Premiere von Altweiberfrühling im Kronacher Kreiskulturraum
Autor: Sonny Adam
Kronach, Sonntag, 27. Oktober 2013
Im Kreiskulturraum feierte das Stück "Altweiberfrühling" Premiere. Dabei gab es eine wichtige Botschaft: Auch im Alter kann das Leben schön sein.
Der Mann ist verstorben, der Laden soll geräumt und umfunktioniert werden - Martha hat keinen Lebensmut mehr und möchte am liebsten sterben. Wie soll aus dieser Ausgangssituation eine Komödie werden? Ellen Schwiers in der Hauptrolle der Martha Jost, ihre Cousinen Heide Ackermann und Dagmar Hessenland sowie die lebensfrohe Lisi alias Eva Röder zeigten in Kronach bei der ersten Theaterpremiere seit 28 Jahren, wie das funktionieren kann - und schenkten dem Publikum einen zauberhaften Abend, an dem jeder von Herzen lachen konnte.
Mit Geschichten, die das Leben schreibt und die wirklich nicht lustig sind, kann wohl jede der Schauspielerinnen aufwarten, die in Kronach bei der Theaterpremiere von "Altweiber frühling" auf der Bühne standen.
Die schrille Lisi, gespielt von Eva Röder, hat im echten Leben ihren Mann mit 38 Jahren verloren, ihr Baby ebenfalls und auch ihren Lebensmut. Nur mühsam fand sie wieder zurück ins Leben.
Verfahrene Situation
Die Komödie beginnt mit einer verfahrenen Situation: Martha Jost ist frisch gebackene Witwe und hat eigentlich keinen Lebensmut mehr. Denn alles lief anders, als sie es sich erträumt hatte. Sie ist gelernte Dessous-Schneiderin und wurde einst mit der goldenen Nähnadel ausgezeichnet, doch ihr Mann Hans wollte nicht, dass in dem spießigen kleinen Ort Oberstrupp jemand davon erfährt. So verzichtete Martha darauf, eine Boutique in Paris zu eröffnen, und stand tagein, tagaus in einem Gemischtwarenladen in Oberstrupp. Der Liebe wegen. Ihr Sohn Walter wurde Pfarrer. Der Mann Hans ist tot. Nun schienen alle Träume zerplatzt.
Doch dann beauftragte Bürgermeister Fritz Meyer alias Holger Schwiers Martha damit, die alte von Motten zerfressene Vereinsfahne des Gesangsvereins zu restaurieren. Durch Zutun der flippigen Freundin Lisi (Eva Röder), der schrulligen Frieda (Dagmar Hessenland) und der unter der Knechtschaft des Bürgermeisters stehenden Hanni (Heide Ackermann) versuchte sich Martha an dieser Aufgabe. Und plötzlich hatte sie wieder Mut - den Mut, doch noch ihren Lebenstraum zu verwirklichen.
Die Profi-Schauspielerinnen des Ensembles übertrafen sich auf der Bühne selbst. Denn jede spielte ihre Macken aus. Und jede von ihnen zeigte eine Verwandlung auf, die einfach wunderschön war.
Die brave Hanni (Heide Ackermann), die sich von ihrem Bruder, dem Bürgermeister, herumkommandieren ließ, machte den Führerschein und zog von zu Hause aus. Frieda alias Dagmar Hessenland ließ sich im Seniorenheim nicht mehr alles gefallen und sorgte als Internet-Händlerin für reißenden Absatz der Dessous-Boutique. Und die flippige Lisi traute sich endlich, ihre Lebenslüge einzugestehen und verwirklichte ihren Traum von Amerika.
Sogar auf die Herren färbte das Mutmach-Theater ab. Pfarrer Walter (Frank Hangen) traute sich, seine Liebe zu Shirley (Liza Riemann) einzugestehen. Und sogar Bürgermeister Fritz Meyer alias Holger Schwiers taute auf und kaufte am Ende Dessous für 130 Euro für seine Frau.
Regie bei Stefan Vögels Stück "Altweiberfrühling", das unter dem Titel "Die Herbstzeitlosen" verfilmt wurde, führte Ellen Schwiers Tochter Katerina Jacob. Und die Neuauflage des bereits preisgekrönten Werkes ist gelungen. Die drei Umbesetzungen, mit denen die Regisseurin leben musste, fügten sich harmonisch in das Ganze ein. Die Premiere in Kronachs Kreiskulturraum war ein voller Erfolg: tolle Story, einzigartige Schauspielerinnen, die auch im Alter jung geblieben sind, peppige Inszenierung, freche Dialoge, gelungene Umbauten, Sinn für Details und eine Mut machende Botschaft, die es öfters geben sollte: Auch im Alter kann das Leben so schön sein, vorausgesetzt man traut sich.