Polen suchen in Kronach Hilfe bei Energiewende
Autor: Friedwald Schedel
Kronach, Mittwoch, 18. November 2015
Eine Delegation aus dem Landkreis Hajnówka informierte sich über Biomasse-Heizanlagen, Windräder und die Festung Rosenberg. Sie waren die ersten Besucher des neuen Projekts, erneuerbare Energien mit Tourismus zu verbinden.
Ein Hauch von Partnerschaft lag am Mittwoch in der Luft, als eine Delegation aus dem ostpolnischen Landkreis Hajnówka mit Landrat Miroslaw Romaniuk zu Gast in Kronach war. Nach dem Besuch der Festung Rosenberg stand eine Information über erneuerbare Energien im Pavillon der Sparkasse auf dem Programm.
Bei der Vorstellung des an der Grenze zu Weißrussland gelegenen Gebiets wurde deutlich, dass die Kreise Kronach und Hajnówka viele Gemeinsamkeiten haben: der Naturpark Frankenwald auf der einen Seite, der riesige und zum Unesco-Weltkulturerbe zählende Nationalpark Białowieza-Urwald mit einer Wisent herde auf der anderen. Wander- und Radwege gibt es in beiden Regionen zuhauf, der Waldanteil liegt jeweils bei über 50 Prozent.
Der Imagefilm, den Landrat Romaniuk mitgebracht hatte, zeigte eine wunderschöne Landschaft mit Schmalspurbahnen, eindrucksvollen Kirchen und schmucken Häusern. Landtagsabgeordneter Klaus Adelt hatte so viel Appetit bekommen, dass er als Schmalspurbahnfan spontan zusagte, seinen Urlaub im kommenden Jahr in Hajnówka zu verbringen. Wolfgang Degelmann von Energievision Frankenwald, der schon in diesem ostpolnischen Kreis war, konnte bestätigen, dass es dort wunderschön ist. Landrat Romaniuk lud auch gleich zum Festival der orthodoxen Kirchenmusik ein und tauschte mit Kronachs Zweiter Bürgermeisterin Angela Hofmann (CSU) Geschenke aus.
1000 Kilometer Anreise
Es gibt also viele Gemeinsamkeiten, aber in einem unterscheidet sich der polnische Kreis vom Frankenwald: bei erneuerbaren Energien. Da ist Hajnówka ein so weißer Fleck auf der Landkarte wie das der Frankenwald vor sieben Jahren einmal war. Dank des Engagements von Wolfgang Degelmann haben die Landkreise Kronach, Hof, Wunsiedel und Bayreuth aber kräftig aufgeholt, viele Bioenergieanlagen und Windkraftanlagen wurden errichtet. Und deshalb war Landrat Romaniuk mit sechs Bürgermeistern und einer Reihe von Kreisräten aus über 1000 Kilometern Entfernung angereist und absolvierte eine Besichtigungstour zu Windrädern, Heizanlagen, Fernwärmeleitungen etc. Aber auch für einen touristischen Ausgleich war gesorgt, denn die polnischen Gäste konnten die Sehenswürdigkeiten des Frankenwaldes bestaunen. Genau diese Kombination aus dem Besichtigen erneuerbarer Energie und touristischen Highlights ist das neueste Projekt von Energievision Frankenwald. Den Interessenten soll die erneuerbare Energie schmackhaft gemacht werden. Die Postkartenmotive gibt es gleich mit dazu. Die Kommunalpolitiker aus Hajnówka waren die ersten, die dieses neue Angebot testeten.
Effelter war der Startpunkt
Landrat Romaniuk verdeutlichte, man wolle die Luftverschmutzung reduzieren und unabhängig von fremden Energiequellen werden. Deshalb strebe man die energetische Unabhängigkeit der Region an und setze dabei auf erneuerbare Energien.Wolfgang Degelmann berichtete, viele Menschen interessierten sich für die Energiewende und wollten Projekte besuchen. Er ging auf die Projekte in Effelter, Gössersdorf, Nordhalben und anderen Orten ein. "Als Effelter lief, waren auch andere interessiert", beschrieb Degelmann die Tatsache, dass der Frankenwald in sieben Jahren von 0 auf 100 kam.
Deutlich wurde am Mittwoch auch, dass Windräder besser sind als ihr Ruf, denn wenn Touristen diese Anlagen nicht ausstehen könnten, dann gäbe es keine Urlauber in Mecklenburg-Vorpommern oder Holland.