Pfarrer Jay wird in Ludwigsstadt verabschiedet
Autor: Sarah Seewald
Ludwigsstadt, Dienstag, 28. Juli 2015
Die Schüler von Jay Wiederanders werden ihren Religionslehrer vermissen. Das wurde bei der Verabschiedung am Dienstag deutlich. Für den Mann, den die Ludwigsstadter als Pfarrer Jay kennen, gab es nicht nur Blumen.
Um die Sprache zu lernen, ist er damals nach Deutschland gekommen. Seiner ganz persönlichen Nachhilfelehrerin zuliebe ist er in Franken geblieben. Heute hat Jay Wiederanders, den in Ludwigsstadt alle nur als Pfarrer Jay kennen, sechs gemeinsame Enkelkinder mit dieser Frau. Und um eben diese will sich der 65-Jährige im Ruhestand kümmern, er will "Berufsopa" sein. Deshalb wird er mit seiner Frau Ludwigsstadt verlassen und in die Nähe der Kinder ziehen.
Nach nun 15 Jahren im Oberland ist Schluss mit dem Pfarrdienst und seinem Religionslehrer-Dasein, das der gebürtige Amerikaner als eine seiner größten Stärke wahrgenommen hat. "Jeder Mensch hat seine Talente und seine Schwächen", sagt er. Als Legastheniker sei ihm so manche Büroarbeit im Pfarramt schwer gefallen, dafür konnte er aber eben im evangelischen Religionsunterricht mit der Gitarre im Arm bei den jungen Menschen punkten.
Hoffentlich "auf Wiedersehen"
Die Gitarre hat er auch bei seiner Verabschiedungsfeier in der Grundschule noch einmal umgeschnallt. Kräftig und nach Zugabe rufend stimmen die Kinder mit ein - von der ersten bis zur vierten Klasse. Egal ob man Jay Wiederanders persönlich kennt oder ihn zum ersten Mal erlebt, schon nach wenigen Minuten wird spürbar: Dieser Mann hat in 15 Jahren Dienst mit seiner Art viele (junge) Menschen erreichen können.
Im Jahr 1973 kam Pfarrer Jay nach Deutschland, um für sein Studium die deutsche Sprache richtig zu lernen: "Ich wollte Pfarrer werden und musste mehrere Sprachen lernen." Weil er sich hier verliebte, blieb er viel länger als anfangs gedacht. So kam es, dass der Amerikaner seinen Pfarrdienst schließlich in der bayerischen Landeskirche antrat.
Die Menschen in Oberfranken behält er als "sehr herzlich" in Erinnerung, wenn auch "manchmal etwas wortkarg", sagt er und bringt seine Kolleginnen um ihn herum zum Lachen.
Zum Abschied gab es für "den Pfarrer mit der Klampfe" - wie es in einem selbstgeschriebenen Lied auf die Melodie der Vogelhochzeit heißt - von seinen Grundschülern aus Ludwigsstadt nicht nur Rosen, sondern viel Musik, einige Umarmungen und eine Mini-Einheit Religionsunterricht für alle.