Ohne Schrubber geht in Steinberg gar nichts
Autor: Heike Schülein
Steinberg, Samstag, 31. Januar 2015
Er ist die Galionsfigur der "Staaberche Fousanocht": der "Heiligenschrubbe". Nach mehreren Jahren Pause nimmt Christian Eidloth die Scheinheiligen der Gemeinde auf Korn.
Eine Hausfrauen-Schürze, a "Houtela", gestrickte Wollsocken, Gartenclogs aus Plastik und natürlich ein großer "Schrubbe": Das sind die Markenzeichen des alles wissenden, sehenden und hörenden "Heiligenschrubbe". Nicht gerade zimperlich in seiner Wortwahl, holt der einzige "Wahrheitssager" der Büttenabende Jahr für Jahr zu einem verbalen Rundumschlag aus, der sich - im wahrsten Sinne des Wortes - "gewaschen" hat.
Nachdem in den vergangenen drei Jahren Heiko Sesselmann die "Großwäsche" im Schrubberdorf verrichtet hatte, hat heuer wieder Christian Eidloth diese ehrenvolle Aufgabe inne. "Das war alles recht kurzfristig. Normalerweise stellt man sich ja das ganze Jahr darauf ein und sammelt Themen, was in der Gemeinde passiert. Heuer hat man mich aber erst im Dezember gefragt. Das was natürlich reichlich spät", meint der 42-Jährige, der zuletzt 2011 den Schrubber schwingenden und immer mächtig lospolternden "Heiligenschrubbe" mimte. Probleme, genügend Stoff zusammenzubekommen, hat er aber keineswegs. Im Gegenteil: Was an Kuriositäten während des ganzen Jahrs in der Gemeinde passiere, könne man gar nicht alles verarbeiten. Es reichten sieben bis acht Punkte, auf die er näher eingehe. Seine Rede habe in Großschrift immer eine Länge von etwa zehn Seiten.
Verbaler Abwasch
Gedanken oder Ideen dafür kämen ihm überall - ob daheim beim Zähneputzen oder unterwegs beim Semmelholen. "Ich hab immer meinen Notizblock dabei oder ich spreche in mein Handy", verrät er. Und natürlich habe er auch einige Quellen - sprich Personen, die das Gemeindegeschehen im Auge haben.
Die Rohform seines Verbal-Abwaschs steht bereits. Es müsse aber noch alles geordnet werden, die Reihenfolge und der Schluss müssten festgelegt und natürlich muss auch gereimt werden. Gerade das richtige Reimen sei durchaus eine Kunst. Das alles sei mit viel Zeit und Arbeit verbunden. Die Erwartungen gerade an den "Heiligenschrubbe" - Markenzeichen schlechthin der "Staaberche Fousanocht" - seien hoch. Eidloth ist sich dessen bewusst und er nimmt seine Aufgabe sehr ernst. "Ich habe schon für mich den Anspruch, eine gute Rede zu schreiben und die Reime zu optimieren. Es gibt auch - im Nachhinein betrachtet - Reden von mir, mit denen ich nicht mehr so zufrieden bin", gibt er sich selbstkritisch.
Fünf weitere Akteure
Neben ihm schlüpften bislang noch weitere fünf Personen in die "Heiligenschrubbe"-Rolle: Clemens Nowitzki, Norbert Schülein, Jupp Engelhardt, Michael Schülein und zuletzt Heiko Sesselmann. "Jeder hat oder hatte seine ganz eigene Art und seine eigene Note", sagt er voller Respekt. Manche Reden seien beispielsweise eher politisch angehaucht, während bei ihm oftmals der kirchliche Bereich mehr im Mittelpunkt stehe - sicherlich mit bedingt durch sein Amt als Kirchenpfleger der Pfarrei St. Pankratius Steinberg.
Der "Staaberche Fousanocht" ist der Bankkaufmann schon seit Jahrzehnten verbunden. Seine "närrische Karriere" startete er bereits in seiner Jugend. Bei seinem ersten Auftritt sei er circa 15 Jahre alt gewesen. Damals wurden die Büttenabende noch in der Omnibushalle des Busunternehmers Josef Buckreus abgehalten. Es folgten weitere Auftritte, solo oder mit anderen. Wann er erstmals zum "Heiligenschrubbe" wurde, kann er nicht mehr genau sagen.
Bei aller Routine sei aber nach wie vor ein wenig Lampenfieber dabei. "Man weiß ja nicht, wie die Rede ankommt. Wenn ich in den Saal einziehe und ans Mikro gehe, ist schon noch Aufregung vorhanden. Aber wenn man die ersten Zeilen hinter sich gebracht hat und die Leute lachen, legt sich das", verrät er. Seine Rede trägt er übrigens vorher im Eimer mit rein. Sie auf dem Pult bereitlegen, das möchte er nicht - nicht, dass sie vielleicht im Eifer des Gefechts mal verloren gehe.
Das ist eine Ehre
"Heiligenschrubbe" zu sein, stelle durchaus eine Ehre dar. Auch Faschingsbeauftragter Herbert Agel, der mit dem Vereinsgemeinschafts-Vorsitzenden Alexander Öhring insbesondere die Regie bei der "Staaberche Fousanocht" führt, meint: "Ohne den ,Heiligenschrubbe‘ bräuchten wir gar nicht erst anzufangen. Das ist ein großer Höhepunkt. Die Leute wollen das einfach hören, was im Dorf und in der Gemeinde passiert."
Seine Markenzeichen sucht sich Eidloth zusammen. Die Schürze beispielsweise gehört seiner Mutter. Auch sein "Schrubbe" ist in Gebrauch. Und was ist für ihn nun das Schönste am Fasching? Der "Heiligenschrubbe" überlegt: "Die Menschen freuen sich und haben viel Spaß dabei - auch die ganze Aufregung drum herum. Gerade auch die Kinder machen mit so viel Begeisterung mit. Da spürt man einfach, dass es weitergeht mit unserem Fasching und dass er fortgeführt wird. Dafür lohnen sich die ganze Anstrengung und die viele Arbeit." Wer den "Heiligenschrubbe" - und natürlich auch alle anderen Mitwirkenden - live erleben möchte, hat bei den Büttenabenden in Steinberg dazu Gelegenheit.
Närrische Termine in Steinberg
Büttenabende am Freitag, 13. Februar, und Samstag, 14. Februar, in der Kronachtalhalle (Beginn: 19 Uhr, Einlass: 18 Uhr, musikalische Einstimmung durch den Musikverein Steinberg ab 18.30 Uhr), danach Party mit DJ Holly.
Kartenvorverkauf für Bütten abende: am Donnerstag, 5. Februar, ab 18 Uhr in den Vereinszimmern der Kronachtalhalle.
Kinderfasching Kinderumzug am Sonntag, 15. Februar, 13.30 Uhr, ab Grieser Straße (Treffpunkt: 13 Uhr in der Grieser Straße) mit dem Musikverein Steinberg, danach Kinderfasching in der Kronachtalhalle.
"FRACKsausen" am Rosenmontag, 16. Februar, im Gasthaus "Zum Frack" mit DJ Holly.
Gewinnspiel auf Facebook: Infos und Bilder zur "Staaberche Fousanocht" gibt es auch in Facebook unter "Schrubb, Schrubb - die Staaberche Fousanocht". Hier können demnächst bei einem Gewinnspiel Eintrittskarten für den Büttenabend am Freitag gewonnen werden.
"Heilgenschrubbe" Ihren Spottnamen "Heiligenschrubbe" verdanken die Steinberger einer lustigen Begebenheit aus dem Jahr 1951. Damals sollten zum Pfarrjubiläum auch die Heiligenstatuen in der Pfarrkirche eine gründliche Reinigung erfahren. Da es jedoch einige Einwohner damit etwas zu gut meinten, wuschen sie auch die Farbe der Statuen mit ab. Ein schneller Motorradfahrer musste deshalb damals schnell einen Kunstmaler aus Staffelstein herbeifahren, der den Schaden noch rechtzeitig beheben konnte.