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Parkplatzsuche: Morgens halb 10 in Kronach


Autor: Anna-Lena Deuerling

Kronach, Freitag, 28. Dezember 2018

Die Suche nach einer freien Parklücke in der Innenstadt fordert oft die Geduld von Pendlern. Dabei unterhält die Stadt über 1000 öffentliche Stellplätze.


Der nasse Asphalt knirscht unter den Reifen eines weißen Autos, das sich langsam zwischen den Reihen von parkenden Autos an der Europabrücke vorantastet. Die erspähte Parklücke - leider zu klein für den großzügigen Wagen. Umständlich manövriert der Fahrer sein Gefährt wieder rückwärts aus der Bucht, um weiter nach einem freien Platz zu suchen. Sekunden später nutzt die Fahrerin eines Kleinwagens die Gunst der Stunde und freut sich über ihren Parkerfolg. "Da muss man schon Glück haben, dass man auf Anhieb etwas findet", sagt sie und macht sich los zum Einkaufsbummel.

Massives Problem

Die Parkplätze an der Europabrücke sind nur eine von 20 Parkmöglichkeiten im Innenstadtbereich (siehe Karte) - dennoch haben viele Autofahrer das Gefühl, nur mit viel Glück eine der begehrten Lücken ergattern zu können. Zu ihnen zählt sich auch Bernd Liebhardt, der das Problem in der November-Sitzung des Bauausschusses ansprach. "Wir haben in Kronach ein massives Parkplatzproblem", wiederholt das Mitglied der CSU-Fraktion im Stadtrat auf FT-Anfrage. Laut ihm könne man das tägliche Erleben der Parkplatzsuchenden auch mit Fakten unterlegen: "Die Anzahl der Fahrzeuge ist gestiegen in den letzten Jahren." Es gebe nicht nur mehr Einzelhaushalte in der Innenstadt, auch das klassische Familienauto, das von drei bis vier Personen in einem Haushalt genutzt wird, werde immer seltener.

Gleichzeitig habe es die Stadt Kronach in seinen Augen versäumt, parkplatztechnisch aufzustocken - im Gegenteil. Am Friesener Torweg seien zum Beispiel vor einigen Jahren Parkplätze weggefallen, ohne dies durch Schaffung von neuem Parkraum auszugleichen. Wo früher eine geschotterte Parkfläche vor allem von Pendlern stark frequentiert wurde, stehen heute Mehrfamilienhäuser. "Das ist gut so und sehr wichtig", betont Liebhardt die Bedeutung des Bauprojekts. "Trotzdem ist es Aufgabe der Stadt, zeitnah Parkraum in ähnlicher Größenordnung zu schaffen."

Das gelte nicht nur für dieses, sondern für viele Bauvorhaben, bei denen man in den vergangenen Jahren "ein Auge zugedrückt hat". Eigentlich regelt die Stellplatzverordnung der Stadt, wie viele Stellplätze bei Wohn- oder Gewerbeflächen zur Verfügung gestellt werden müssen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, Parkplätze abzulösen. Der Bauherr zahlt einen Betrag, um von der Verordnung befreit zu werden. Dies sei in den vergangenen Jahren zu häufig geschehen, meint Liebhardt. Sicher wolle niemand, dass ein Bauvorhaben an einer Stellplatzverordnung scheitert - gerade wenn es um dringend benötigten Wohnraum gehe.

Liebhardt sieht da auch Bauherren und Investoren in der Verantwortung, die weniger an ihre Rendite und mehr an ein attraktives Wohnumfeld denken sollen. Richtung Stadt plädiert er für die striktere Einhaltung der Stellplatzverordnung und dafür, ablösen zu vermeiden.

Diese Ablöse ist für den Innenstadtbereich im Übrigen deutlich niedriger, als woanders. Hauptamtsleiter Stefan Wicklein erklärt: "Wir wollen die Ansiedlung von Gewerbe und Wohnraum in der Innenstadt fördern, deshalb halten wir die Ablöse niedrig." Gleichzeitig ist die Stadt stets bemüht, ein Mehr an Stellplätzen zu schaffen. Von einem massiven Parkplatzproblem könne man in der Kreisstadt ohnehin nicht sprechen, findet Wicklein.

"Das zeigt sich unter anderem in den Nutzungszahlen des Parkdecks - hier haben wir jederzeit Kapazitäten." Neben dieser kostenpflichtigen Möglichkeit in Innenstadtnähe gebe es auch eine große Anzahl an kostenfreien Möglichkeiten. Insgesamt zeigt die Übersicht über 1000 öffentliche Parkplätze zusätzlich zu "Straßenrandparkplätzen".

"Wir liegen nicht schlecht und in den vergangenen Jahren sind zahlreiche Parkplätze dazugekommen", sagt er. Als Beispiele nennt er die ehemaligen Flächen der Bahn am Flügelbahnhof - was schon ein paar Jahre mehr zurücklegt. Ob auch in den zurückliegenden zwei Jahren neue Parkflächen ausgewiesen wurden? "Am Kaulanger sind neue Flächen eingezeichnet und an verschiedenen Stellen durch zusätzliche Markierungen einzelne Stellplätze ausgezeichnet worden", sagt er. Hinter der Festung sollen zudem über circa 50 zusätzliche Stellplätze entstehen. Bemühungen um neue Parkplätze haben natürlich da ihre Grenzen, wo man vor historischen Altbeständen mit Bestandsschutz steht.

"Dass das nicht von heute auf morgen geht, ist klar", sagt Liebhardt. Auch, dass man aufgrund der historischen Baustruktur in der Drei-Flüsse-Stadt keine großflächigen Parkplätze herbeizaubern könne. Er sieht schon in drei oder vier gewonnen Parkplätzen - auch durch Zwischenlösungen, bei denen die Stadt brachliegende Grundstücke pachten könnte - einen Gewinn und eine Entspannung der Situation.