Ralf Pohl muss noch auf Ergebnisse warten
Autor: Corinna Igler
Kronach, Sonntag, 15. Sept. 2013
Ralf Pohl wird wohl noch bis Montag warten müssen, bis er weiß, ob er in den Landtag einziehen darf oder nicht. Angespannt verfolgt er am Sonntagabend die Ergebnisse im Gasthaus Frische Quelle.
Es ist still am Sonntagabend in der Frischen Quelle. Bedrückend still. Und dabei steht an der Tür zur Gastwirtschaft "Wahlparty der SPD" - selbstverständlich in roter Schrift.
Die Blicke der wenigen SPDler, die im Lokal sitzen, gehen leicht nach oben, wo der Fernseher im Eck hängt. Sven Schuster, SPD-Bürgermeisterkandidat für Kronach, drückt auf der Fernbedienung herum. Auf dem Bildschirm zeigt Schuster die Ergebnisse, die auf der Homepage des Landkreises veröffentlicht werden.
Ralf Pohl, Landtagskandidat der SPD für den Stimmkreis Kronach-Lichtenfels, sitzt auf der Eckbank, verfolgt, wie die Ergebnisse, langsam Kommune für Kommune, eintrudeln. Tettau ist da: Fast 50 Prozent holt die SPD dort. "Jawoll, das ist doch schön", kommentiert Schuster. Pohl sagt nichts. Immerhin sind es auch dreieinhalb Prozent weniger als bei der vergangenen Landtagswahl. Aber in Hochstadt am Main sind es dafür drei Prozent mehr.
"Im Vergleich mit den Prognosen, die in den vergangenen Tagen bei etwa 18 Prozent waren, liegen wir ganz gut", kommentiert Pohl dann das Ergebnis der SPD in Bayern insgesamt. "Aber wir haben uns natürlich trotzdem mehr erhofft - ganz klar", schickt er hinterher.
Das Ergebnis aus Wilhelmsthal ist da. 74 Prozent für den CSU-Kontrahenten Jürgen Baumgärtner. "Naja, das ist sein Revier", kommentiert das Marktrodachs Bürgermeister Norbert Gräbner (SPD).
Sieben Prozent mehr als 2008 in Redwitz, drei Prozent mehr in Marktzeuln. "Wir haben Zugewinne im Lichtenfelser Bereich, aber erhebliche Verluste im Kronacher Bereich", stellt Pohl geknickt fest. Woran liegt's? "Das müssen Sie die Wähler fragen. Ich seh' auch nur die Ergebnisse", antwortet er. In Lichtenfels habe man deshalb dazugewonnen, weil es bei der vergangenen Landtagswahl mit Christian Meißner noch einen Lichtenfelser Spitzenkandidaten gegeben hat. Diesmal kamen beide Spitzenkandidaten aus dem Kreis Kronach.
Gerhard Säuling, ehemaliger Bezirksrat der SPD, blickt auf die Ergebnisse in Wallenfels: Über 57 Prozent für den CSU-Kandidaten, 21, 22 für Pohl. "Wenn man solche Ergebnisse sieht, ist das schon ein bisschen erschreckend. Das war nie eine Hochburg, aber...", bricht er seinen Satz ab.
Völlig unberechenbar sei es, sagt Pohl, was er an Zweitstimmen insgesamt bekommt. Dass er über die Direktwahl nicht in den Landtag kommt, sei ihm vorher schon klar gewesen. "Wir müssen schauen, wie das Ganze ausgeht, alles andere ist Kaffeesatzleserei", sagt er. Er wirkt dennoch enttäuscht: "Ja, die Ergebnisse sind ja auch nicht gut." Gelassen könne er das nicht sehen, "immerhin hängen viele Jahre politische Arbeit dran."
20.30 Uhr: Altlandrat Heinz Köhler kommt. "Was ist denn los? Das wirkt ja wie bei einen Trauerveranstaltung", versucht er die Runde etwas zu ermutigen. Sebastian Herter (Freie Wähler) habe als Lichtenfelser Kandidat dort Stimmen weggenommen. "Naja, so viele hat der auch nicht", entgegnet Pohl.
"Dem Mensch geht's gut"
Landrat Oswald Marr hat das "fast so kommen sehen". Zwar habe die SPD zulegen können, wenngleich sie ihr Ziel nicht erreicht habe. Warum? "Dem Menschen geht's gut. Und wer ändert etwas, wenn es ihm gut geht? Gegen diese Grundeinstellung hat man keine Chance." Wenn man sich das Ergebnis so anschaue, seien die Stimmen im eigenen Lager geblieben. Die der FDP habe die CSU gewinnen können.
Derweil wird mit Spannung das Ergebnis aus Küps, der Heimatgemeinde Pohls, erwartet. 44, 42 Prozent für Pohl und damit zehn Prozent mehr als 2008 und als Baumgärtner. Ob er eine schlaflose Nacht haben wird? Schließlich wird er wohl erst am Montag erfahren, ob er genügend Zweitstimmen für den Einzug in den Landtag erhalten hat. "Das wird sich zeigen", sagt er. Doch Egon Herrmann, Bürgermeister in Weißenbrunn, weiß: "Wenn man sich zur Wahl stellt, ist man immer nervös."
Ergebnisse der Direktkandidaten und Parteien in den fränkischen Stimmkreisen finden Sie unter wahlen.infranken.de. Auch Detailinformationen zu den Direktkandidaten finden Sie auf dieser Seite.