Druckartikel: Pfarrkirche Lahm im Miniformat

Pfarrkirche Lahm im Miniformat


Autor: Heike Schülein

Lahm, Mittwoch, 04. Juli 2012

Ludwig Hummel baute das Gotteshaus St. Ägidius im Maßstab 1:38 originalgetreu nach. Das Modell wird der Bevölkerung beim Skapulierfest vorgestellt.
Ludwig Hummel schaltet mit der Fernsteuerung das Glockengeläut des Kirchennachbaus ein. Foto: Heike Schülein


Im Wohnzimmer der Familie Hummel in Lahm läuten die Glocken. Es ist das Original-Glockengeläut der Lahmer Pfarrkirche. Ludwig Hummel schaltet auf der Fernsteuerung um. Nun sind Kirchengesänge zu hören. Sie dringen aus einem ganz besonderen Bauwerk, der nachgebauten Pfarrkirche St. Ägidius.
Der Rentner schiebt den fahrbaren Untersatz, auf dem das Modell stolz thront, ein wenig zur Seite. Nun hat man freien Blick durch das große Kirchenfenster über dem Westportal des Gotteshauses. Schaut man hindurch, sieht man den wunderschönen Chorraum - unter anderem mit dem Hochaltar, den beiden Seitenaltären, dem Altar und Taufstein. Aber auch die andere Innenausstattung und Kirchenbänke sind zu sehen.

1800 bis 2000 Stunden


Wie lange der 63-Jährige für sein Werk gebraucht hat, vermag er selbst nicht mehr zu sagen.

Fast ein Jahr lang bastelte und werkelte, konstruierte und plante er die Nachbildung in seiner kleinen Werkstatt. "Das dürften schon 1800 bis 2000 Stunden gewesen sein. Ich habe im Januar 2011 damit angefangen und nahezu täglich daran gearbeitet, manchmal auch den ganzen Tag", erzählt er. Zu sehen war das Modell erstmals und bislang das einzige Mal bei der Krippenausstellung am 1. Adventssonntag 2011 in Nurn. Das wird sich nun ändern, denn beim Skapulierfest, dem großen kirchlichen Fest der Skapulierbruderschaft, vom 14. bis 16. Juli wird es im Jugendheim ausgestellt.

Die Idee für den Nachbau hatte Ludwig Hummel - wie er sagt - schon lange im Kopf. Zunächst beschränkte er sich aber viele Jahre auf den Krippenbau. 1992 stellte er erstmals eine Krippe bei der Krippenausstellung in der St.-Anna-Kapelle aus. Von 1996 bis 2003 hatte er beruflich bedingt keine Zeit mehr für sein Hobby. "Aber danach habe ich gleich wieder losgelegt", meint Hummel schmunzelnd, der beispielsweise auch die große Standuhr und Dekoartikel für seine Wohnung gebaut hat.

Vor dem "Kirchenbau" gab es zahlreiche Vorarbeiten zu erledigen. Schließlich legte der Kirchenbauer Wert darauf, dass alles so originalgetreu wie möglich dargestellt wird - und dafür brauchte es zunächst einmal die exakten Maße. "Für die Kirche sind zwar Pläne vorhanden, aber ohne die genauen Maße. Mein Schwiegersohn, der selbst gerne beispielsweise Flugzeuge oder U-Boote nachbaut, hat mit einem Lasermesser die genauen Maße erfasst und sie auf den gängigen Maßstab 1:38 umgerechnet", erinnert sich der Lahmer. Dann konnte es losgehen. Als Materialien verwendete er Sandsteinersatz - ein Material, das nicht unbedingt einfach in der Handhabung sei und relativ schnell verarbeitet werden müsse. "Sehr lange habe ich vor allem für den Engel zwischen den beiden Kirchenfenstern am Nordportal gebraucht. Der Sandsteinersatz ist zum Schluss richtig zerlaufen", erinnert er sich. Für den runden Teil des Kirchengebäudes benötigte er biegsames Material. Hummel entschied sich dabei für Pappel-Sperrholz, das durch Einwässern biegsam gemacht wird.

Den Nachbau stattete er innen und außen mit unglaublich vielen liebevoll gestalteten Details aus, die ganz dem Original nachempfunden sind. Zu sehen sind sogar Mini-Gießkannen, die für das Gießen der Gräber auf dem um die Kirche herum verlaufenden Friedhof bereit stehen. Die Kirchenmauer jedoch hat Ludwig Hummel bewusst niedriger gestaltet, damit dadurch nicht ein Teil des Gebäudes verdeckt wird.

Einerseits betrachtet Ludwig Hummel den Bau als abgeschlossen. Andererseits gibt es - wie er bekundet - immer noch Kleinigkeiten zum Ergänzen. "Ich möchte noch bestimmte Kirchenlieder - vielleicht ,Großer Gott, wir loben Dich‘ oder ,Ein Haus voll Glorie schauet‘ - aufnehmen und erklingen lassen, weil das Lieder sind, die oft in Lahm gesungen werden", kündigt der Rentner an. Auch jetzt - nach der vermeintlichen Fertigstellung - nimmt das Kirchenmodell noch immer einen festen Platz in seinem Tagesablauf ein. Er verrät: "Jeden Morgen nach dem Aufstehen und jede Nacht vor dem Zubettgehen lasse ich die Glocken läuten. Das gehört bei mir zu jedem Tag dazu."