Druckartikel: Norbert Gräbner rückt für Kronacher Landratswahl in den Fokus

Norbert Gräbner rückt für Kronacher Landratswahl in den Fokus


Autor: Marco Meißner

Unterrodach, Sonntag, 21. Februar 2016

Marktrodachs Bürgermeister Norbert Gräbner soll für die SPD die Nachfolge von Oswald Marr als Landrat antreten.
Norbert Gräbner wurde am Samstag zum SPD-Landratskandidaten gekürt. In der "Event-Fabrik" auf dem Dreefs-Gelände präsentierte er sich zwischen rot angestrahlten Gitter-Metallsäulen (im Vordergrund), Beamer-Präsentation und Bierbänken seiner Partei. Foto: Marco Meißner


Schon vor seiner abschließenden Ansprache erntete Gräbner stehende Ovationen. "Kompetenz und Durchhaltevermögen" sprach Moderator MdL Klaus Adelt dem "Terrier von Marktrodach" zu, der mit 53 Ja-Stimmen (eine Enthaltung) gewählt wurde. Und er erinnerte an Heinz Köhlers und Oswald Marrs Wirken: "Rote Landräte sind gute Landräte für den Landkreis Kronach."

Unterstützung bekam Gräbner in den Diskussionsrunden auch von außerhalb seiner Partei. Hartmut Fleischmann (TV Unterrodach) unterstrich, dass der Bürgermeister dafür gesorgt habe, dass die Vereine gute Rahmenbedingungen vorfinden. Romana Jakob (ASB) hob Gräbners Wirken für die Senioren hervor, Adelt sprach sein Lob mit Blick auf die Flüchtlingsfrage aus. Reinhard Beierkuhnlein fand aus Unternehmersicht lobende Worte, Christian Kahl von der Warte der Feuerwehren aus. Der Weißenbrunner Bürgermeister Egon Herrmann bezeichnete Gräbner als "akribischen Arbeiter", der aber stets die Menschlichkeit nach vorne bringe. Und die frühere Landtagsabgeordnete Christa Steiger hob Gräbners "Blick über den Tellerrand hinaus" hervor.


Norbert Gräbners Zielsetzungen

Norbert Gräbner blickte auf seine Tätigkeit vor und während seiner Bürgermeister-Amtszeit zurück. Er sprach aber auch konkrete Dinge an, die er als Landrat in die Wege leiten möchte.

Um Arbeitsplätze zu erhalten, legt Gräbner Wert auf eine intakte, moderne Infrastruktur, so zum Beispiel ein schnelles Internet. Er erinnerte an den Verlust von Hunderten Arbeitsplätzen bei Dreefs, dem man in Marktrodach mit einem Acht-Punkte-Programm erfolgreich begegnet sei. So habe man ortsansässige Firmen gehalten sowie nach und nach neue hinzugewonnen. Auch auf Kreisebene will er neue Anreize für die Unternehmen schaffen.

Die Verkehrssituation ist für Gräbner unmittelbar mit der Wirtschaftsförderung verbunden. So wie der Spatenstich für die Umgehung Zeyern in der zweiten Mai-Woche bewerkstelligt wurde, müsse auch der Ausbau der B 173 so schnell wie möglich weiter vorangebracht werden.

Um dem demografischen Faktor entgegenzuwirken, will Gräbner den Familien gute Bedingungen bieten. Bessere Verkehrsanbindungen (zeitlich vorgezogener IC-Halt) und ein Ohr für die Anliegen der Pendler zählt er ebenso dazu wie einen Freizeitsee im Süden des Landkreises. Ein brisantes Thema sieht er in der Schülerbeförderung. Die Diskussion um den maximal einstündigen Schulweg hält der SPD-Kandidat dabei für "eine Farce". Sein Ziel ist es, "eine weiterführende Schule in den Norden zu bringen, ohne den Landkreis zu spalten". Dies könne durch eine Gemeinschaftsschule gelingen, die keine Kronacher Schule in ihrer Existenz gefährden würde. Zudem sollte sie als Ganztagsschule geplant werden. Eine solche Schule könnte auch zu einem Schulterschluss mit den Mittelschulen in Pressig und Windheim sowie der FOS am Rennsteig führen, meint Gräbner.

"Was den Rufbus anbelangt, ist der Landkreis mit seinem Mobilitätskonzept auf einem guten Weg", betont er. Um mit dem Bus ein dauerhaftes Interesse zu wecken, müsse aber ein niedriger Benutzungspreis erreicht werden. Das müsse man ähnlich sehen, wie bei einem Schwimmbad, zu dem die Gemeinde auch immer etwas zuschießen müsse.

Der Bauhof-Nord stellt für Norbert Gräbner einen weiteren Schwerpunkt in seinen Zielsetzungen dar. "Es ist erforderlich, dass wir im Norden was machen", betonte er. In Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Bauamt müsse eine Lösung für ein zentrales Salzlager und eine zentrale Einrichtung im Norden des Kreises gefunden werden.

Der SPD-Kandidat möchte die Situation des Landkreises auch in weiteren Punkten flächendeckend verbessern. Die ärztliche Versorgung habe Luft nach oben. Die Drogenproblematik müsse durch eine "aufsuchende Hilfe und pädagogische Beratung" - auch bei Betroffenen in ihrem heimischen Umfeld - angegangen werden. Neue touristische Anreize seien zu setzen.




Kommentar von Marco Meißner


Gräbners erster Punch bringt die Spannung in den Wahlkampf zurück

Nach der Nominierung Klaus Löfflers als Landratskandidat im November mussten wir feststellen, dass die SPD große Chancen vertan und die CSU sich in den ersten beiden Runden um die Nachfolge Oswald Marrs einen klaren Punktevorsprung herausgeboxt hat. Auch die dritte Runde ging eindeutig an die Christsozialen, die seitdem das Kampfgeschehen diktierten.

Zu behäbig wirkte das Team in der roten Ecke; kaum einmal wurde ein Konter gesetzt, während der Kämpfer aus der schwarzen Ecke permanent und öffentlichkeitswirksam nach vorne marschiert ist. Der Fight um den Landratssessel drohte in einem vorzeitigen K.o. zu enden.

Doch wie einst Rocky im Film, so kam am Samstag auch die SPD hinter ihrer Doppeldeckung hervor und setzte zum Gegenschlag an. Und sie landete damit einen Treffer. Der Stil des Teams um Norbert Gräbner ist ein anderer, doch zeigte seine Wahlkampfführung erste Wirkung. Während die CSU schon bei der Nominierung durch einen Hochglanzauftritt und in der Folge durch genau getimte Aktionen bestach, gibt sich die SPD nun erdiger. Die Bürgernähe Gräbners soll herausgearbeitet werden und für den richtigen Punch bei der Aufholjagd der Sozialdemokraten sorgen. Ein Rezept, das am Samstag parteiintern aufging.

Der Marktrodacher Bürgermeister legte großen Wert darauf, nicht als der Herr Gräbner um den großen Titel in den Ring zu steigen, sondern als der Norbert von nebenan anzutreten. Das wirkte zu keiner Zeit gestellt, sondern spiegelte seinen Charakter ziemlich gut wider. Immer zu einem flapsigen Ausspruch und einem lockeren Gespräch aufgelegt, stellte Gräbner seine Ziele dar. Diese Runde könnte also an die rote Ecke gehen.

Mit einem sportlichen Kraftakt will der SPD-Kandidat nun dazu ansetzen, weiter Boden gutzumachen und das Punktekonto auszugleichen. Von Ort zu Ort will er den Wahlkampf tragen - zu Fuß. Ein "Marathon in Etappen" durch den Landkreis, den der begeisterte Ausdauerläufer bestens beherrschen sollte.

Die CSU wird allerdings sicher nicht tatenlos zuschauen, was da passiert. Daher lässt sich jetzt doch noch ein spannender Wahlkampf bis zur letzten Runde erwarten. Wie er ausgehen wird, dass bestimmen die Punktrichter, also auch Sie liebe Leser, als Wähler in wenigen Monaten.

Bei allem Austausch von harten Argumenten dürfte für Sie dabei erfreulich sein, dass der Wahlkampf nicht viel von einem Kampf hat. Beide Kandidaten konzentrieren sich auf ihre Stärken, bleiben sachlich und lassen Tiefschläge außen vor. Es sind eben beide echte Sportsmänner.