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Räte sollen Kontakt zu Klinik suchen


Autor: Corinna Igler

Kronach, Montag, 03. Dezember 2012

Vertreter der Frankenwaldklinik nahmen Stellung zu den Geschehnissen in der jüngsten Vergangenheit und baten die Lokalpolitiker um Mithilfe.
Um die Frankenwaldklinik ging es gestern im Kreistag. Foto: Archiv


Miteinander sprechen - das wollen künftig die Kreistagsmitglieder und die Vertreter der Kronacher Frankenwaldklinik. Zumindest einigten sie sich in der Sitzung des Kreistags am Montag darauf.
Nachdem in der Oktober-Sitzung die Emotionen hoch gekocht waren, kamen gestern kaufmännischer Leiter André Naumann, ärztlicher Leiter Eike Dedow und Helge Simon, neuer Chefarzt der Kardiologie, in die Sitzung, um die Arbeit in der Frankenwaldklinik transparenter zu machen.
Naumann sprach von verschiedenen Investitionen in Höhe von insgesamt elf Millionen Euro, die seit der Übernahme durch das Rhön-Klinikum getätigt worden seien. Derzeit werde außerdem die Geriatrie komplett neu gestaltet.
"Wir bieten heute ein Spektrum, das deutlich über der Grundversorgung eines Krankenhauses liegt", ging Dedow darauf ein, dass man in vielen Bereichen spezialisiert sei. Die Investitionen in moderne Geräte, Umbauarbeiten und Weiterbildungen bestätigten, dass die Privatisierung richtig gewesen sei, so der ärztliche Leiter, der auch schon vor der Privatisierung an der Frankenwaldklinik tätig war. Bevor Äußerungen von Kreisräten einen falschen Ton bekämen, sollten sie sich doch informieren, appellierte Dedow. "Lassen Sie uns bitte im Gespräch bleiben, damit wir das verloren gegangene Vertrauen der Bevölkerung zurückerhalten", so Dedow.

Kritische Nachfragen

Petra Zenkel (Frauenliste) erklärte daraufhin, dass nicht die Frauenliste wegen ihrer kritischen Nachfragen verantwortlich für das verloren gegangene Vertrauen sei. "Verwechseln Sie hier nicht Ursache und Wirkung. Nachfragen muss erlaubt sein und darf nicht als Majestätsbeleidigung gesehen werden", sagte Zenkel.
In die gleiche Kerbe schlug Edith Memmel (Bündnis 90/Die Grünen): "Verdrehen Sie nicht die Tatsachen. Wir haben reagiert, weil die Ärzte reagiert haben und sich in einem Brief an die Zeitungen gewandt haben." Außerdem unterstellte sie dem Klinikum, dass es zu sehr den finanziellen Gewinn im Blick habe, schließlich sei es ja ein börsennotiertes Unternehmen.
"Die Kritik war berechtigt, aber man hätte auch erstmal direkt bei uns nachfragen können, anstatt mit Äußerungen Patienten womöglich zu verunsichern. Und von dem erwirtschafteten Gewinn ist bis jetzt jeder Cent wieder in den Standort Kronach investiert worden. Es ist nicht so, dass sich Rhön da bereichert", entgegnete André Naumann. Er animierte die Kreisräte dazu, doch künftig der Klinik die Möglichkeit zu geben, auf Fragen zu antworten. Er führe lieber Lösungen herbei, als sich über die Presse auszutauschen.
Ingrid Steinhäußer (Frauenliste) bat darum, doch die vier kommunalen Vertreterinnen der Frauenliste zu einem Gespräch einzuladen. Viele Patientinnen und Patienten vertrauten sich ihnen an, weil sie unabhängiger als die großen Fraktionen seien. "Eine Frechheit", fiel ihr Richard Rauh (SPD) ins Wort. Allgemeines Grummeln ging durch den Saal.

Wirtschaftlicher Aspekt

"Die vielen Investitionen stimmen doch zuversichtlich, dass die medizinische Versorgung künftig sichergestellt ist. Und der wirtschaftliche Aspekt ist auch wichtig, sonst fährt die Klinik nämlich an die Wand", äußerte sich Stefan Wicklein (Freie Wähler). Wenn man die Klinik schlecht rede, führe das auch dazu, dass sie irgendwann schlecht werde. Er sprach sich dafür aus, Probleme persönlich zu besprechen und sich dafür "den einen oder anderen Auftritt hier im Kreistag zu sparen".
Ähnlich sah das auch Hans Rebhan (CSU). Er bezeichnete die Privatisierung im Jahr 2005 als richtig und gut - insbesondere in Anbetracht der Ausweitung des Leistungsspektrums. "Eine solche Spezialisierung wäre sonst nicht möglich gewesen", so Rebhan.

Besserer Personalschlüssel

Das bestätigte auch Dedow: "Wir standen 2005 kurz vor der Insolvenz. Natürlich musste Personal entlassen werden und natürlich ist unser Personalschlüssel eng. Aber er liegt dank der Entwicklungen heute über dem von damals", antwortete er auf eine Frage von Ralf Pohl (SPD).
"Ich denke, die Klinik ist auf einem guten Weg. Die Investitionen, die Rhön getätigt hat, hätten durch die öffentliche Hand nicht durchgeführt werden können", zog auch Landrat Oswald Marr das Fazit.
Heinz Köhler (SPD) wollte wissen, wie die Zusammenarbeit mit anderen Kliniken bei Schlaganfallpatienten funktioniert. Die Versorgung erfolge vor Ort in Kronach. Über eine teleneurologische Anbindung an den Konzernstandort in Bad Neustadt könnten Kollegen zu Rate gezogen werden, erklärten die Klinik-Vertreter.
Außerdem wollte Köhler wissen, ob tatsächlich eine psychiatrische Tagesklinik angesiedelt werden soll. Das bestätigte Oswald Marr in seiner Funktion als Bezirksrat. Der Bezirk plane das, allerdings gebe es noch Gesprächsbedarf, wo und wie dies genau in Kronach passieren soll.
Jens Korn fragte als "unabhängiger CSU-Kreisrat" - in Anspielung auf Steinhäußers Äußerung - nach, ob man künftig enger mit den niedergelassenen Ärzten zusammenarbeiten wolle. "Da müssen wir einiges aufholen, sind aber dran", erklärte Naumann und nannte als Beispiel einen Ärztestammtisch, auf den man aufbauen wolle.
Die Vertreter der Klinik baten die Kreisräte auch um Unterstützung bei der Ansiedlung von jungen Fachärzten in Kronach. "Wir müssen schauen, dass wir junge Fachärzte in den Frankenwald bekommen. Wir versuchen das bereits über das Lucas-Cranach-Stipendium. Aber wir bitten Sie, uns bei der Beschaffung von Wohnraum und Kindergartenplätzen zu helfen", so Dedow. Die Rahmenbedingungen seien eben auch ein wichtiger Faktor, um gute Ärzte hier zu etablieren. Landrat Oswald Marr forderte die Kreisräte abschließend dazu auf, künftig mehr mit der Klinikleitung in Kontakt zu treten: "Wenn man Beschwerden hört, dann haut man nicht noch drauf, sondern gibt sie an die Klinik weiter."