Premiere für den Schulwald
Autor: Susanne Deuerling
Wallenfels, Montag, 10. Juli 2017
In Wallenfels wurde der erste Schulwald im Landkreis offiziell eröffnet. Die Kids sind mit Begeisterung bei der Sache.
Der Wald, immer schon ein Spielplatz für Generationen von Kindern. Man baute Hütten aus Reisig, legte sich ins weiche Moos und konnte jeden Baum benennen. Jeder wusste, wie er sich im Wald zu verhalten hatte, nichts durfte zerstört werden und die Achtung vor der Natur war in den Kindern vorhanden. Doch wie sieht es heute aus, wie gehen die Kinder mit dem Wald um, wissen sie eigentlich noch, warum der Wald so notwendig ist? In Wallenfels mag das noch nicht so schlimm sein, ist man doch seit jeher mit dem Wald, dem Holz und der Holzverarbeitung verbunden.
Natürlich wird in der Schule das Thema "Wald" behandelt. Aber so "trocken" mag es eigentlich kaum einer der Jungen und Mädchen. In Wallenfels ist das nun ganz anders geworden. In einem gemeinsamen Projekt des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach Außenstelle Forst Stadtsteinach, der Stadt Wallenfels und des Bildungszentrums Wallenfels wurde nun ganz offiziell der "Kinderwald Wallenfels" ins Leben gerufen. Treibende Kraft war hier die Lehrerin Bettina Müller, die das Projekt eigentlich mit ihrem Vater, Forstdirektor Michael Schneider gemeinsam gestalten wollte. Leider ist Michael Schneider im vergangenen Jahr verstorben und so suchte sie neue Partner und fand viele offene Ohren für den "Kinderwald". Und so entstand er, der erste "Schul- und Kinderwald" im Landkreis Kronach. Forstoberrat Dirk Lüder erklärte es kurz so, dass nun die Kinder und ihre Lehrer und Betreuer auch ohne den Förster das nun bekannte Stück Wald betreuen und nutzen können, die Kinder erleben ein positives Gefühl, sie lernen nahezu spielerisch und sind in der Natur "zuhause".
Am Eröffnungstag gab es zahlreiche Workshops, natürlich im Wald. Da wurden Nistkästen für Vögel und Fledermäuse zusammen gebaut, ein Storchennest in mühevoller Kleinstarbeit in den Wald gesetzt und ein Barfußweg angelegt. Hier muss man barfuß und mit geschlossenen Augen erkennen, worüber man läuft, es gibt Reisig, Tannenzapfen und vieles mehr. Das alles wurde nicht nur von den Schulkindern sondern auch von den Hortkindern und den Vorschulkindern erledigt, die in sieben gemischten Gruppen sehr viel schafften. Ein großes Projekt war der Jägersitz, den acht Kinder zusammen mit Forstwirtschaftsmeister Marcus Hollederer errichtet haben. "Wir haben mit der Bügelsäge die Stämme umgesägt. Dann genagelt und gehämmert. Und alles ganz ohne Unfälle und blaue Finger", sind Erich und Jonas stolz auf ihre Leistung. Bäume dürfen nicht nur gefällt, sondern, müssen auch neu gepflanzt werden. Auch dies machte eine Gruppe im Wald. Außerdem baute man Unterschlupf aus Reisig, die vor der prallen Sonne schützten.
Auch Bürgermeister Jens Korn fand, dass das Projekt "Schul- bzw. Kinderwald" eine Supersache ist. "Ich bin direkt neidisch auf euch", meinte Korn. Vonseiten der Stadt habe man sofort Unterstützung zugesagt und ein Stück des Stadtwaldes zur Verfügung gestellt. Aber damit das Projekt auch wirklich gelingt, braucht es nicht nur motivierte Kinder, Lehrer und Förster, sondern auch gewisse Geldmittel. Und da war an erster Stelle Edel Deckelmann, die mit ihrem alljährlichen "Raah-Kattn" Verkauf in der Bäckerei Schauer eine Spende von 500 Euro zur Verfügung stellte. An dieser Stelle ein herzliches Vergelt's Gott dafür. Auch Alfred Kremer, Gebietsleiter der Sparkasse Kulmbach-Kronach überreichte eine Spende für dieses wirklich einzigartige Projekt.
Die stellvertretende Schulleiterin Anna Neubauer meinte, dass sie alle stolz seien, einen Schulwald nun ihr Eigen zu nennen. Er werde vom ganzen Bildungszentrum genutzt und gepflegt. "Wir setzen damit ein Zeichen, damit der Wald wieder mehr geschätzt und erhalten bleibt." Kinder sollten die Natur wieder mit allen Sinnen erleben, ihnen soll ein direkter und wiederkehrender Zugang zum Walt, zur Umwelt, Natur und dadurch zum Ökosystem ermöglicht werden. Nicht nur ein Waldspaziergang und gut. Nein, der Wald und die verschiedenen Projekte im Wald sollen über einen größeren Zeitraum gestaltet und begleitet werden. Dadurch sei es möglich, dass die Kinder eigene Ideen und Vorstellungen verwirklichen können. Waldpädagogik nennt dies die Bayerische Forstverwaltung und der Erfolg davon ist, dass es nicht die Menge des vermittelten Wissens ist, an das sich die Waldbesucher erinnern, sondern selbst erlebte, erfühlte Erfahrungen im Wald.