Oswald Marr: Abschied mit donnerndem Applaus
Autor: Marco Meißner
Kronach, Donnerstag, 15. Dezember 2016
Oswald Marr ist nur noch bis 20. Dezember Kronacher Landrat. Viele Weggefährten wünschten ihm alles Gute für den Ruhestand.
Als Landrat Oswald Marr von der Verabschiedung im Kreis seiner Mitarbeiter sprach, standen ihm Tränen in den Augen. Als er dann seiner Familie versprach, endlich mehr Zeit für sie zu haben, versagte ihm die Stimme den Dienst. Es waren emotionale, bewegende Momente. Dennoch drohte die offizielle Abschiedstour des Landrats am Donnerstag im Kreiskulturraum vor dem oberfränkischen Who's Who nie, in Melancholie zu versinken. Dafür sorgten schon der bayerische Innenminister Joachim Herrmann und die anderen Redner. Ihnen saß der Schalk im Nacken (siehe Textende).
"18 Jahre Landrat in Kronach - das ist in der Tat eine Ära, die zu Ende geht", zollte der Minister Oswald Marr Respekt. Der Kronacher Landrat sei ihm durch seine angenehme, konstruktive und verlässliche Art aufgefallen. Die Parteizugehörigkeit habe in der Zusammenarbeit nie eine Rolle gespielt. So müsse das Miteinander in der Politik funktionieren. "Es geht darum, gemeinsam die Verantwortung für die Menschen in unserem Land wahrzunehmen."
Keine leichte Aufgabe
Der Landkreis Kronach sei weder zu Zeiten der Zonengrenze noch danach wegen des Fördergefälles auf Rosen gebettet gewesen. Doch Marr habe die richtigen Schwerpunkte gesetzt und alle Beteiligten dazu gebracht, dafür an einem Strang zu ziehen. Vor allem den Schuldenabbau und die Investitionen in die Bildung sowie in die Verkehrswege lobte der Minister. Er fügte an: "Freilich braucht der Landkreis Kronach einen vierstreifigen Straßenanschluss."Vor allem die menschliche Seite Marrs, die sich auch im ungezwungenen Ablauf der Feierlichkeiten widerspiegelte, hob Herrmann hervor. "Die Menschen haben gespürt, was sie an ihm haben", sagte der Minister. "Oswald Marr hat sich um den Landkreis Kronach und damit auch um den Freistaat Bayern verdient gemacht."
Stellvertretender Landrat Gerhard Wunder hob Weichenstellungen des Landkreises unter Oswald Marrs Regie hervor. Er nannte unter anderem die Sparkassenfusion, die Privatisierung der Frankenwaldklinik, die Schulsanierungen, den Campus auf dem Loewe-Gelände und die Beteiligung am Tropenhaus. In seinen Entscheidungen habe sich Marr immer dadurch ausgezeichnet, Ermessensspielräume zum Wohl der Bürger auszulegen. Parteipolitik und mimosenhaftes Verhalten seien dem 69-Jährigen stets fremd gewesen.
Um Ausgleich bemüht
Herbert Eckstein, Vizepräsident des Bayerischen Landkreistags, war überzeugt: "Ein echter Kumpel geht." Marr habe nie gejammert - auch in schweren Zeiten nicht. "Wir werden Deine Nüchternheit vermissen, wenn wir uns heiß reden", würdigte er das ausgleichende Wesen des Schmölzers in den Diskussionen.Der Kreisvorsitzende des Bayerischen Gemeindetags, Egon Herrmann, versicherte dem früheren Küpser Bürgermeister Marr: "Du warst einer von uns." Als Landrat habe er immer ein offenes Ohr für die Gemeinden gehabt.
Personalratsvorsitzende Gisela Hable erinnerte daran, mit welchem Tatendrang Marr sein Ziel verfolgt hat, das Landratsamt weiterzuentwickeln. Verbesserungen für den Landkreis und dessen Menschen seien ihm ein Herzensanliegen gewesen.
Vertrauen ist Basis für Erfolge
Oswald Marr blickte im Kreis seiner vielen "Freundinnen und Freunde" gerne auf seine Arbeit im "schönsten Amt in Bayern" zurück. Er betonte, dass das Erreichte keine Einzelleistung sei, sondern viele Mitwirkende erfordert habe. Die Basis für dieses Miteinander sei Vertrauen gewesen. Dafür war Marr dankbar. Auch in Zukunft werde ihm sicher nicht langweilig, versprach er. Nach dem täglichen Frühstück mit seiner Ehefrau will er wieder an die Arbeit gehen. Der talentierte Handwerker und Hobbylandwirt möchte sich trotz seiner 69 Jahre auch noch im Schmieden versuchen. Und "a Wischkästla" - sprich ein Smartphone - hat er zwar, doch bei der Arbeit am Computer sieht er Nachholbedarf. Da soll ein VHS-Kurs helfen.
Flotte Sprüche bei der Verabschiedung
"Der wahre Grund, warum Sie mich hierher eingeladen haben: Sie wollten einen Belastungstest für die erste Stuhlreihe ausführen."Joachim Herrmann auf die Hinweise Gerhard Wunders, dass die Ehrengäste im Kreiskulturraum schon einmal mit ihrer Stuhlreihe "abgekippt" sind.
"Ich habe hier ein Schatzkästchen mit Pralinen für Sie. Wenn Sie nach München fahren, ist die Kiste dort bestimmt leer - selbst wenn Sie fliegen."
Gerhard Wunder zu Joachim Herrmann.
"Herrmann - das bürgt für Qualität."
Joachim Herrmann (CSU) zu Egon Herrmann (SPD).
"Wir brauchen keinen, der erklärt wie man Tore schießt und Abseits pfeift - wir brauchen Leute, die Tore schießen und, wenn's sein muss, auch das Abseits pfeifen."
Herbert Eckstein über Marrs Qualität, zu handeln, statt nur herumzureden.
"Wenn andere überlegen, wohin's in den Urlaub geht, hat Oswald sich gesagt: ,Mei Henna und mei Hous müssn a amoll an Moo sehn.‘"
Eckstein philosophierte über die dienstlich bedingten Familienabstinenzen Marrs und dessen Vorliebe für den Urlaub auf dem eigenen Bauernhof.
"Oswald war immer pünktlich. Und wenn er da war, wusste man, dass man als Letzter nicht alleine nach Hause gehen muss."
Eckstein, der den Plausch mit dem geselligen Marr nach Veranstaltungen vermissen wird.
"Du bist nicht als Bettvorleger geendet, sondern als leibhaftiger Löwe."
Eckstein bei der Übergabe eines bayerischen Porzellan-Löwen an Marr.
"Du siehst Deinen Bauernhof nicht als Produktionsstätte für den Schlachthof, sondern eher als Gnadenhof."
Egon Herrmann zum abgelehnten Vorhaben seiner Bürgermeisterkollegen, Marr noch eine Ziege oder ein Schaf zum Abschied zu schenken.