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Pflegepolitik-Sprecherin Scharfenberg besucht Lucas-Cranach-Haus


Autor: Hendrik Steffens

Kronach, Mittwoch, 24. Juni 2015

Die Bundestagsabgeordnete Elisabeth Scharfenberg (Die Grünen) besuchte gestern das Lucas-Cranach-Haus. Vor Ort besichtigte sie den Abschiedsraum des Alten- und Pflegeheims und sprach mit vielen Interessierten über Ethik, Geld und Ehrenamt.
Bundestagsabgeordnete Elisabeth Scharfenberg (Die Grünen, rechts) besichtigt gemeinsam mit anderen interessierten Zuhörern den Abschiedsraum.  Foto: Steffens


Soll die lebensrettende Operation gemacht werden, obwohl der Vater gelähmt erwachen wird? Soll die krebskranke Mutter, die nicht mehr essen will, über eine Sonde ernährt werden? Das Lebensende von Menschen hält ethische Konflikte bereit. Wie entscheiden Pfleger, Ärzte und Angehörige in solchen Situationen? Darüber sprach gestern im Lucas-Cranach-Haus MdB Elisabeth Scharfenberg (Grüne) mit Angestellten des Hauses, Ehrenamtlichen und interessierten Bürgern.

Die Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Hof/Wunsiedel ist gleichzeitig Sprecherin der Bundestagsfraktion für Pflegepolitik. Sie zeigte sich begeistert von den Projekten des Kronacher Alten- und Pflegeheims.

Dazu zählen ein Abschiedsraum ("strahlt eine enorme Ruhe aus"), der seit Jahren Sterbenden und Angehörigen Zuflucht bietet, sowie Projekte zur Sterbebegleitung und zum Umgang mit ethischen Fragen.

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen und der Marktdruck - insbesondere ein enges Finanz- und Personalkorsett - machen es Altenheimen nicht leicht, einen guten Kompromiss zwischen Aufwandseffizienz und dem Wohl der Bewohner zu finden. "Sie können kein Geld drucken. Wie schaffen Sie es trotzdem, sich so ausführlich der Sterbebegleitung zu widmen?", fragte die Abgeordnete.

Zauberwort Ehrenamt

Ehrenamt laute das Zauberwort, sagte die stellvertretende Hausleiterin Katharina Büttner. "Sonst würde das so nicht funktionieren." Explizit lobte sie das Engagement des Kreises aus freiwilligen Helfern, der sich teilweise aus ehemaligen Mitarbeitern des Altenheims, dem Kronacher Hospizverein und sonstigen warmherzigen Bürgern zusammensetzt.

Das Lucas-Cranach-Haus setzt bereits seit dem Jahr 2006 Hospizideen und Palliativmedizin in der Einrichtung um. In Zusammenarbeit mit dem Hospizverein, dem Diakonischen Werk und Palliativmedizinern begleiten die Fachkräfte des Hauses Menschen in der Sterbephase sowohl seelsorgerisch als auch - soweit möglich - medizinisch.

Scharfenberg sagte, sie hoffe, dass das kürzlich im Bundestag beschlossene Gesetz zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung Altenheime bei der Sterbebegleitung entlaste. "Es kann nicht sein, dass ich Glück haben muss, in ein Haus wie das Ihre zu kommen, in dem das bereits gelebt wird."

Ein Fazit gezogen wurde gestern auch zur Projektwerkstatt "Herausforderung ethische Entscheidungskultur", an der das Kronacher Haus seit letztem Jahr teilnimmt. Ziel des Projekts ist die Implementierung von ethischen Fallbesprechungen (was tun in Fällen, die moralisch strittig und vielleicht in der Patientenverfügung nicht klar geregelt sind?) in enger Kooperation mit den Bewohnern, Angehörigen und Ärzten. Langfristig strebe man an, derartige Projekte auszuweiten: Ein Kronacher Ethik-Cafe, in dem moralische Fragen diskutiert werden, oder ein Ethik-Beirat seien denkbar