Druckartikel: Stefanie Gröger: "Parteien müssen sich neu aufstellen"

Stefanie Gröger: "Parteien müssen sich neu aufstellen"


Autor: Marco Meißner

Kronach, Freitag, 22. April 2016

Stefanie Gröger spielt bei den Jusos eine wichtige Rolle. Auf die Erfolge der AfD erwartet sie eine Reaktion der Volksparteien.
Stefanie Gröger stammt aus einer sozialdemokratisch geprägten Familie. Bereits seit 2008 ist die stellvertretende Juso-Bezirksvorsitzende politisch aktiv. Foto: Marco Meißner


Im Jahr 2008 ist die Kronacherin Stefanie Gröger den Jusos beigetreten. Nur vier Jahre später wurde sie bereits zur stellvertretenden Landesvorsitzenden der SPD-Nachwuchsorganisation gewählt. 2014 stand sie bei den Sozialdemokraten auf der Liste zur Stadtratswahl. Auch wenn es damals trotz beachtlicher 1613 Stimmen nicht für den Einzug ins Gremium gereicht hat, war der Wahlkampf für sie doch eine wichtige Erfahrung.

Frau Gröger, mit nicht einmal 20 Jahren sind Sie in der Parteipolitik angekommen. Was hat Sie so früh auf diesen Weg gebracht?
Stefanie Gröger: Das war bei mir auch etwas familiär bedingt. Mein Vater und meine Mutter sind in der SPD dabei. Da hat sich das Weitere ergeben, als ich die Leute dort kennen gelernt habe. Ich habe mal bei den Jusos angeklopft, und die Mitarbeit hat Spaß gemacht. Das hat gleich mit dem Bürgermeister-Wahlkampf für Ralf Völkl im Jahr 2008 angefangen, als unter anderem Prospekte ausgetragen werden mussten. Über die Jahre hinweg ergab sich der weitere Weg.

Sie wurden bei den Jusos schnell über die Landkreisebene hinaus eingespannt. Wie kam es dazu?
Erst wurde ich im Unterbezirk aktiv. Damals meinte man, ich könnte als Krankenschwester einen anderen Themenbereich in die Parteiarbeit mit einbringen. Und wenn man viel mitarbeitet - ich bin zum Beispiel bei Grundlagenseminaren mit tätig -, dann werden die Leute auch auf einen aufmerksam.

In Ihrem Facebook-Profil ist mit Jonas Geissler ein Weichensteller der Jungen Union als Freund gelistet. Wie wichtig sind für Sie solche Kontakte auch zu den anderen Parteien und Gruppierungen?
Gerade im kommunalen Bereich ist es wichtig, dass man Hand in Hand zusammenarbeitet. Dabei setzt man sich natürlich auch mit der CSU auseinander. Ich halte den Austausch da für wichtig, um gemeinsame Ziele zu verwirklichen. Man sollte schließlich nicht gegeneinander arbeiten, sondern gemeinsam zum Wohl der Kommune.

Im ersten Anlauf hat es bei Ihnen nicht mit dem Einzug in den Kronacher Stadtrat geklappt. Wie wichtig wäre Ihnen diese Aufgabe gewesen? Und wie aufwendig ist ein solcher Wahlkampf?
Es ist schön, wenn man in einem Gremium mitarbeiten und so auch mitgestalten kann. Dieses Ziel sollte aber nicht der Hauptantrieb sein, sich einer Partei anzuschließen. Und zu einem Wahlkampf gehört mehr, als sich nur aufstellen zu lassen. Da steckt nicht gerade wenig Arbeit dahinter. Ein Wahlkampf raubt einiges an Zeit.

Sie sind überregional bei den Jusos engagiert, würden Sie sich auch dafür interessieren, später einmal parteipolitisch auf Landes- oder gar Bundesebene tätig zu werden?
Landes- und Bundespolitik sind interessant, ich kann mir für die nächsten Jahre aber nicht vorstellen, mich da zu engagieren. Ich will erstmal sehen, wohin meine berufliche Reise geht. Da will ich zunächst mein Studium im Sozial- und Gesundheitsmanagement fertig machen. Der Bachelor ist bis März 2018 geplant, und ich denke, dass ich dann noch den Master mache.

Wie nimmt Ihr Freundeskreis das politische Engagement in jungen Jahren auf?
Viele meiner Freunde haben Respekt vor dem, was ich mache, einige andere haben sich nicht dazu geäußert. Viele in meinem Freundeskreis kennen ja meine Familie, von daher war unser politisches Interesse für sie nichts Neues. Außerdem bin ich keine, die im Freundeskreis aktiv wirbt; die Entscheidung über einen Beitritt muss meiner Meinung nach jeder für sich selbst treffen. Und es ist manchmal sogar gut, Freunde zu haben, die nicht politisch engagiert sind. Ich will nicht sagen, dass man mit der Zeit einen Tunnelblick bekommt, aber solche Menschen können den eigenen Blick durchaus wieder schärfen. Durch solche Leute sind wir beispielsweise auf eine Gesetzeslücke gestoßen, wenn Frauen ihre Schwiegeromas pflegen müssen.

Wo sehen Sie selbst die Schwerpunkte Ihrer politischen Arbeit?
In der Stadtpolitik. Darüber hinaus sind das Soziale, der Wohnungsbau, die Umwelt, die Ablehnung des Freihandelsabkommens und das Engagement gegen den Rechtsextremismus meine Themen.

Beängstigt Sie der Zulauf, den das rechte und linke Ende des Parteienspektrums zuletzt erfahren hat?
Beängstigend ist vor allem der AfD-Flügel. Angesichts dieser Entwicklung muss man sich fragen, wie man als Volkspartei wieder wahrgenommen werden kann. Seitens der SPD sind auch schon Wähler nach links abgewandert. Auch in diesem Fall muss man sich als Partei hinterfragen, wie es zu solchen Abwanderungen kommen kann.

Wie lassen sich junge Wähler stärker an die Volksparteien binden?
Wir müssen versuchen, die jungen Leute stärker anzusprechen. Es gibt sicher verschiedene Gründe, warum sie heute andere Gruppierungen wählen. Daher muss man sich als Volkspartei neu aufstellen und den Jungen zeigen, dass es auch komplett andere Alternativen gibt.

Das Gespräch führte Marco Meißner