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Piraten ankern in "Routnkerng"


Autor: Veronika Schadeck

Pressig, Montag, 13. Februar 2017

Auf eine muntere Reise nimmt der Büttenabend seine kostümierten "Passagiere".
Der "Fluch" war zwar namensgebend für den Büttenabend in Rothenkirchen, für die Zuschauer dürfte sich der Abend aber deutlich positiver angefühlt haben. Dafür sorgten auch die Freibeuter um Käpt'n Christian Haderlein (links). Foto: Veronika Schadeck


Der "Fluch der Fousanocht" ist überall zu sehen. Unter diesem Motto und mit dem ersten Büttenabend wurden am Samstag die "närrischen" Tage in der Faschingshochburg eingeleitet. Ein farbenfrohes Bühnenbild, beste Stimmung auf der Bühne und im Publikum, bunte Narrenkostüme, tolle Lichteffekte und frenetischer Applaus, das ist das Fazit dieses Spektakels.

Käpt'n Christian Haderlein hatte es nicht leicht, am Anfang seine Crew auf das Narrenschiff zu bringen. Denn diese war mit "Weiberei und Sauferei" beschäftigt. Dann ging es endlich los, die Reise über die Weltmeere. Immer wieder war aber der Bezug zum "Fluch der Fousanocht" in "Routnkerng".


Staunendes Publikum

Dort wartete Paula Müller auf die " Wickendorfer Batsch" (Sina See). Schließlich wollte man zusammen mit dem Auto in die Routnkernge Vorstadt Pressig reisen. "Fohr halt los", drängelte die Beifahrerin Paula ihre Fahrerin Sina. Diese stellte fest, dass es um Routnkernge nicht gut bestellt ist. Die Geschäfte am Marktplatz sind leer, die Badstraße hat Löcher, beim "Möckel rauf" sei nur noch ein Rollator-Verkehr. Traurig waren die beiden, dass der Gemeindediener Stefan Heinlein nicht mal aus dem Rathausfenster blickte, als sie dort mit ihrem Auto vorbeifuhren.

Das Urgestein Wolfgang Romig brachte das Publikum ins Staunen, als er erklärte, dass seine Großmutter mit 98 Jahren noch einmal Sex haben wollte. Man habe deshalb einen Callboy engagiert und sei am nächsten Morgen fertig gewesen.


Problem löste sich von allein

Für strapazierte Lachmuskeln sorgten Elsbeth (Stefanie Dressel) und Alois (Tina Baumstark). Sie hatten es als Flugbegleiter bei der "Roki-Air Hansa-Fracht" nicht leicht. Der Apotheker aus Pressig trank lieber, als auf die Sicherheitsanweisungen zu achten. Beim Überflug auf der "Kronicher Freischeißen-Wiese" kamen so manche Erinnerungen wieder.

Sie berichteten auch von einem turbulenten Flug, als für fünf Passagiere nur vier Fallschirme für Pater Haagen, Bürgermeister Hans Pietz, Gemeindediener Stefan Heinlein, Käptain Haderlein und den Möckel zur Verfügung standen. Letztendlich wurde das Problem aber gelöst, denn Pietz hatte als "klügster Bürgermeister Bayerns" den Fallschirm mit einem Rucksack verwechselt. Zu spät merkten beide auf ihrem Flug zur Fousanocht, dass sich mit Stefan Popp von der Kulmbacher Brauerei ein "blinder Passagier" eingeschlichen hatte.


Mundgeruch und Schweißfüße

Über seine Zeit als Kurgast in Osnabrück berichtete Pater Haagen. Nur weil der Nürnberger Arzt ein Clubberer gewesen sei, habe er als Fürth-Fan nach Osnabrück gehen müssen. Ein Kuraufenthalt in Bad Staffelstein wäre viel besser gewesen. Seit Monaten leide er an Depressionen, klagte der Pfarrer. Denn jeden Sonntag sehe er in der Kirche nur "alte Weiber mit weißen Haaren". Das komme daher, da an diesem Tag die Arztpraxen geschlossen haben.

Mittlerweile darf auch Karl Beutele (Kai Baumstark) bei keinem Büttenabend mehr fehlen. Er beherrscht neben fränkisch auch schwäbisch und die Sprache der Bevölkerung aus den neuen Bundesländern. Noch gut erinnere er sich an seine Hochzeitsnacht. Seine Frau hatte Mundgeruch und er Schweißfüße.

In einem monotonen Gesang, voll gespickt mit lustigen Reimen, berichtete Nachtwächter Michael Leitz über das Dorfgeschehen. Die Ministranten über 80 Jahre seien sehr sparsam, das erkenne man am Möckel. Schnee und Eis werde es immer geben, trotz einer Allianz fürs Leben, klärte der Nachtwächter auf.

In seinem Heim sei es Standard, dass der Fernseher immer eingeschaltet ist. Eines Abends war dies nicht der Fall. Er ging mit seiner Frau ins Bett, und die Hände rutschen rauf und runter, bis er endlich die Fernbedienung gefunden hatte.


Alles im Gleichgewicht

Mit Spannung wurde die Rede von Annika Kestel erwartet. Diese tauchte als Indianerin ein in die Welt der Filmsternchen. Die Neuverfilmung von Winnetou sei stylisch, trendig und am Puls der Zeit. Sie habe im Markt Pressig auch mit "sima rutha" ein Indianerdorf entdeckt.

Für Kestel war auch klar, dass der liebe Gott bei der Schaffung der Erde auf ein Gleichgewicht achtete. So gebe es Arme und Reiche, schwarze und weiße Menschen. In Routnkerng ist alles schön, liebevoll und lustig. Und das Gegenstück? Das sei in Pressig.

Während der Sketche gab es tolle Tanzeinlagen, die das Publikum begeisterten. Spitzenmäßig waren wiederum die kleine Garde, die Jugendgarde und die Elferratsgarde. Mauric Jakob begeisterte als junger "Rock 'n' Roller". Die Seeleute sorgten für eine tolle Stimmung. Die "Freibeuler" (Gesangverein Rothenkirchen) sangen aus voller Kehle. Frenetischen, nicht enden wollenden Applaus gab es schließlich im Finale, als das Männerballett einen orientalischen Tanz aufführte.

Wie in jedem Jahr sorgten die Rainbows für die musikalische Unterhaltung. Christian Haderlein versäumte es nicht, sich bei allen Spender sowie den Mitwirkenden vor und hinter den Kulissen zu bedanken.

Georg Jung und Herbert Janetschek bekamen für ihren langjährigen Einsatz den Ehrenorden. Die Regie hatte René Wagner übernommen, der gekonnt die Fäden zog.