Öscht fo ane Stund habe er Bescheid gricht, dass der "Präsident Wolfgang leider zuhause darnieder liegt, von einem Bazillus nach hartem Kampf besiegt." Statt zu genießen Gaudi und Bier müsse er - o weh! Zwieback kauen und schlucken, den schalen Tee. "Scho jetzt ergett herzlicha Einladung oh alla, ze unnre Fousanocht am 5. und 6. Februar 2016 nei die Mehrzweckhall ze kumma", lud er schon mal zu den Büttenabenden ein.
Aktivposten
Beide Regenten sind als begeisterte "Faschingsnarren" große Aktivposten der Staaberche Fousanocht und schon "ewig" dabei. Die neuen Regenten freuen sich "riesig", dass sie als neues Prinzenpaar ausgewählt wurden und auf die gerade begonnene Faschingssaison mit Auftritten bei den verschiedenen Faschingsveranstaltungen und den Spaß sowie das Feiern.