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Public Viewing in Kronach: Zwischen Jubel und Entspannung


Autor: Marian Hamacher

Kronach, Sonntag, 26. Juni 2016

Über 400 Zuschauer feierten am Sonntag beim Public Viewing in der Kronacher Kühnlenzpassage den 3:0-Sieg der deutschen Nationalmannschaft.
Kurz vor der Halbzeit erlöste Mario Gomez mit dem 2:0 die deutschen Fans in der Kühnlenzpassage. Daran, dass der Einzug ins Viertelfinale in Gefahr geraten könnte, glaubte angesichts der spielerischen Überlegenheit niemand der über 400 Zuschauer. Foto: Marian Hamacher


Seien wir mal ehrlich: Wenn das Wort "leiden" derzeit auch nur ansatzweise mit der deutschen Nationalmannschaft in Verbindung gebracht werden darf, ist es ein Leiden auf äußerst hohem Niveau. Auf Weltmeister-Niveau. Während die Defensive bisher meist sicher stand, waren es die Stürmer, die die Fans nervös an den Nägeln knabbern ließen. Im Stadion, auf dem Sofa oder vor der Großbildleinwand in der Kronacher Kühnlenzpassage.
In der Achtelfinalpartie gegen die Slowakei am gestrigen Sonntag dürften auch die größten Nervenbündel unter den über 400 Zuschauern beim Public Viewing spätestens zur Halbzeit äußerst entspannt zum Bierglas gegriffen haben.


Holpriger Start

Dank Mario Gomez' Treffer zum 2:0 (43.) durften die Nägel endgültig in den Feierabend. Sie hätten sich schon früher erholen können, wenn Mesut Özil (13.) nicht seinen ersten Elfmeter im DFB-Trikot vergeben hätte. Das kollektive Aufstöhnen wäre wohl deutlich größer ausgefallen, wenn sich Jerome Boateng sein erstes Länderspieltor nicht für die K.o.-Runde aufgehoben hätte (8.). Dank seines strammen Volleyschusses aus der Distanz blieb es das angesprochene Leiden auf..., Sie ahnen es.

"Das ist das beste Spiel, das die Mannschaft bisher im Turnier gezeigt hat", sagte Franz Ruppert schon nach 45 Minuten. Bis auf die Auftaktbegegnung gegen die Ukraine hat der 53-Jährige jedes Spiel live in der Kühnlenzpassage verfolgt. Wie viele Partien wird er denn dort noch sehen können? "Noch drei", ist er überzeugt. Die kommen jetzt ins Finale und dann werden sie Europameister."

So wie er sehen es mehrere der Zuschauer, die in dem ehemaligen Industriegemäuer nicht nur für beste Stimmung, sondern auch immer vollere Bänke sorgen. "Der Start war ja noch etwas holprig, da war es nicht ganz so voll, aber das wurde mit jedem Spiel besser - und jetzt ist auch noch die Euphorie da", sagte der Veranstalter Steffen Mahr. Nach den Erfahrungen mit den Übertragungen der WM-Spiele vor zwei Jahren, sei es aber ohnehin schon klar gewesen, dass das Public Viewing gut angenommen wird.


Um eine Anekdote reicher

Aus dem Meer an schwarz-rot-goldenen Trikots, Fahnen oder Hüten stach ein Fan besonders heraus: Hubert Kotschenreuther entschied sich für ein blaues T-Shirt mit der Fahne der Slowakei. "Mit einem Deutschland-Trikot zu kommen, wäre ja einfach gewesen", sagte er mit einem Schmunzeln. "Das war einfach ein kleiner Gag."

So nahm er neben einen Sieg der Nationalmannschaft auch noch eine nette Anekdote für seine Geschäftspartner in der Slowakei mit nach Stockheim. "Wenn es enger stehen würde, hätte ich aber wohl Probleme", sagte der 42-Jährige. Diese Sorge nahm ihm allerdings Wolfsburgs Julian Draxler (63.), der den Ball aus kurzer Distanz in den linken Winkel donnerte. Gestern durften die Nerven eben geschont werden. Noch.