Begeistert feiert das Publikum die Premiere von "Mirandolina" auf den Kronacher Rosenbergfestspielen.
Glück, Fügung und gute Verbindungen zum Regengott bestimmten die dritte Premiere der Rosenbergfestspiele. Eine halbe Stunde vor Spielbeginn der Aufführung hatte der Regen aufgehört und Badespaß fand nur noch auf der Bühne statt. Regisseurin Anja Dechant-Sundby hatte die Handlung ihrer Version der Komödie "Mirandolina" von Carlo Goldoni in eine Badeanstalt verlagert. Und in der wurde bald unter lustigem Geplansche und allerhand Wellnessbehandlungen eifrig um die Gunst der Titelfigur gebuhlt.
Baden, ohne nass zu werden, da träumt mancher davon, auf der Festspielbühne wurde es wahr: dem Badezuber aus der Kulissenwerkstatt von Michael Haufe entstiegen die Schauspieler trotz Wasserdampf und kalt-heißer Wechselbäder stets trocken.
Als eine Fügung erwies sich, dass der Schauspieler Marius Lamprecht vom Theater Celle seit etwa vier Wochen eine Art Ferienjob als Regieassistent bei den Festspielen machte: Er war zu Besuch bei seiner Freundin Stefanie Masnik, die die Rolle der Ortensia spielt. Als am Premierentag Andreas Gräbe kurzfristig erkrankte, presste sich Lamprecht in einer Art Druckbetankung den Text des Marquis von Forlipopoli ein und rettete die Premiere. Ein Aufwand, der mit großem Applaus vom Ensemble und vom Publikum gewürdigt wurde - so wie die gesamte Aufführung der Komödie.
Die war natürlich Thema beim anschließenden gut besuchten Gala-Empfang. "Unterhaltsam! Eine amüsante Angelegenheit mit einem interessanten Frauenbild", fanden zwei Gäste, die extra aus Bamberg angereist waren. Auch Zuschauer aus Bayreuth waren gekommen, extra wegen des Ambientes und des Stücks, einem tollen Goldoni. Sie schätzen das Schauspiel ohne Statisten und den überraschenden Schluss, auf den man bis zum Ende gespannt war.
Etwas uneins war sich die Mädels-Clique aus Kronach. Während die einen vom lustigen, kurzweiligen und mit Gags gespickten Theater schwärmten, fanden die anderen einige Passagen etwas langatmig. Aber der schwungvolle Schluss habe sie wieder versöhnt.
Geistreicher Klamauk, ohne Schnickschnack und Singsang, auf den Punkt gebracht und konzentriert - der Tenor ist allenthalben ähnlich. So ist der künstlerische Leiter der Rosenbergfestspiele, Stefan Haufe, zu Recht gelöst und erleichtert: die Festspiele sind in Kronach angekommen.
Auch die Schauspieler genießen das Adrenalin der Aufführung: So spüre man die Kälte trotz der leichten Bekleidung nicht. Die kurzfristige Umbesetzung war natürlich aufregend. Wie ein Slapstick schildern sie die Mobilmachung des Einspringers Marius Lamprecht: Alle mussten um 12 Uhr anrücken, sämtliche Szenen wurden noch einmal durchgespielt. War Lamprecht in einer Szene durch, eilte er zum Friseur, wieder zurück zum nächsten Einsatz, weiter zur Maske, zurück in die Szene, von da zur Anprobe. Tom Ohnerast, der den Diener Fabricio spielt, wirkt ganz beseelt: "Der beste Job, den ich jemals hatte: die besten Stücke, die besten Regisseure, das beste Ensemble. Und Freunde habe ich auch gefunden. Ich liebe Kronach!"
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