Ramadan: Körper und Seele werden gereinigt
Autor: Veronika Schadeck
Kleintettau, Freitag, 18. Juli 2014
Für Adem Elkol und Akmet Silay ist derzeit Ramadan, der Fastenmonat. In dieser Zeit müssen sich beide in Enthaltsamkeit üben.
Momentan ist es eine außergewöhnliche Zeit für einen Teil der türkischen Mitbürger. Denn für sie ist der Ramadan. Das bedeutet für beide eine Zeit der Enthaltsamkeit.
Adem Elkol und Akmet Silay sind derzeit mittendrin im Ramadan, der noch bis zum 27. Juli geht. Bis dahin heißt es für beide, dass von 3.30 bis 21.37 Uhr weder gegessen und getrunken wird. Zudem wird Enthaltsamkeit beim Rauchen und auch in Bezug auf körperliche Liebe eingefordert. Und außerdem, so Adem Elkol, solle man während dieser Wochen nicht streiten, sich seiner Mitmenschen verstärkt annehmen, Gutes bewirken und mit Spenden arme Menschen unterstützen. Weiterhin gehört für ihn zum Ramadan der tägliche Besuch in der Moschee zum Gemeinschaftsgebet.
Für Elkol ist es selbstverständlich, den Ramadan einzuhalten. Denn dadurch würden Körper und Seele gereinigt.
Besondere Nähe zu Gott
Während er fasste, erzählt Elkol weiter, fühle er eine besondere Nähe zu Gott, spüre er ein Gefühl der inneren Zufriedenheit und Dankbarkeit. Dankbar sei er dafür, dass er in einem friedlichen Land lebt, ein Dach über den Kopf hat und genügend Nahrung vorhanden ist.
Auch für Akmet Silay ist es selbstverständlich, den Ramadan einzuhalten. Derzeit absolviert der FOS-Schüler ein Praktikum bei Rösler Ceramtecin Schauberg. Jeden Tag, so erzählt der 19-Jährige, frühstücke er um 3 Uhr. An den Wochenenden gehe er vor dieser Zeit gar nicht erst ins Bett. Tabu sind für den jungen Mann während des Ramadans Disko- oder auch Kneipen-Besuche. Es sei für jeden Muslimen seine eigene Entscheidung, ob er den Ramadan einhält oder nicht. Für ihn gehöre dies zur Kultur, Religion und zur Tradition. Und: "Der Ramadan belebt auch das Familienleben." Er begründet dies mit gemeinsamen Abendessen, die während dieser Zeit in der Regel um 22 Uhr stattfinden, und mit mehr Gesprächen innerhalb der Familie. Keine Probleme gebe es mit seinen deutschen Freunden. "Die stellen zwar Fragen, aber sie haben Verständnis." Es sei bewundernswert, wenn junge Menschen Traditionen aufrechterhalten und so zu ihrem Glauben stehen, zeigt seine "Chefin" Katharina Rösler Verständnis.
Junge nehmen es nicht so ernst
Beide Männer beteuern, dass sie während des Ramadans kaum eine Beeinträchtigung ihrer Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz merken. Bedauern äußern beide Männer allerdings darüber, dass die Zahl derer, die den Ramadan einhalten, immer weniger werde. Vor allem junge Muslime nähmen es mit dem Fastenmonat nicht so ernst. "Es ist so, wie bei den Christen - auch hier finden immer weniger Menschen den Weg in die Kirche", glaubt Adem Elkol. Sein Blick wird nachdenklich: "Wir haben überhaupt viele Gemeinsamkeiten." In diesem Zusammenhang spricht er von den einem Gott, davon dass Muslime und Christen an Propheten glauben. Auch der Jungfrau Maria werde im Koran eine eigene Sure (Abschnitt im Koran) gewidmet.
Die Kriege und Unruhen, wie beispielsweise derzeit im Irak oder Syrien, die im Namen Allahs ausgefochten werden, hätten nichts mit Religion zu tun, das sei reines "Machtgehabe", betont Elkol.Als eine tolle Sache empfindet der 46-Jährige die Reaktion seines Chefs Carl-August Heinz, der zur Zeit des Ramadans eine Flagge hissen lässt. "Damit symbolisiert er seine Achtung gegenüber unserer Religion." Seit 2002 ist es Brauch, dass auf dem Heinz-Gelände Flagge gezeigt wird. In seiner Firma, so Unternehmer Carl-August, seien seit Mitte der 60-er Jahre viele türkische beziehungsweise türkischstämmige Mitarbeiter beschäftigt, die sich zum Islam bekennen. Die Flagge soll die Solidarität symbolisieren, sie soll aber auch nicht-muslimische Mitarbeiter und Mitbürger auf den Ramadan hinweisen.
Sowohl Adem Elkol als auch Akmet Silay freuen sich nun auf das Ende des Ramadan. Denn dann wird erstmal gefeiert. In der Türkei heißt dieses Fest "Seker Bayrami", was so viel wie Zuckerfest bedeutet. Und an diesen Tagen gibt es in der Tat viel Süßes.