Peter Engerisser aus Kronach schreibt Fantasy-Trilogie mit 1600 Seiten
Autor: Lisa Kieslinger
Kronach, Freitag, 07. Juli 2017
Peter Engerisser hat eine Fantasy-Trilogie mit 1600 Seiten geschrieben. Im Interview erzählt er, wie er das angegangen ist und was ihm an dem Genre reizt.
Peter Engerisser zeigt ein kleines Heft. Darin lauter Notizen, sauber mit der Hand geschrieben, mit Datumsangaben und kleinen Skizzen - und das auf 200 Seiten. "So ist die Trilogie entstanden", sagt der Kronacher und lacht. Die erste Idee kam ihm beim Skilanglaufen. "Das hielt ich dann gleich auf einem Stück Papier fest", erklärt der Kronacher. Im März erschien dann unter dem Pseudonym Jan Peter Andres der erste Teil der Fantasy-Trilogie "Schwertläufer - Die Reise nach Arangion" - und das ganz ohne Orks, Elfen und anderen Fantasy-Stereotypen.
In den letzten Jahren haben Sie bereits einige Geschichtsmonografien veröffentlicht. Wie sind Sie nun zu Fantasy gekommen?
Peter Engerisser: Mit meinen Geschichtsbüchern hatte ich das erreicht, was ich erreichen wollte. Sie wurden in Historikerkreisen anerkannt und stehen in großen Bibliotheken weltweit. Nun wollte ich etwas anderes machen. Es hätte sich auch ein historischer Roman angeboten, aber das Genre war mir zu überlaufen und ist nicht mein Ding.
Anspruchsvolle Fantasy habe ich aber schon immer gerne gelesen. Tolkiens "Herr der Ringe" gleich mehrmals. In letzter Zeit hatte ich aber zunehmend Probleme, in diesem Genre Bücher zu finden, die mir wirklich gefallen hätten. Da dachte ich mir: "Schreib' halt selbst eins, so wie du es gerne hättest."
Was fasziniert Sie an Fantasy?
Im Großen und Ganzen sind es die kleinen Fluchten, die man sich mit diesen "Märchen für Erwachsene" aus dem oft genug harten Alltag schaffen kann. Und, um ehrlich zu sein, ist es auch ein wenig die Sehnsucht nach einer besseren Welt.
Wie geht man beim Schreiben einer solchen Trilogie vor?
Für die Entwicklung der Story habe ich ein halbes Jahr gebraucht. Dabei eine 200-Seiten-Kladde handschriftlich und mit Skizzen gefüllt. Danach die erklärenden Anhänge geschrieben und die Karten entworfen. Denn schließlich handelt die Geschichte in einer eigenen Welt, zwar ähnlich der unseren, die aber in sich stimmig sein muss.
Dann erst begann der Schreibprozess. Leser merken schnell, ob eine Handlung beliebig und nur von Zufällen abhängig ist oder ob sie einer gut durchdachten Logik folgt.
Welche Schwierigkeiten tauchten währenddessen auf?
Anfangs nicht so viele. Aber im zweiten und dritten Teil splittet sich die Geschichte zuerst in zwei, dann in drei Handlungsstränge auf. Die müssen am Ende wieder schlüssig zusammengeführt werden. Manchmal war es schwierig, den Überblick über die zahlreichen Personen- und Ortsnamen zu behalten.
Was hat Ihnen beim Schreiben am meisten Spaß gemacht?
Wenn mir witzige oder schlagfertige Dialoge eingefallen sind, von denen ich den Eindruck hatte, sie könnten gut bei der Leserschaft ankommen. Beim Schreiben ist es sowieso wichtig, sich in den Leser hineinzuversetzen.
Und ich liebe es, auf Details der Natur einzugehen. Wir betreiben ja eine biologische Landwirtschaft. Da bin ich viel draußen. Außerdem habe ich einen sehr engen Bezug zu Pferden. Die spielen auch eine wichtige Rolle in der Geschichte. Nicht zuletzt beschreibe ich auch gerne handwerkliche Details. Ein Floß wird bei mir nicht mit Schnüren oder Seilen, sondern mit Wieden, Jochen und Spannkeilen zusammengefügt, so wie die Flößer das früher im Frankenwald gemacht haben.
Was unterscheidet ihre Trilogie von anderen?
Vor allem wollte ich etwas mehr Tiefgang in meine Geschichte bringen. Also nicht das Typische, was in dem Genre oft angeboten wird: seichte Vampirstorys, sogenannte Romantasy, oder Dark-Fantasy, garniert mit übertriebener Brutalität und mit Blutorgien. Deswegen habe ich mir die Sache mit dem Vulkanausbruch und der dadurch bedingten Klimaverschlechterung einfallen lassen. Es gibt Eindringlinge aus dem Nordreich auf der Suche nach neuen Lebensräumen. Und die kommen nicht in friedlicher, sondern in invasorischer Absicht. Und verursachen damit selbst wieder Flüchtlingsströme. Eine kausale Kette von Ereignissen, welche eine bisher in Wohlstand und Idylle lebende Bevölkerung vor große Herausforderungen stellt.
Ziemlich aktuelles Thema, oder?
Als ich 2011 mit dem Schreiben dieser Geschichte begann, hatte dieses Thema bei weitem nicht den aktuellen Bezug, wie jetzt.
Das hat sich erst in den letzten Jahren so ergeben. Diese gesellschaftlich-sozialen Komponenten stelle ich aber nicht in den Vordergrund. Ich möchte auch keinesfalls moralisieren.
Wie schwer ist es sich als oberfränkischer Auto durchzusetzen?
Extrem schwer. Nicht explizit als oberfränkischer Autor, aber als bisher relativ unbekannter Autor, noch dazu mit nur einem kleinen Verlag im Rücken. Die Buchhandlungen nehmen in der Regel das in ihr Sortiment auf, was ihnen von den großen Publikumsverlagen angeboten wird. Bei unbekannten Autoren oder kleinen Verlagen heißt es erst einmal: "Ja, müssen wir mal sehen. Wir lesen das mal und sagen Ihnen dann Bescheid." Ist aber auch verständlich, bei der Unmenge an Titeln, die sich nicht alle durch übertriebene Qualität auszeichnen.
Das Gespräch führte
Lisa Kieslinger
Worum geht es in der Fantasy-Trilogie eigentlich?
Handlung Das Buch beginnt mit einer Art Familiensage in einer idyllischen Umgebung. Doch dann beginnt der Vulkan Tarantuil sein unheilvolles Spiel. Asche und Rauch verfinstern den Himmel und die Winter werden kälter. Aber es gibt Hinweise, dass dieses Schicksal nicht unabänderlich ist. Dazu müssen zwei geheimnisvolle Schlüssel gefunden werden. Die Hauptprotagonisten Robin und Bero machen sich zusammen mit dem Elm Boffo auf eine lange, abenteuerliche und gefährliche Reise. Unterwegs begegnet ihnen so ziemlich alles, was eine Fantasy-Story so spannend macht. Doch es gibt keine Orks, Elfen oder andere Fantasy-Stereotypen, sondern viele neue Ideen und Inhalte.
Trilogie Das Buch kann im Internet oder bei Buchhandlungen bestellt werden ( ISBN 978-3-942668-32-3, Verlag Heinz Späthling). Der zweite Band "Die Schlüssel von Ormor" soll im Oktober erscheinen