Pressig: Es flattert und gurrt im Taubenschlag
Autor: Karl-Heinz Hofmann
Pressig, Mittwoch, 18. März 2020
Um den Brieftaubensport ist es ruhig geworden, aber er ist noch lange nicht am Ende, wie der Züchter Georg Bayer aus Pressig betont.
Gibt es eigentlich noch Brieftaubenzüchter in der Region, fragen sich manche Leute. Denn, gemessen an den Nachrichten und Erfolgen aus dem vergangenen Jahrhundert, ist es seit der ersten Dekade und besonders in der zweiten Dekade des 21. Jahrhunderts recht ruhig um den Brieftaubensport in unserer Region geworden. Doch der Schein trügt, stellt der Vorsitzende des Brieftaubenzuchtvereins "Haßlachbote", Georg Bayer, fest und wehrt sich gegen solche Eindrücke, wenngleich auch der engagierte Züchter aus Pressig zugeben muss, dass die sportlichen Aktivitäten nachgelassen haben.
Dies liegt aber nicht an nachlassender Leidenschaft der Züchter, sagt der erfahrene Taubenzüchter Bayer. Er führt als Gründe und Probleme an, warum die Brieftaubenzucht in ihren Aktivitäten doch eingeschränkt ist.
Neben der Taubenhaltung im Ortsbereich und den verstärkt eingesetzten Umwelteinflüssen würden Greifvögel in großer Zahl die Tauben auf ihren Flügen verletzen, viele werden Opfer der Beutegreifer und kämen von ihren Sportflügen nicht mehr in die Heimat zurück. Dass oft Tauben auf der Strecke bleiben, liege aber nicht alleine an Greifvögeln, sondern - so ist die Vermutung des erfahrenen Brieftaubenzüchters - "es liegt an den starken Strahlenfeldern, die überall in der Atmosphäre schweifen, und die hochempfindlichen Tauben verlieren durch diese Störfelder die Orientierung".
Trotzdem werde der Verein "Haßlachbote" nicht aufgeben und das Kulturgut erhalten wollen. Schließlich hätten sich Brieftauben als Boten wichtiger Botschaften und Nachrichtenüberbringer große Verdienste erworben und zur Rettung so mancher Bergsteiger und Bergwanderer in den Alpen beigetragen. Es bleibe nur zu hoffen, dass sich trotz der Digitalisierung und im Zeitalter von Handys und Smartphones das schöne Hobby der Brieftaubenzucht über weitere Generationen fortsetzen kann.
Georg Bayer aus Pressig ist seit seiner Kindheit Brieftaubenliebhaber. Der passionierte Brieftaubenzüchter ist seit 30 Jahren der Vorsitzende des Brieftaubenzuchtvereins "Haßlachbote". Der Verein wurde im Oktober 1950 als Reisetaubenzuchtverein aus der Taufe gehoben und erstreckte sich auf den Ort Haßlach bei Kronach mit näherer Umgebung. Dieses Jahr feiern die Brieftaubenliebhaber das 70-jährige Jubiläum ihres Vereins.
Ein Blick in die Chronik verrät die Ziele und den Zweck der Vereinsgründung. Der Verein hat den Zweck, durch Zucht, Training und Aussprache in allen Angelegenheiten die Reisetaubenzucht zu fördern. Gründungsvorstand war der erfolgreiche, ja leidenschaftliche Brieftaubenzüchter und Pionier der Brieftaubenzucht im Landkreis Kronach, August Recknagel, der den Verein vier Jahrzehnte führte. Zur damaligen Gründerzeit wurden die Tauben mit der Bahn zu ihren Einsatzorten verschickt (die weiteste Strecke führte bis nach England), von wo aus sie ihren Rückflug zum Heimatschlag antraten.
Der 59-jährige Georg Bayer, der derzeit 60 Tauben liebevoll in seinem Taubenschlag betreut, ist stolz auf seinen 21-jährigen Sohn Florian, der schon als Jugendlicher große Erfolge als Taubenzüchter erreichen konnte. Er belegte bei der deutschen Verbands-Jugendmeisterschaft den ersten Platz in der Kategorie der Sieben bis Zehnjährigen im Regionalverband Oberfranken-Nordost und wurde im Jahr 2019 Verbandsjugendmeister.