Paar aus Johannisthal heiratet zwischen Blumen und Bäumen
Autor: Franziska Rieger
Johannisthal, Freitag, 25. August 2017
Daniela und Andreas Hahn aus Johannisthal haben ihre Hochzeit nach keltisch-schamanischem Ritus, abseits religiöser Normen, gefeiert.
Die Kirchenglocken läuten, die Braut schreitet den Kirchengang entlang und ihr künftiger Mann wartet vor dem Altar auf sie. So, oder so ähnlich, stellen sich die meisten Leute eine Hochzeit vor.
Bei der Hochzeit von Daniela und Andreas Hahn aus Johannisthal gab es keinen Pfarrer und keinen kirchlichen Segen. Dafür hat das Paar am 7. August mitten im Wald von Ebneth (Landkreis Lichtenfels) eine schamanische Zeremonie gefeiert. Für die beiden war klar, dass sie nicht kirchlich heiraten wollen, obwohl sie katholisch und evangelisch getauft sind. Die christliche Kirche war für die beiden aber schon seit längerer Zeit kein Thema mehr. "Wir waren uns sicher, dass das unser Ding ist", erzählt Daniela über die Hochzeit. Der Schamanismus habe sie schon immer interessiert.
Andreas und Daniela wollten sich den Segen der Natur holen. Denn diese steht beim Schamanismus im Mittelpunkt. Als geeigneten Ort für ihre Hochzeit haben sich Andreas und Daniela eine romantische Waldlichtung in Ebneth ausgesucht. "Ebneth ist ein alter Kraftort und deshalb optimal für so eine Hochzeit", erklärt Daniela.
Gesetzlich nicht anerkannt
Eine schamanische Hochzeit ist gesetzlich nicht anerkannt. Damit das Ehepaar auch vor dem Staat als Mann und Frau gilt, haben sie sich am selben Tag in der Feengrotte in Saalfeld von einer Standesbeamtin trauen lassen. Auch der Ort hatte eine besondere Bedeutung für die Eheleute. "Wir wollten nicht auf ein normales Standesamt", erklärt Daniela. Die standesamtliche Trauung war unter anderem deshalb wichtig, weil das Paar einen gemeinsamen Sohn hat. Die Schwester von Andreas und eine Freundin von Daniela waren dabei die Trauzeugen.Loretta Steinhäuser aus Johannisthal ist Gesundheitspraktikerin und hat die schamanische Zeremonie mit anderen Anhängern durchgeführt. Auch für Steinhäuser war die schamanische Hochzeit eine Premiere. Seit 2013 ist Daniela Hahn bei Steinhäuser in der Ausbildung zur Lorenga-Trainerin. Andreas Hahn ist durch seine Frau zum Schamanismus gekommen.
Im Schamanismus glauben die Anhänger nicht an einen oder mehrere Götter. Dafür glauben sie, dass alles eine Seele hat und miteinander verbunden ist. Dadurch haben die Natur und die Tierwelt einen sehr hohen Stellenwert im Schamanismus. Die unsichtbare Welt, also all die Dinge, die nicht mit dem Auge zu erkennen sind, existiert neben der sichtbaren Welt.
Schamanismus als Brückenbauer
Konkrete Vorschriften gibt es im Schamanismus nicht. Beten, meditieren oder Rituale ausführen kann alles dazugehören. "Schamanismus ist ein Brückenbauer zwischen den Welten", erklärt es Steinhäuser. Als Beispiel führt sie an, ob die Stimmung in einem Raum gut ist und sich eine Person darin wohlfühlt. "Es spürt jeder von uns, ob man sich mit einer Person versteht oder nicht", erklärt Steinhäuser. Was sich zunächst etwas theoretisch anhört, stellt sich im Alltag als unkompliziert dar.So isst Familie Hahn beispielsweise Fleisch, obwohl Tiere im Schamanismus eine wichtige Rolle spielen. Das tun sie aber mit Bedacht. "Man muss nicht jede Blume am Leben lassen", erzählt Andreas Hahn. Einen Baum zu fällen sei dann durchaus berechtigt, wenn durch ihn Personen gefährdet sind, erklärt Andreas. Werden Natur oder Tiere aber nur aus Profitgier beseitigt, dann sei das gegen die Ansichten des Schamanismus. "Die Haltung, wie und warum man etwas tut, ist das A und O", betont Daniela Hahn.