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Rangelei in Kronach: Wer hat zuerst zugeschlagen?


Autor: Susanne Deuerling

Kronach, Freitag, 21. Februar 2014

Die Verhandlung über eine gefährliche Körperverletzung brachte kein Ergebnis. Nun soll ein neuer Zeuge für Klarheit sorgen.


Auch nach fast fünf Stunden Verhandlung konnte der Tathergang nicht genau rekonstruiert werden. Die beiden Angeklagten, die sich wegen der gefährlichen Körperverletzung zu verantworten haben, zeichneten ein völlig anderes Bild als der Geschädigte, der zusammen mit seiner Rechtsanwältin als Nebenkläger auftrat.

In der Version des arbeitsuchenden 49-jährigen Beschuldigten hatte ihn der Geschädigte bereits den ganzen Abend angepöbelt und beleidigt, ihm Schimpfwörter und "krasse Aussagen" an den Kopf geworfen.

Auch vor dem Lokal in Kronach kam es zu verbalen Auseinandersetzungen, woraufhin der Geschädigte den Beklagten angegriffen und zu Boden geworfen habe. "Ich hab mich nur gewehrt und nicht bewusst zugeschlagen", sagte der 49-Jährige.

Der Geschädigte sah die Sache ganz anders und beschuldigte den Angeklagten, ihm eine "Kopfnuss" auf die Nase verpasst zu haben, worauf er zu Boden ging. Daraufhin habe er ihn mit den Fäusten ins Gesicht geschlagen und auf ihn eingetreten.

Zwar gab er zu, dass er angetrunken war und den Angeklagten auch provoziert habe, aber der Angriff sei von ihm ausgegangen. "Ich habe nicht gesehen, wer mich getreten hat, aber dass er mich ins Gesicht geschlagen hat, das ist sicher", sagte der 33-jährige Geschädigte.

Es steht auch außer Frage, dass er geschlagen wurde, dies zeigen die eindeutigen Verletzungen, eine Rippenfraktur, eine Nasenfraktur, Schwellung am Kinn sowie Prellungen, Schürfwunden und Schmerzen am ganzen Körper.

"Gestänkert und provoziert"

Der ebenfalls angeklagte 54-jährige Kumpel des Beschuldigten soll laut Anklageschrift ebenfalls zugetreten haben, allerdings konnte der Geschädigte dies nicht sicher sagen. Er habe nur so eine "Rockerkutte" gesehen. Der 54-jährige Arbeiter ist Mitglied beim Motorradclub "Gremium Frankonia" und immer mit diesem Outfit bekleidet.

Er gibt an, mitbekommen zu haben, wie der Geschädigte zusammen mit einem Kumpel im Lokal immer wieder gestänkert und jeden provoziert habe, solange bis diese von der Security des Lokals verwiesen wurden. Draußen habe er immer noch weiter gemacht und nachdem er und sein Mitangeklagter im Vorraum des Lokals beim Rauchen waren, habe er immer nur geschrien "Komm doch raus".

Irgendwann sei dann sein Kumpel doch rausgegangen und als er zusammen mit seiner Frau und Bekannten Minuten später nachschauen wollte, gab es eine Rangelei vor dem Lokal und die beiden lagen bereits am Boden und wälzten sich. Er habe dann den Kumpel des Geschädigten weggezogen, der ebenfalls "mitmischen" wollte.
Zahlreiche Zeugen waren geladen, von denen aber keiner genaue Angaben machte.

Nach den doch ziemlich detaillierten Aussagen in der Tatnacht und bei der zweiten Vernehmung durch die Polizei, konnten sie sich bei der Verhandlung plötzlich an nicht mehr viel erinnern. Einzig, dass es eine Rangelei gab und dass zwei Personen dabei waren, konnten sie konkret sagen.

Nur der Kumpel des Geschädigten, der als Zeuge geladen war, gab an, dass er das Getümmel gehört habe und gemerkt hat, dass sein Freund dabei war. Er wollte helfen, wurde jedoch von dem einen Angeklagten "mit Kutte" zurück gehalten. Es sei aber sicher, dass sein Kumpel geschlagen wurde, das zeigen auch die Fotos, die von den Verletzungen im Gesicht gemacht wurden.

Mit einem Blick auf den "Kuttenträger" sagte er, dass er später noch mal im Lokal von dem und seiner Frau angesprochen und nach seinem Namen gefragt worden sei. "Ich glaube, die wollten mich einschüchtern", meinte er.

Ein Zeuge meinte, dass bei der Schlägerei zu sehen war, dass dies gleichwertige Gegner waren, also keiner der Unterlegene.

In einem waren sich aber alle Zeugen sicher, dass die beiden, der Geschädigte und sein Kumpel und Zeuge, den ganzen Abend bereits negativ aufgefallen und deshalb auch von der Security hinausgeworfen wurden.

Beide waren betrunken

Dies bestätigte eine weitere Zeugin, die im Lokal von dem Geschädigten ebenfalls angegangen worden war, indem er andere Gäste auf sie drauf schubste und ihren Freund an dessen Pferdeschwanz zog. Auch war ein erheblicher Alkoholpegel vorhanden.

Dies bestätigte auch die Polizeibeamtin, die zusammen mit etlichen Kollegen gerufen wurde. Alkoholtests ergaben beim Geschädigten 2,3 Promille und bei dem Angeklagten, der mit der Faust zugeschlagen haben soll, 1,7 Promille.

Nach Antrag von Verteidiger Stefan Walder sollte noch ein Zeuge geladen werden, der den Beweis liefern sollte, dass der Kumpel des Geschädigten nicht abwehren, sondern aktiv in die Rangelei oder Schlägerei eingreifen wollte. Deshalb wurde die Verhandlung unterbrochen und wird am 5. März um 14 Uhr fortgesetzt.