Druckartikel: Public Viewing in Kronach: Der Schock kommt zum Schluss

Public Viewing in Kronach: Der Schock kommt zum Schluss


Autor: Marian Hamacher

Kronach, Mittwoch, 27. Juni 2018

Das WM-Aus sorgt nicht nur für leere Gesichter bei den Fans in der Kronacher Kühnlenzpassage, sondern beim Veranstalter auch für einen finanziellen Verlust.
Auch der Kronacher Stadtpfarrer Thomas Teuchgräber (orangefarbenes Shirt) konnte nicht so recht glauben, was er auf der Leinwand zu sehen bekam. Foto: Marian Hamacher


Den größten Jubel erhielt der Linienrichter: In der zweiten Minute der Nachspielzeit hatte Südkoreas Abwehrspieler Young-Gwon Kim gerade zum 1:0 abgestaubt - und in der Kronacher Kühnlenzpassage für entsetzte Gesichter gesorgt. Doch der Mann an der Seitenlinie hielt seine Fahne in die Höhe. Der Treffer zählt nicht!

Bestand vielleicht doch noch eine Chance für den Weltmeister, das Achtelfinale bei der WM in Russland zu erreichen? Die ernüchternde Antwort gab Schiedsrichter Mark Geiger nicht nur den Kronacher Zuschauern nur wenige Minuten später. Videobeweis: das Tor zählt. Deutschland ist raus!

Dass der ehemalige Bundesliga-Spieler Heung-Min Son kurz darauf noch auf das von Manuel Neuer längst verlassene deutsche Gehäuse zurannte und mit dem 0:2 das Vorrunden-Aus des Titelverteidigers besiegelte bekamen einige der Besucher schon gar nicht mehr mit. Sie hatten das Public Viewing "Kronacher Fußball-Fieber" in der Kühnlenzpassage zu diesem Zeitpunkt längst verlassen. Zu groß war offenbar die Enttäuschung.

"Man hat schon gemerkt, dass eine gedrückte Stimmung geherrscht hat", fand auch Steffen Mahr. Zusammen mit seinen Mitstreitern von der Rosenbergalm sowie dem Verein "Kronacherleben" hatte er die Veranstaltungshalle nach der Arbeit in eine Public-Viewing-Stätte verwandelt - in der freilich mehr als nur drei Spiele gezeigt werden sollten. "Wir haben uns ja extra den Projektor angeschafft, da hätten wir dann gerne auch zwei oder drei Partien mehr übertragen", erklärte Mahr.

Durch die Unterstützung der Sponsoren, zu denen als Medienpartner auch der Fränkische Tag gehört, bewegen sich die finanziellen Verluste jedoch in einem erträglichen Rahmen, so der 40-Jährige.


Bänke schon abgebaut

Eine Stunde nach Spielende war schon fast nicht mehr zu sehen, dass in der Kühnlenzpassage die Spiele der deutschen Mannschaft live übertragen wurden. Lediglich die sieben Meter breite und 4,40 Meter hohe Leinwand in ihrem Metallrahmen sowie die kleinen Deutschlandfähnchen an den Wänden erinnerten daran. Die Sitzbänke waren allerdings längst abgebaut. Etwa 500 Zuschauer haben während den nervenaufregenden 90 Minuten auch diesmal wieder darauf Platz genommen, schätzt Mahr: "Und das an einem Mittwochnachmittag. Das ist schon der Wahnsinn!" Umso enttäuschter sei er daher, dass das Team den Fans so wenig habe anbieten können.

Trotz der in den ersten beiden Gruppenspielen gezeigten Leistungen waren die Kronacher Fans, die trotz der frühen Anstoßzeit schon deutlich vor 16 Uhr die Halle füllten, größtenteils optimistisch. "Ich rechne schon damit, dass sie aus ihren Fehlern gelernt haben", sagte etwa Ronald Schmidt, der gar auf einen 5:1-Sieg tippte.
Auf ein 3:1 der DFB-Elf setzte Nadine Resch-Grüttner, die extra aus Neustadt bei Coburg angereist war und von der Atmosphäre in Kronach angetan war. "Beim nächsten Spiel bin ich auf jeden Fall wieder dabei", sagte sie vor dem Anpfiff begeistert. Das wird nun allerdings zwei Jahre dauern. Die Europameisterschaft 2020 werde aber definitiv gezeigt, verspricht Steffen Mahr: "Wir lassen uns davon doch nicht abbringen!"