Niedrigzins bereitet der Sparkasse Kulmbach-Kronach Probleme
Autor: Veronika Schadeck
Kronach, Freitag, 29. Januar 2016
Die Sparkasse Kulmbach-Kronach will sich auch künftig den Herausforderungen der Zeit stellen. Für das Jahr 2016 erwartet der Vorstand im Kreditbereich ein leichtes Wachstum, aber gleichzeitig einen um etwa sechs Prozent sinkenden Jahresüberschuss.
Dies führte Vorstandsvorsitzender Klaus Scherr am Freitag beim Bilanzpressegespräch 2015 in der Hauptstelle Kronach auf den Niedrigzins zurück.
Um darauf zu reagieren, sollen die Sachkosten reduziert, die Provisionserträge geprüft und Steigerungen bei den Personalkosten vermieden werden.
Mit Geschäftsergebnis zufrieden
An den Ausführungen der beiden Vorstände Klaus Scherr und Harry Weiß wurde deutlich, dass das Geldinstitut durchaus mit dem soliden Geschäftsergebnis zufrieden sein kann. Den Verantwortlichen ist aber auch bewusst, dass das anhaltend niedrige Zinsniveau, die demografische Entwicklung und die zunehmende Digitalisierung Veränderungen mit sich bringen, auf denen sich die Führungskräfte und auch die Verwaltungsräte einstellen müssen.
Die Vorstände setzen daher auf Beratung, persönlichen
Kontakt, Qualifizierung der Mitarbeiter, auf kurze Wege, schnelle Entscheidungen in der Kreditanalyse und auf die Nähe zum Kunden. Harry Weiß und Klaus Scherr sind sich aber auch bewusst: "Wir werden uns anstrengen müssen!"
Die beiden Vorstände stellten klar, dass nach dem aktuellen Stand in den nächsten beiden Jahren keine Filialschließungen im Sparkassenbereich vorgesehen sind. Zudem soll die Mehrheit der Auszubildenden übernommen werden. Auch das soziale und gesellschaftliche Engagement soll im gleichen Maße beibehalten werden. Personalkosten sollen durch natürliche Fluktuation reduziert werden.
Im Kreditbereich zugelegt
Wie Klaus Scherr erläuterte, konnte die Sparkasse 2015 ein überdurchschnittliches Wachstum im Kundenkreditbereich, sowohl bei Privat- als auch bei Firmenkunden, verzeichnen. Auch im kommunalen Kreditbereich habe man zugelegt. Aufgrund des Niedrigzinsniveaus musste man aber ein Minus beim Jahresüberschuss hinnehmen. Scherr geht davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. "Wir können aber gut damit leben, weil wir die Kosten im Griff haben!"
Harry Weiß ging auf das Einlagen- und Wertpapiergeschäft ein. Die Kunden seien nicht mehr zu langfristigen Geldanlagen bereit. Sie würden mehr hin zum Wertpapierbereich tendieren. Weiß ist aber überzeugt, dass trotz aller Digitalisierung der Bedarf an persönlicher Betreuung bei den Kunden zunehmen wird.
In der Region verwurzelt
"Unsere Stärke ist die Verwurzelung in der Region", sagte der Kronacher Landrat und Verwaltungsratsvorsitzende Oswald Marr, der an die Sparkassenfusion zwischen Kulmbach und Kronach im Jahre 2005 einnerte.
Der Kulmbacher Oberbürgermeister, Henry Schramm, der 2015 den Verwaltungsratsvorsitz innehatte, ging auf die gute Zusammenarbeit zwischen kommunalen Vertretern und Sparkasse ein. Das Geldinstitut würde einen Konsolidierungskurs fahren. Die Sparkasse sei mit den 575 Mitarbeitern nicht nur ein wichtiger Arbeitgeber, sondern gebe jungen Menschen auch Perspektiven.
Schramm sprach zudem von einer angepassten Kostenstruktur, die "nicht nur Freude brachte". Er erinnerte an die getätigten Investitionen in den vergangenen Jahren. Ziel sei gewesen, die Sparkasse gut aufzustellen.
Steffen Potstada rückt nach
Bei der Bilanzpressekonferenz war auch von einem Generationswechsel in der Führungsebene die Rede. Abgesehen davon, dass Marr zum Jahresende aus seinem Amt als Landrat ausscheiden und damit auch seinen Vorsitz im Sparkassenverwaltungsrat an seinen Nachfolger übergeben wird, endet auch der Vertrag des Vorstandsvorsitzenden Klaus Scherr im Jahre 2020. Nicht zuletzt deshalb wird Steffen Potstada ab 1. Juni 2016 zum stellvertretenden und zum 1. Januar 2017 zum Vorstandsmitglied ernannt.
Es kam auch zum Ausdruck, dass im Moment niemand sagen kann, wie die Zukunft des Geldinstitutes langfristig aussehen wird. Überzeugt ist man jedoch, dass die Online-Girokonten und das Onlinebanking zunehmen werden (aktuell 51 Prozent). Zum Vergleich: Im Jahre 1998 waren dies 3,6 Prozent. Einig war man sich auch, dass die Sparkasse Kulmbach-Kronach ein starker Partner in der Region bleiben will.
Abschließend erwähnte Scherr einige Neuheiten. Er sprach unter anderem die Vorteile der Nutzung der Mastercard an sowie die Möglichkeit, eine persönliche Geheimzahl als Wunsch-PIN dauerhaft zu verwenden. Zudem ließ er wissen, dass die Sparkasse finanzielle Schäden im Onlinebanking ersetzt, falls Dritte die Zugangsdaten missbrauchen.
Die Kennzahlen
Bilanzsumme 2,370 Milliarden Euro (Vorjahr 2,265 Milliarden Euro)
Zinsüberschuss 50,474 Millionen Euro (52,965 Millionen)
Provisionsüberschuss 11,409 Millionen Euro (11,651 Millionen)
Jahresüberschuss 1,280 Millionen Euro (1,349 Millionen)
Ausleihungen an Kunden 1,173 Milliarden Euro (1,070 Milliarden)
Einlagen von Kunden 1,891 Milliarden Euro (1,854 Milliarden)
Steigerung des Kredit- und Einlagenvolumens 120,5 Millionen Euro; Wachstum der Kundenkredite 103 Millionen
Soziales Engagement inklusive Sponsoring rund 488 000 Euro vs