Publikum applaudiert stehend
Autor: Nicole Julien-Mann
Kronach, Montag, 01. Oktober 2018
Das Sinfonieorchester der Kronacher Klassik Akademie 2018 begeisterte mit drei Highlights in einem Mammutprogramm.
Fast jeder amibitonierte Laienmusiker träumt davon, einmal die ganz großen Werke der Weltliteratur zu spielen. Die Teilnehmer der Kronacher Klassik Akademie 2018 durften sich in diesem Jahr an zwei Klassikern ausprobieren. Das dritte Werk, eine Uraufführung, muss sich seinen Platz in der Welt erst noch erarbeiten. Nach den Abschlusskonzerten steht zumindest fest: Es reihte sich nicht nur nahtlos in das Programm ein, es setzte ein ganz besonderes Glanzlicht auf die Veranstaltung.
Zunächst aber gehörte die Bühne dem aus Buchbach stammenden Posaunisten Tobias Suffa. Mit dem Konzert für Posaune und Orchester in Es-Dur op. 4 von Ferdinand David zeigte er die gesamte Klangschönheit und Vielseitigkeit seines imposanten Instruments, brachte es zum Strahlen wie eine Fanfare oder zum Singen wie eine Oboe.
Die drei Sätze des Konzerts werden in einem Durchgang gespielt und sind doch unmissverständlich komponiert. So verhallt der zweite melancholische Satz in einem nicht enden wollenden Ton, bevor das Orchester Anlauf für den dritten erlösenden Teil nimmt.
Wie eine Drei-Gipfel-Tour
Ein toller Einstieg in das Konzert, das einer Drei-Gipfel-Tour glich. Denn dem ersten solistischen Höhepunkt folgte die nächste Sensation: die Uraufführung der Ballade "Lenore" als sinfonisches Werk mit Sprecher, vertont von Sebastian Paul Rehnert. Wie Tobias Suffa war er Schüler an der Berufsfachschule für Musik in Kronach.
Auf Anregung seines ehemaligen Lehres Burkhart M. Schürmann nahm er sich der Schauergeschichte an und griff sinfonisch in die Vollen. Rehnert habe bei allen großen Meistern gelernt, attestierte ihm Schürmann in seiner Moderation im Vormittagskonzert: "Er reicht dem Brahms durchaus die Hand."
Rehnerts Musik erzählt die Handlung des Dramas, treibt sie voran, kommentiert sie, bahnt dem Geschehen seinen Weg. Eine eindrückliche Violinenweise, sensibel intoniert vom Konzertmeister Johannes Enders, beschreibt Lenores Trauer und ihre Verzweiflung. Ihr Verlobter kehrt nach dem Krieg nicht zu ihr zurück, ist er gefallen oder hat er sie verlassen? Flöte und Klarinette zeichnen die Beschwichtigungsversuche der Mutter, die klapprigen Totengeister tanzen zum Xylophon. Schürmann rezitierte die Verse emotional und rhythmisch punktgenau.
Nachdem sich die Gruft über dem unglücklichen Paar Lenore und Wilhelm geschlossen hatte, fielen sich Dirigent, Sprecher und Komponist erleichtert in die Arme und vom Publikum gab es Standing Ovations.