Obstbäume stehen mitten im Wald
Autor: Karl-Heinz Hofmann
Wallenfels, Mittwoch, 28. Juni 2017
In der Familie Müller-Lisa in Wallenfels hat die Hege und Pflege von Wald und Wild seit 124 Jahren Tradition.
Der Leiter des Forstbetriebs Rothenkirchen der Bayerischen Staatsforsten, Peter Hagemann, ist bei seinen Recherchen zum "Waldgebiet des Jahres", zu dem der Frankenwald 2017 gekürt wurde, auf den Wald von Christian und Christin Müller-Lisa in Wallenfels gestoßen.
Vater Christian ist Sägewerksbesitzer, Waldbesitzer und Jäger, Tochter Christin Müller-Lisa, die Teilhaberin ist, absolviert derzeit nach einem forstwissenschaftlichen Studium in Freising ihr Referendariat.
Seit 124 Jahren betreut die Familie Müller-Lisa das Jagdrevier um Wallenfels. Christin hat ihr "grünes Abitur" 2009 abgeschlossen und erhielt damals als 19-Jährige ihren Jägerbrief.
Streuobstwiesen angelegt
Jagd und Wald sind für Vater und Tochter ein Hobby. Sie haben nicht nur 1100 Hektar zu bewirtschaften und zu pflegen, sondern vor vier Jahren mit der Anpflanzung verschiedener Obstbaumsorten - auf Streuobstwiesen - mitten im Waldgebiet, begonnen.Inzwischen haben sie auf zehn bis elf Flächen, auf rund fünf Hektar, vielerlei Obstbäume stehen und dafür rund 30 000 Euro investiert: Apfel, Pfirsich, Birne Zwetschgen, Pflaumen und sogar Nuss. Mensch und Wild sollen hier schmackhafte Nahrung finden.
Dass die Familie Müller-Lisa ihr eigenes Programm zur Verbesserung der Biotop- und Artenvielfalt im Frankenwald betreibt, freut sich Peter Hagemann. Er nennt dies "eine beispielhafte Initiative eines Privatwaldbesitzers". Damit würden neue, wichtige Strukturen für die Insektenwelt und ganze davon abhängige Lebensgemeinschaften geschaffen. Die Verwendung "alter Obstsorten" diene zudem der Erhaltung wertvoller Gen-Ressourcen.
Zwei Dutzend Apfelsorten
Zu den anfänglich vor vier Jahren angepflanzten halbstämmigen Obstbäumen kamen nun nochmal 490 hochstämmige dazu. Darunter befinden sich allein 20 bis 25 verschiedene Apfelsorten. An den Streuobstwiesen mitten im Wald führen mehrere Wanderwege vorbei. Hier können sich Menschen und Wildtiere an dem frischen Obst bedienen. Es stehen drei Kapellen am Wegesrand und es gibt schöne Ausblicke in den Frankenwald.Und was meint Christian Müller-Lisa zu einem möglichen Nationalpark Frankenwald? Kurz und bündig: "Ich bin dagegen", war seine Antwort. Er fürchtet erhebliche Einschnitte und Einschränkungen sowohl als Jäger, als Sägewerksinhaber wie auch als Waldbesitzer.