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Oberlangenstadter sind besorgt, aber wollen auch helfen


Autor: Heike Schülein

Oberlangenstadt, Mittwoch, 03. Februar 2016

Ab Mitte Februar werden die ersten Flüchtlingen im Hotel Hubertus in Oberlangenstadt einziehen. 150 Bürger kamen zu einem Info-Abend.
Die Flüchtlingsbeauftragte Ursula Eberle-Berlips (rechts) bat um ehrenamtliche Unterstützung bei der Betreuung der Asylsuchenden. Foto: Heike Schülein


Das SSV-Sportheim platzte aus allen Nähten. Die Sitzplätze reichten nicht aus, einige der rund 150 Besucher mussten die rund zweistündige Info-Veranstaltung zum Thema Flüchtlinge im Stehen verfolgen. "Ich hätte nie gedacht, dass das Interesse so groß ist, aber das ist gut so", zeigte sich Bürgermeister Herbert Schneider ebenso überrascht wie erfreut über die Resonanz.

Hintergrund war die geplante Unterbringung von 44 Flüchtlingen im Hotel Hubertus. Die Aufnahme sei eine Mammutaufgabe, "die größte Herausforderung aber ist die Integration", verdeutlichte Schneider.


Bislang keine Probleme


Über die Nutzung des Hotels als Gemeinschaftsunterkunft sei die Gemeinde einen Tag vor der Veröffentlichung in der Presse, also am 12. Januar informiert worden - telefonisch aus dem Landratsamt.
Derzeit würden etwa 450 Flüchtlinge im Landkreis leben, davon bislang 31 in der Gemeinde Küps in dezentralen Wohneinheiten. Bislang habe es keine Probleme gegeben.

Das 1968 gebaute Hotel Hubertus verfügt laut Schneider über 24 Zimmer nebst Einliegerwohnung. Die Gesamtnutzfläche betrage 1500 Quadratmeter. Der Eigentümer habe einen Mietvertrag mit dem Freistaat Bayern abgeschlossen - über mindestens fünf, maximal sieben Jahre. Alle künftigen Bewohner seien medizinisch untersucht worden und registriert. Das Hotel sei bislang das erste Objekt dieser Art und dieser Größe im Landkreis, weitere würden aber folgen. Die Belegung erfolge nach und nach von Mitte bis Ende Februar.


Maximal 65 Personen haben Platz


Im ersten Obergeschoss sollen Schneider zufolge Familien, im Stock darüber Einzelpersonen aus Eritrea, Iran, Irak und Syrien einziehen. 44 sind vorgesehen, eine Erweiterung auf maximal 65 Personen sei möglich. "Die Fluktuation wird hoch sein, da die Menschen auf ihr Asylverfahren warten", so der Bürgermeister. Die Asylsuchenden seien Selbstversorger. Das Landratsamt stelle ein Hausverwalter an, einen Sicherheitsdienst werde es nicht geben.

Die Integration werde durch ehrenamtliche Kräfte unterstützt. Das Gemeindeoberhaupt dankte der Asyl- und Flüchtlingsbeauftragten der Gemeinde Küps, Ursula Eberle-Berlips, Pfarrer Friedrich Seegenschmiedt sowie Andrea Hänel von der Verwaltung, die sich wie weitere Bürger, Vereine und Verbände im Arbeitskreis Asyl Küps engagieren.

"Die Sprache ist das größte Problem", meinte die Sozialpädagogin Elisabeth Westhäuser vom Fachdienst für Migration und Integration des Diakonischen Werks. Bei den Flüchtlingen handele es sich überwiegend um junge Leute, die lernen wollten und für jede Hilfe dankbar seien. "Uns werden Menschen vor die Füße gestellt, geradezu auf die Straße gekippt, und dann wird gesagt: macht mal", sagte Ursula Eberle-Berlips, die sich für dezentrale Einheiten aussprach. "Das Hotel hat sich keiner von uns ausgesucht. 45 oder gar 65 Flüchtlinge - das ist schon eine Mammutaufgabe", verhehlte sie nicht. Die Situation sei nun aber da und man müsse sie bewältigen. Wichtig sei, dass die Flüchtlinge in Kontakt mit der Bevölkerung kommen.


"Ich fühle mich hilflos"

In der Diskussion ärgerte sich Frank Haderlein, dass Unterkünfte ohne Einbeziehung der Gemeinden oder Nachbarn geschaffen werden. "Ich bin darüber enttäuscht und fühle mich da hilflos als Bürger." Er bedauerte, dass trotz Einladung kein Mitarbeiter des Landratsamts anwesend war.

Helmut Bauer zeigte sich besorgt, dass Flüchtlinge aus Angst vor Abschiebung in den Untergrund abtauchen könnten. Zudem fürchtete er um die Sicherheit von Frauen oder Kindern. "Das sind keine Verbrecher", stellte Elisabeth Westhäuser klar. Es handele sich um junge Männer aus Mittelschichtfamilien. Sie seien hier, um Deutsch zu lernen und im Job gut zu verdienen. Das wollten sie sich nicht durch Straftaten versauen.

Elisabeth Bijok zeigte Verständnis, dass Anlieger über die Situation nicht erfreut sind."Da kommen Flüchtlinge, die noch nie eine Frau im Bikini gesehen haben", erklärte Uwe Jäckel. Niemand könne sagen, ob sie nicht straffällig werden. Noch vor allem anderen müsste man ihnen die deutschen Gesetze einschärfen. Eberle-Berlips teilte mit, dass vom Asylkreis ein Begrüßungspaket entwickelt werde mit den wichtigsten Verhaltensregeln. Zudem sei der Inhalt auch zentraler Bestandteil im Deutsch-Unterricht.


"Gebt ihnen etwas Zeit"


Vermehrt kam der Wunsch nach gemeinsamen Veranstaltungen auf. Rainer Vornbrock regte beispielsweise eine Art Kontaktbörse an, bei der sich Vereine oder Arbeitgeber vorstellen könnten. Angesichts der demografischen Lage und unbesetzter Lehrstellen sollte man ein Interesse daran haben, dass ein Großteil der Flüchtlinge hier bleibt. "Lasst sie erst einmal ankommen und gebt ihnen etwas Zeit", meinte Pfarrer Friedrich Seegenschmiedt. Man sollte ihnen offen und ohne Vorurteile entgegentreten. Einheitlicher Tenor der Versammlung war es, dass es mehr Hauptamtliche in der Flüchtlingsarbeit bedürfe und nicht alles vom Ehrenamt geleistet werden könne.